Verehrung des unbefleckten Herzens Mariä

Die Verehrung des heiligen und unbefleckten Herzens Mariens

Ein liebliches Bild von Maria, die ihr heiliges Herz zeigt; es ist mit Rosen umrankt, eine Liebesflamme und Lichtstrahlen kommen aus ihrem Herzen

Am Sonntag nach der Oktav der Himmelfahrt der Gottesmutter wird das Fest ihres heiligsten und reinsten Herzens gefeiert. Unter diesem heiligsten Herzen, welches das erste war, das in ihrem heiligsten Leib sich bildete, das am ersten lebte, am letzten erstarb, versteht die Kirche nach dem Sinn und Geist der heiligen Schriften vor allem das ganze Innere ihrer gebenedeiten Seele, den Willen und alle heiligen Gefühle und Neigungen derselben; aber die Kirche verehrt dieses heiligste Herz, das in der Brust der Gottesmutter geschlagen und auch im Himmel in Liebe nicht zu schlagen aufgehört hat, auch noch als die kostbarste Reliquie ihres jungfräulichen Leibes, welcher gewürdigt worden, das ewige Wort mit menschlichen Gliedern zu umkleiden.

Und mit Recht hat die Kirche die Verehrung dieses heiligsten Herzens, die schon seit langer Zeit in den Herzen ihrer Diener waltete, nicht nur erlaubt, sondern auch gebilligt und bestätigt. Denn dieses gebenedeite Mutterherz hat Gott das größte, das wohlgefälligste Opfer dargebracht unter allen Opfern, die seit dem Beginn der Welt der göttlichen Majestät dargebracht wurden. –

Dieses aller liebevollste Mutterherz war nämlich der Altar, auf welchem die göttliche Jungfrau, stehend unter dem Kreuz in unnennbarem Schmerzen, das geliebteste Leben ihres göttlichen Sohnes dem himmlischen Vater für das Heil der Menschen opferte. Dort auf dem Kalvarienberg unter dem Kreuz sind wir die Schmerzenskinder dieses unendlich liebenden Mutterherzens geworden; dort hat uns Jesus, unser göttlicher Erlöser, an das liebenswürdigste Herz seiner gebenedeiten Mutter gelegt, und damit auch die Liebe und Zuneigung zu demselben und die Hingabe an dasselbe, Allen, die an ihn glauben, eingeflößt. So lange die Dankbarkeit noch eine Tugend, so lange sie noch als Pflicht, so lange sie noch als ein unserer Natur inne wohnendes Bedürfnis sein wird, so lange wird auch das Herz Mariens ein Gegenstand unserer Liebe, unserer Verehrung, unserer Hingabe sein für die unermessliche Liebe, mit der uns dies Herz geliebt hat. Und so lange noch wahre Mutterliebe die Kindesliebe erweckt und nährt, so lange wird auch Maria nach Gott den nächsten Platz in unseren Herzen haben, und nach dem hochheiligen Herzen Jesu wird immer das reinste Herz seiner erhabenen Mutter der süßeste Gegenstand unserer Neigungen sein.

Mit einem Wort: wenn man mich fragen würde, warum ich dieses heiligste Herz so liebe und so hoch verehre, so würde ich kurz darauf antworten:

Soll ich das beste Herz, das Herz meiner Mutter nicht lieben und ehren? O dieses gebenedeite Herz hat die heiligsten Ansprüche auf meine tiefste Huldigung! Ist dieses Herz nicht das Paradies Gottes (St. Bernard); das kostbarste Gefäß des Allerhöchsten (St. Ephrem); das Meisterwerk seiner Hände (Derselbe); der Palast der ganzen Dreifaltigkeit (St. Bonaventura); die Form Gottes (forma Dei) (St. Augustin); das teuerste Geschenk Gottes (St. Johannes Damsc.); der Himmel des Gottmenschen (St. Bernard); der Altar Gottes (St. Ambrosius); das Brautbett Christi (St. Augustin)?

Ist dieses Herz nicht die Zuflucht, die Leiter, die Brücke aller Sünder, der Brunnen der Versöhnung, der Balsam duldender Seelen, der Tabernakel des Friedens, der Schild des Heils? Und ein Christ sollte sich wundern, daß dieses Herz Altäre und ein Fest hätte? Nein die kindliche Liebe zu diesem gebenedeiten Herzen hat schon lange demselben ein Fest zugedacht; Bischöfe haben dies Fest in ihren Diözesen eingeführt; Päpste, Klemens IX., Klemens X. (1668 und 1674) haben die Andacht und das Fest bestätigt, und auch du, christlicher Leser, wirst dieses Fest mit möglichster Andacht feiern, denn es ist das Fest des aller liebreichsten Herzens Mutter! –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 1927 – Sp. 1929

Tags: Maria

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