Heiligenkalender
2. Dezember
Heilige Bibiana von Rom Märtyrerin
Kaiser Julian, der Neffe Konstantin des Großen, hatte zwar die heilige Taufe empfangen, war aber im Herzen Heide geblieben und versuchte den meineidigen Frevel, die Altäre Christi den alten Götzen zurück zu geben. Er begann die Unterdrückung des Christentums nicht mit Feuer und Schwert, sondern mit Schlangenbosheit: er stiftete Uneinigkeit, verbot den Christen als öffentliche Lehrer der Wissenschaften aufzutreten, entzog den Kirchen ihre Einkünfte, den Geistlichen ihre Privilegien, den Schulen die religiöse Fortbildung, besetzte die wichtigsten Staats- und Militärämter mit fanatischen Heiden und beseitigte gewaltsam alle katholischen Männer von Ansehen und Einfluß.
In Rom war Flavian, ein Mann von hohem Adel und bedeutendem Ansehen, sehr tätig, die christlichen Mitbrüder zu schützen und zur Standhaftigkeit zu ermuntern. Apronian, der neue von Julian eingesetzte Stadtpräfekt, ließ ihn von der Seite seiner frommen Gattin und der zwei ausgezeichneten Töchter wegreißen und vor Gericht bringen; er verlangte, daß er den Staatsgöttern opfere oder sterbe. Flavian erklärte freimütig: „Ich bin ein Christ und will als solcher leben und sterben.“ Apronian befahl, ihm alle Ehrenzeichen des Adels wegzunehmen und dafür das Schandmal des Sklavenstandes auf die Stirne zu brennen. Da der unerschrockene Bekenner für diese Pein und Schmach Gott dankte und bei seiner ersten Erklärung standhaft blieb, befahl der Präfekt, daß man ihm mit glühenden Eisen die Augen ausbohre, alle seine Güter einziehe, und schickte ihn aus Furcht vor dem Volk in die Verbannung, wo bald Hunger und Elend das Opfer seines Lebens vollendete. – Sein Andenken feiert die Kirche am 22. Dezember. –
Nun kehrte sich Apronian`s Haß zunächst gegen Dafrosa, Flavian`s treffliche Gemahlin, und er forderte sie auf, den Göttern des Kaisers zu opfern. Als sie diese Zumutung mit Abscheu zurückwies, wurde sie ebenfalls in die Verbannung gewiesen und bald darauf enthauptet. Ihr Fest feiert die Kirche am 4. Januar.
Mit den zwei verwaisten Töchtern Demetria und Bibiana, gar zarten und schönen Jungfrauen, meinte der Tyrann ein leichtes Spiel zu haben. Er redete ihnen mit schmeichelnder Freundlichkeit zu, sie möchten den Staatsgesetzen den schuldigen Gehorsam leisten und sich der Gunst des Kaisers würdig machen, die derselbe ihnen huldvollst zuwenden werde; er versprach, ihnen das ganze elterliche Vermögen zurück zu geben, wie ein Vater für sie zu sorgen und sie an Adel ebenbürtigen Männern zu beglücken; er drohte ihnen, wofern sie seine Huld und Gnade verachteten, so werde er ihren Hohn und Trotz furchtbar züchtigen.
Demetria und Bibiana erklärten furchtlos: „Wir werden deinen Götzen niemals opfern; wir sind reich genug im Besitz unseres heiligen Glaubens und in der seligen Hoffnung, im Himmel mit unsern teuren Eltern zu ewiger Freude vereinigt zu werden; wir haben schon längst Jesus Christus zu unserm Bräutigam erwählt und werden Ihm die gelobte Liebe und Treue niemals brechen.“ Apronian erwiderte mit grimmigem Ärger: „Ha, ich werde euern weibischen Hochmut und Trotz schon beugen“, und ließ sie in einen finstern, schmutzigen Kerker abführen. Fünf Monate dauerte ihre leidenvolle Gefangenschaft; sie hatten Hunger und Durst, Feuchtigkeit und Gestank zu ertragen und beständig gegen die kränkendsten Misshandlungen des heidnischen Übermuts zu kämpfen; aber im heißen Gebet und in der Gnade Gottes fanden sie süßen Trost, daß sie im bittersten Elend und Schmerz in lauten Lobliedern die göttlichen Erbarmungen priesen. Wohl nahmen ihre Körperkräfte ab, aber die Schönheit ihres Angesichtes wurde nur noch frischer und blühender.
Endlich stellte Apronian das zweite Verhör an, wiederholte seine früheren Versprechungen und verschärfte seine Drohungen. Inzwischen brach Demetria, die jüngere, von körperlicher Schwäche überwältigt, zusammen und hauchte, das freudige Bekenntnis Jesu Christi auf den Lippen, den Geist aus. –
Ihr Andenken wird gefeiert am 21. Juni. –
Bibiana, der nun Vater, Mutter und Schwester in siegreichem Kampf voraus- und triumphierend in den Himmel eingegangen waren, stand noch allein da voll Sehnsucht nach den Ihrigen. Alle Bosheit der Hölle strengte der Präfekt an, um Bibiana, da er sie nicht ihres heiligen Glaubens berauben konnte, doch um ihre Unschuld zu bringen; allein ihr anhaltendes Gebet, ihr kindlich inniges Gottvertrauen schützte sie wunderbar, bis endlich Apronian in seiner ratlosen Ohnmacht gegenüber ihrem unbesiegbaren Widerstand zur Wut erbittert, sie an eine Säule binden, mit Stöcken totschlagen und ihren Leib den Hunden zum Fraß liegen ließ. Gott schützte ihn wunderbar gegen jede Verunehrung, bis der Priester Johannes in der zweitenNacht ihn weg nahm und in ihrem Hause begrub. Im fünften Jahrhundert baute Papst Simplicius eine Kirche über demselben. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 901 – S. 902