Heilige Regina Jungfrau und Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

7. September

Die heilige Regina Jungfrau und Märtyrerin

Im Jahre 238 wurde die heilige Regina zu Alise in Burgund (Frankreich) geboren. Ihre Eltern waren Heiden. Bald nach ihrer Geburt verlor sie ihre Mutter; darum mußte ihr der Vater eine Amme verschaffen, und diese war eine Christin, was der Vater nicht wußte. Er überließ derselben die gänzliche Obsorge und Erziehung seiner geliebten Tochter. Die fromme Amme hatte keine andere Absicht, als mit der Zeit sie zur Christin zu erziehen. Daher brachte sie ihr gleich beim Erwachen der Vernunft alles bei, was ihr Liebe und Hochachtung für den christlichen Glauben einflößen konnte. Gott hatte Regina mit nicht geringem Verstand begabt und fügte dieser Gabe das Geschenk seiner Gnade bei, und so ward es Regina nicht schwer, sowohl die Nichtigkeit der heidnischen Götter als die Wahrheit unserer heiligen Religion zu erkennen.

Auf diese Erkenntnis folgte der Entschluß, das Christentum anzunehmen und sich heimlich taufen zu lassen. Weil aber die sorgfältige Amme wohl vorher sah, welch ein entsetzliches Ungewitter entstehen und sich entladen würde, wenn der Vater dies erfahren hätte, so bemühte sie sich, die neu getaufte Regina zur bevorstehenden Marter vorzubereiten. Sie erzählte ihr, was für Qualen schon so viele zarte Knaben und Jungfrauen des christlichen Glaubens wegen erduldet hätten, wie herzhaft sie dieselben gelitten, wie wunderbar Gott sie gestärkt, welch ein großes Glück es sei, Christus zuliebe etwas zu leiden, und welche unbeschreibliche Belohnung jene zu erwarten hätten, die im Bekenntnis Christi ihr Leben hinopfern. Nebstdem erklärte sie ihr den hohen Wert der jungfräulichen Reinigkeit mit so nachdrücklichen Worten, daß Regina sich entschloß, sie Gott auf ewig zu geloben. Im übrigen war der Lebenswandel, den sie führte, so beschaffen, daß sie von allen bewundert und hoch geschätzt wurde.

Ihr Vater, der nicht wußte, daß Regina eine Christin sei, und sie sehr liebte, suchte sie durch eine anständige Heirat zu versorgen. Als er ihr einst dies mitteilte und ihre Einwilligung verlangte, sprach sie zu ihm: „Vater! Ich weiß, daß ihr mich liebt und nichts anderes sucht, als mich glücklich zu machen durch die Verehelichung mit jenem, den ihr mir antragt. Wie wäre es aber, wenn ich jemand wüßte, der mich noch glücklicher machte, würdet ihr mich wohl entgegen sein?“ – „Nein“, antwortete der Vater, „sondern ich wollte dir noch dazu helfen. Allein wo wirst du einen solchen finden?“ „Ich habe ihn schon gefunden“, antwortete Regina, „und dieser ist Jesus Christus, mein Heiland; diesen habe ich erwählt; diesem habe ich meine Treue versprochen.“ Bei diesen Worten geriet der Vater ganz außer sich. Da er sich ein wenig erholte, sprach er mit zornigen Worten: „Wie, meine Tochter! Sollst du eine Christin sein? Hast du dich bezaubern lassen, daß du diesen vo verachteten Glauben angenommen hast? Nimmermehr werde ich dies gestatten. Besinne dich nur geschwind, ob du an mit lieber einen Tyrannen als einen Vater haben wollest.“ Regina gab unerschrocken zur Antwort. „Ich bin nicht bezaubert. Der christliche Glaube ist kein verachteter Glaube. Ein Christ zu sein ist die größte Ehre. Ich habe keine weitere Überlegung notwendig. Ich bin eine Christin und will als eine Christin leben und sterben.“ Ihr Vater wußte vor Unmut nicht, was er sagen sollte, und ging davon. Die hl. Jungfrau eilte sogleich zu ihrer Amme und erzählte ihr, was vorgegangen war. Diese fiel ihr vor Freude um den Hals, wünschte ihr Glück zu einem so hoffnungsvollen Anfang und ermahnte sie, durch eifriges Gebet von Gott die Gnade die Gnade und Stärke zu dem ganz gewiß bevorstehenden noch schwereren Kampf zu erbitten. Regina gehorchte, und wirklich begann dieser Kampf bald; denn der Vater drang oft mit guten und ernsten Worten und mit strengen Drohungen in sie; doch alles vergebens. Regina blieb fest bei dem Entschluß, als eine Christin und Jungfrau zu leben und zu sterben.

Zu jener Zeit kam Olybrius, Landpfleger in Gallien, von Marseille nach Alise, wo Regina wohnte. Sobald er von dem, was sich mit Regina ereignete, Bericht erhalten hatte, ließ er sie zu sich führen und eröffnete ihr, daß er selbst sie zur Gemahlin verlange; er hoffe daher, keine abschlägige Antwort zu erhalten. Regina begegnete ihm zwar mit großer Höflichkeit, sagte ihm aber ganz freimütig in das Gesicht, daß sie schon eine Christin geworden und Christus zu ihrem Bräutigam erwählt hätte. Dem Olybrius mißfiel diese Antwort; und weil er weder durch wiederholtes Schmeicheln, noch durch grausame Drohungen etwas ausrichtete, ließ er Regina in den Kerker abführen und mit einer Kette so an eine Mauer schließen, daß sie weder sitzen noch liegen konnte. Einen Monat lang dauerte diese Marter. Während dieser Zeit suchten sowohl ihr Vater als andere Verwandte die Bekennerin Christi von dem wahren Glauben abwendig zu machen; aber alles vergebens. Regina achtete alles Zureden nicht, war voll Freude und schätzte sich glückselig, um Christi willen etwas zu leiden, und rief zu Gott nur um die Gnade, für den Glauben sterben zu können. Olybrius griff nun zu dem Äußersten. Er ließ in seiner Gegenwart Regina auf eine Folter spannen und mit solcher Grausamkeit an allen Gliedern des Leibes geißeln, daß die Anwesenden voll Mitleid über den Landpfleger öffentlich zu murren begannen. Dieser befahl aus Furcht vor einem allgemeinen aufstand, Regina wieder in den Kerker zu werfen.

Die beharrliche Bekennerin Christi brachte die ganze nacht im Gebet zu. Am Ende derselben hatte sie folgende trostreiche Erscheinung. Sie sah ein großes Kreuz von der Erde bis in den Himmel. Oben auf dem Kreuz war eine hell glänzende Taube. Dabei hörte sie diese deutlichen Worte: „Fasse ein frohes Herz, du geliebte Brau Jesu Christi! Deine Jungfräulichkeit und Geduld haben dir eine Krone zubereitet, die du bald empfangen wirst. Dein Kreuz, dein Leiden wird dir eine Leiter zum Himmel sein.“ O! Welchen Trost, welche Stärke erlangte die heilige Jungfrau durch diese Erscheinung! Am folgenden Tage wurde sie auf Befehl des Olybrius wieder auf der Folter ausgespannt und an ihrem ganzen noch verwundeten Leibe mit brennenden Fackeln gepeinigt und darauf in eine mit kaltem Wasser gefüllte Wanne gesetzt. Während dieser Marter empfand sie keine schmerzen mehr, sondern redete mutvoll zu dem umstehenden Volk und ermahnte dasselbe zur Erkenntnis des einzigen wahren Gottes, den sie als Christin verehrte und anbetete. Während der Anrede sah sie wieder jene Taube, welche ihr in dem Kerker erschienen war. Diese trug in ihrem Schnabel eine kostbare Krone und näherte sich mit derselben dem Haupte der heiligen Märtyrerin. Man hörte eine Stimme, die da rief: „Komm, Regina! Auf daß du mit deinem Bräutigam im Himmel regierest.“ Mehr als 800 Heiden bekehrten sich bei diesem Wunder zu dem Glauben an Christus. Olybrius aber blieb verstockt und ließ endlich der heiligen Regina das Haupt abschlagen im Jahre 251, als sie kaum 16 Jahre alt war. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 708 – S. 710

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