Heiligenkalender
10. September
Der gottselige Pater Karl Spinola, Jesuit
Karl Spinola stammte aus einer hochadeligen Familie zu Genua. Schon als Student hatte er ein inniges Verlangen, in die Gesellschaft Jesu zu treten, wie ihm dies auch ein gottseliger Priester voraus gesagt hatte mit dem Beifügen, er werde als Missionar nach Japan kommen und dort des Martertodes sterben. Obgleich er die Aussicht zu den höchsten Würden und Ämtern hatte, war sein Verlangen, Jesuit zu werden, doch so groß, daß er seinem Vetter, dem Kardinal Philipp Spinola, unter anderem schrieb:
„Wenn mir Sie die Erlaubnis hierzu nicht geben, so werde ich sie mir selbst nehmen, in das Kollegium der Jesuiten gehen und mich nicht heraus treiben lassen, auch wenn mich die Patres hinaus werfen würden. Und wollten mich die Patres dennoch nicht aufnehmen, dann werde ich an den General schreiben; und schlägt dieser meine Bitte ab, dann werde ich an Se. Päpstliche Heiligkeit mich wenden; und sollte auch dieser mich nicht hören, so wird es doch noch einen Winkel auf der Erde gehen, wo ich mein Leben in Abgeschiedenheit zubringen kann. Ist Gott für mich, wer ist wider mich!“ Wirklich trat er in den Jesuitenorden, und schon bei seinem Eintritt äußerte er das innigste Verlangen, nach Japan gesendet zu werden, und zwar nicht bloß, um dortselbst die Ungläubigen zu Gott zu bekehren, sondern auch um recht weit von seinen Blutsverwandten entfernt zu sein und keine hohe Würde annehmen zu müssen, und endlich in Japan des Martertodes zu sterben. Dies Verlangen trug er auch täglich Gott im Gebet vor, wobei er auch die Hoffnung aussprach, daß er in Japan wie Christus am Kreuz sterben werde. Wer ihn beten hörte, ward von gleicher Liebe entzündet. Einem Pater schrieb er über dieses sein Verlangen: „Ach Vater Pampili! Wann wird die Zeit kommen, der Tag, die Stunde und der Augenblick, wo ich mein Leben für Christus aushauchen werde. Wie süß ist es, nur an die Pein des Todes zu denken, die ich für Christus dulden werde!“
Wirklich ward sein Verlangen erfüllt. Er kam nach Japan, wo er zwanzig Jahre unermüdlich an der Ausbreitung des Reiches Gottes arbeitete und mit eigener Hand 5000 Heiden taufte. Der Kaiser von Japan hatte die Jesuiten aus seinem Reich verbannt; Karl Spinola aber durfte bleiben, denn er – lag im Gefängnis. Immer nur das Verlangen des Martertums im Herzen, nannte er sich nur Joseph vom Kreuz. In Ketten und Banden liegend, war er immer heiter und fröhlich. Man konnte ihn betrüben, wenn man ihm sagte, daß er keine Hoffnung habe, für Christus zu sterben. Das Gefängnis, in welchem er lag, teilte er mit 32 Gefährten, unter denen Pater Ambrosius sich befand, der den Leiden erlag. Das Gefängnis war so eng, daß jeder nur 3 Spannen Platz hatte. Sie erhielten nur so viel Speise, daß sie nicht verhungerten. Krankheiten aller Art lichteten ihre Reihen. Ihre Kleider faulten ihnen vom Leib; Ungeziefer peinigte sie. Ungeachtet dieser Qualen trug Pater Karl, nach Leiden unersättlich, noch ein Bußhemd, fastete und geißelte sich täglich; die Festtage ausgenommen. Vier Jahre dauerte die schreckliche Gefangenschaft. Endlich wurde er zum Feuertod. Als er auf der Richtstätte angelangt und zu dem Pfahl gekommen war, an den er gebunden und verbrannt werden sollte, fiel er vor demselben nieder, umfing ihn inbrünstig und drückte ihn ans Herz. In Gegenwart von 30000 Christen ward er mit noch acht Leidensgefährten lebendig verbrannt am 10. September 1622. –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 1016 – Sp. 1018 und Sp. 2042 – Sp. 2044
siehe auch den Beitrag: Die 26 heiligen Märtyrer von Nagasaki