Heiliger Petrus Canisius Jesuit

Christus sitzt in der Mitte, Löwe und Stier zu seinen Füßen

Heiligenkalender

27. April

Der heilige Petrus Canisius Jesuit

Seit dreihundert Jahren ist „der Canisi“, d. h. das Büchlein über die christlichen Glaubens- und Sittenlehren, welches der selige Petrus Canisius verfaßt hat, der liebe Hausfreund in gar vielen katholischen Familien deutscher Zunge.

Petrus, zu Nijmegen in Holland 1521 geboren, stammte aus dem vornehmen Geschlecht de Hondt und zeigte schon als Knabe großen Eifer zur Frömmigkeit und treffliche Anlagen zu den Wissenschaften. Er studierte zu Köln und glänzte unter allen Mitschülern nicht nur durch tiefe Religiosität, sondern auch durch großes Wissen in der Philosophie, Rechtsgelehrsamkeit und Theologie. Sein Vater hatte ihm eine sehr vorteilhafte Heirat eingeleitet; er aber erklärte, daß er sich durch das Gelübde der ewigen Keuschheit ganz dem Dienst Gottes geweiht habe und in den geistlichen Stand zu treten beabsichtige. Nach eifrigem Gebet suchte und fand der ausgezeichnete junge Gelehrte Aufnahme in die Gesellschaft Jesu.

Während des Noviziates schon war Petrus ein Muster des Fleißes und der Tätigkeit in Ausübung geistlicher und leiblicher Werke der Barmherzigkeit. Der Tod seines Vaters machte ihn zum Erben eines großen Vermögens, er aber behielt keinen Kreuzer für sich, sondern opferte Alles zu Werken der Liebe und Frömmigkeit.

Nach Ablegung der Gelübde und nach Empfang der Priesterweihe heiligte er jede Stunde durch Studium, Predigen, Christenlehren und seelsorgliche Arbeiten; Alle staunten über die großen Leistungen dieses jungen Mannes, den die göttliche Barmherzigkeit zu ihrem besonderen Werkzeug auserwählt hatte. Denn um diese Zeit drohte Köln ein schreckliches Unglück; sein fast 80-jähriger Erzbischof begünstigte heimlich die Ketzerei Luther`s. Canisius, von seinen Mitbrüdern treu unterstützt, kämpfte mit der aufopferndsten Anstrengung wider die eindringende Irrlehre, erwirkte die Absetzung des treulosen Erzbischofs und die Wahl eines frommen Nachfolgers und rettete so dieser Stadt den heiligen, katholischen Glauben, wofür ihm die Bürger jetzt noch dankbar sind.

Erst 26 Jahre alt wurde Canisius als gelehrter Theologe zum Consilium von Trient berufen, auf dem seine Demut wie seine Gelehrsamkeit bewundert wurde. Auf Bitten des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern kam Canisius sodann an die Universität Ingolstadt als Professor der Theologie und leistete zugleich im Predigtamt so Ausgezeichnetes, daß keine Kirche die Menge seiner Zuhörer zu fassen vermochte, und er auf öffentlichen Plätzen seine Belehrungen halten musste. In kurzer Zeit gelangte die Hochschule, deren Rektor er geworden, zu hohem Ansehen, und die Professoren selbst legten eine Urkunde voll des Dankes und Ruhmes für den unvergleichlichen Canisius im Stadtarchiv nieder.

Nach dreijährigem wirken in Ingolstadt musste er sich auf Bitten des römischen Königs Ferdinand I. nach Wien begeben, wo eine ungeheure Arbeit seiner wartete. Denn diese Stadt war schon sehr von den Glaubens-Neuerungen angefressen, mehrere Klöster standen leer, die Priester wurden mit Spott, Hohn und Tätlichkeiten verfolgt, ja seit zwanzig Jahren war kein Priester mehr geweiht worden, mehr als dreihundert Pfarreien hatten keine Seelsorger.

Canisius, der berühmte Prediger, hatte anfangs acht bis zehn Zuhörer; aber das entmutigte ihn nicht; eine ausgebrochene Pest beschleunigte seinen Sieg. Denn die Liebe und Aufopferung, die er in diesen Tagen der Trübsale so rührend bewährte gegenüber den Irrlehrern, welche feige davon flohen, zeigte den Verführten klar, wer die wahre Lehre Jesu verkünde. Das Zutrauen zu ihm wuchs mit jedem Tage, besonders weil er in der Erziehung der Jugend herrliche Früchte erzielte. Sein Eifer trieb ihn zu äußerst anstrengenden Missionen, die der gütige Gott durch viele Bekehrungen und Rücktritte zur katholischen Kirche segnete.

Ferdinand I. begehrte dreimal in Rom, daß Canisius Bischof seiner Hauptstadt werde, aber unbesiegbar blieb seine Demut und die Entschiedenheit des hl. Ignatius. Er verrichtete wohl die strengen Arbeiten des Bischofs, aber die reichen Einkünfte desselben rührte er mit keinem Finger an.

Zum Provinzial der Jesuiten in Deutschland ernannt, musste Canisius nach Prag gehen, um ein Kollegium einzurichten. Bei seiner Ankunft daselbst wurde er mit Kot und Steinen beworfen und war selbst am Altar nicht sicher; aber diesen Haß vergalt er mit noch größerer Liebe, so sich seine Verfolger vor sich selbst schämten, die Protestanten ihre Söhne seinem Kollegium zur Erziehung anvertrauten und zwei der angesehensten lutherischen Prediger sich bekehrten.

Von Prag, dem er durch seine zweijährige Tätigkeit einen neuen Geist eingehaucht hatte, ging er zurück nach Bayern, um in mehreren Städten Kollegien der Gesellschaft zu errichten. In Augsburg warf sich ihm der Kardinal-Bischof Otto zu Füßen und erklärte ihm, er werde nicht eher wieder aufstehen, als bis er ihm die Füße gewaschen. Umsonst widersetzte sich Canisius, zuletzt sprach er: „Ihr wollt es so, gnädigster Herr! Und ich muss, wie einst mein Namenspatron dem Willen desjenigen mich unterwerfen, in dem ich die Person Jesu Christi verehre. Aber glaubt sicher, wenn Ihr in diesem Punkt vor Gott und den Menschen über mich den Vorzug der Demut habt, so bleibt mir doch der Vorteil, gedemütigter zu sein als Ihr.“

Canisius wurde hier von den Protestanten begeifert und verleumdet mit Wort und Schrift; aber der Glanz seiner Tugenden, die Macht seiner Predigten und die Liebe seines Herzens triumphierte so vollständig, daß selbst seine Feinde ihn bewundern mussten und das katholische Leben allgemein in ganz unerwarteter Kraft aufblühte. Auch hier trug die ausgebrochene Pest viel dazu bei, die Seelen für die Wahrheit und Schönheit der katholischen Kirche empfänglicher zu machen.

Nach seiner Romreise zur Wahl eines Ordensgenerals kehrte er nach Deutschland zurück, wo er in allen größeren Städten Kollegien errichtete oder das Wort Gottes verkündigte. Zu Innsbruck versah er sieben Jahre lang in der Hofkirche die Kanzel und wünschte als Greis von sechzig Jahren zu Dillingen sich in die Verborgenheit zurück zu ziehen.

Allein der päpstliche Nuntius zu Luzern bat ihn, in die Schweiz zu kommen zur Verteidigung der katholischen Religion gegen die Irrlehre des Zwingli und Calvin, vorzüglich im Kanton Freiburg; und sein das Heil der Seelen so innig liebendes Herz folgte dem Ruf. Noch 17 Jahre heiligte er dort sein Leben durch Arbeiten und Leiden aller Art. Regelmäßig predigte er alle Sonn- und Feiertage in der Stadtkirche; an Werktagen ging er auf das Land, um auch da das christliche Leben zu wecken und zu pflegen. Er hatte den Trost, daß der Rat von Freiburg durch einen Eid sich verpflichtete, die katholische Religion im Land aufrecht zu erhalten, ihm zur Errichtung eines Kollegiums behilflich zu sein, und daß nach wenigen Jahren kein Irrgläubiger mehr im Kanton wohnte. In seinem 69. Jahr machte ihm ein Schlaganfall das Predigen unmöglich; doch arbeitete er mit gleichem Eifer durch Gebet, Bußwerke und fromme Schriften fort, bis der Herr ihn am 21. Dezember 1597 in die ewige Ruhe aufnahm. Sein Leib, durch viele Wunder verherrlicht, befindet sich in der Jesuitenkirche zu Freiburg und wird jetzt noch von frommen Verehrern viel besucht. Am 20. November 1864 hat ihn Pius IX. feierlich selig gesprochen. Unter seinen hinterlassenen Schriften ist sein Katechismus die kleinste, aber mit dem größten Ruhm gekrönte; derselbe hat fast wunderbare Früchte getragen.

aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 920-922

Zur Heiligsprechung von Petrus Canisius siehe den Beitrag: Dekretalschreiben Pius XI. zur Heiligsprechung von Petrus Canisius

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