Heiliger Dominikus von Silos Abt

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

20. Dezember

Der heilige Dominikus von Silos, Abt

Der heilige Dominikus, ein wegen vieler und großer Wunder berühmter Abt aus dem Orden des heiligen Benedikt, ward im Dorfe Cannas in Navarra (Spanien) als Sohn gering bemittelter, sehr gottesfürchtiger Eltern geboren. Als ein Jüngling wurde er von dem Vater zum Schafe hüten angehalten. Bei diesem Geschäft führte er ein sehr unschuldiges Leben und wendete viel Zeit zum Gebet und zur Betrachtung himmlischer Dinge an. Hieraus entstand in ihm der Entschluß, Gott allein mit Hintansetzung aller zeitlicher Sorgen in einer Einöde zu dienen. Zuvor aber widmete er sich dem Studium und wurde Priester. Er suchte dann in der Wildnis einen Platz, baute für sich eine einfache Hütte zur Wohnung und brachte daselbst eine geraume Zeit in Ruhe und Freude des Herzens zu. Gott gab ihm aber in den Sinn, es würde seiner Seele heilsamer sein, wenn er sich auf dem Wege der Tugend, den er zu wandeln beschlossen hatte, von anderen in einem Kloster belehren und leiten ließe. Daher verließ Dominikus seine Einöde, kam in das Kloster zum heiligen Aemilian und wurde da in den Orden des heiligen Benedikt aufgenommen. In wenigen Jahren machte er einen so erwünschten Fortgang sowohl in der Tugend, als in den Wissenschaften, daß er nach einiger Zeit zum Abt des verfallenen Klosters von St. Maria ernannt wurde. Er stellte dasselbe wieder her und stand seinen Untergebenen als schönstes Tugend-Beispiel so lange vor, bis er durch die Gewalttätigkeit des Königs Garcias von Navarra daraus verjagt wurde.

Den geizigen König gelüstete nämlich schon lange nach den Schätzen des Klosters, oder vielmehr der Kirche dieses Klosters, und Tag und nacht sann er darauf, wie er selbe an sich ziehen könnte. Anfangs begehrte er dieselben mit aller Höflichkeit von Dominikus, als dem Obern des erwähnten Klosters. Da er aber damit nichts erreichte, fing er zu drohen an. Allein Dominikus widersetzte sich mit allem Ernst und beteuerte öffentlich, eher Leib und Leben zu lassen, als zu gestatten, daß etwas, was Gott und zu seiner Ehre einmal geweiht sei, auf eine so ungerechte Weise ihm entzogen werde. Der König erzürnte sich über diese Erklärung des heiligen Abtes so heftig, daß er, um desto ungehinderter sein Vorhaben ausführen zu können, ihn samt einigen anderen Religiosen mit Gewalt aus dem Kloster verjagte.

Dominikus begab sich zu dem König von Kastilien, Ferdinand dem Ersten, welcher ihn mit Freuden aufnahm, weil er schon sehr viel von dessen Tugend und Heiligkeit gehört hatte. Er übergab ihm das Kloster von Silos zur Wohnung, welches früher in größtem Ruhme gestanden war, damals aber wegen Mittellosigkeit ganz leer und verlassen war. Der heilige Abt begab sich mit seinen Ordensbrüdern dahin, renovierte dasselbe samt der Kirche, so gut er konnte, und bezog es im Namen des Herrn. Gott schickte ihm teils Jünglinge, teils schon erwachsene Männer zu, die unter seiner Anleitung ein geistliches Leben zu führen verlangten. Dominikus führte sie alle durch Lehre und Beispiel auf den Weg der Vollkommenheit. Dreiundzwanzig Jahre stand er diesem Kloster als Abt vor. Der Ruf von seiner Heiligkeit breitete sich durch ganz Spanien aus, und Gott der Herr selbst machte ihn noch glorwürdiger durch viele und ganz unleugbare Wunder.

Nichts zu erwähnen von Blinden, die er sehend; von Stummen, die er redend; von Tauben, die er hörend gemacht, wollen wir nur erwähnen von Wundern in Bezug auf Gefangene. Es lagen damals sehr viele Christen in schwerer Gefangenschaft bei den Mohammedanern (Mauren). Den armseligen Zustand derselben bedauerte der heilige Abt von Herzen, nicht sowohl wegen dessen, was diese Gefangenen an dem Leibe zu leiden hatten, als wegen der Gefahr, von dem christlichen Glauben abzufallen. Viele Gebete, viele heilige Meßopfer und Bußwerke opferte er Gott dem Herrn für das Heil derselben auf. Konnte er mit Geld etwas zu deren Erlösung beitragen, so tat er dies mit größter Freude. Einige dieser Gefangenen hatten den heiligen Abt schon vor ihrer Gefangenschaft gekannt und vieles von dessen Wundern gesehen oder gehört. Andere hatten ihn daraus kennen gelernt, was erst bemeldete Gefangene ihnen von demselben erzählt. Alle diese Gefangenen setzten ein großes Vertrauen auf dessen Fürbitte bei Gott und riefen ihn, obwohl er noch auf Erden lebte und weit entfernt war, um die Erlösung aus der Gefangenschaft an. Andere stellten Gott dem Herrn die Verdienste dieses seines treuen Dieners vor und baten ihn demütigst, sie zu erlösen. Es mochten dergleichen Gefangene noch so fest geschlossen, noch so gut bewacht und verwahrt, auch noch so weit entfernt gewesen sein, als es immer möglich war; wenn sie ihr Gebet auf besagte Weise mit Andacht und fester Zuversicht verrichteten, so wurden sie durch eine himmlische Kraft aus dem Angesicht der Mohammedaner entführt und sie wußten nicht wie, vor die Pforte des Klosters zu Silos gestellt. Man sah fast täglich eine ziemliche Zahl derselben, welche voll Freude dem heiligen Mann zu Füßen fielen, Gott und ihm für die erlangte Freiheit dankten und ihre Ketten, mit denen sie entführt worden waren, zum ewigen Gedächtnis in der Kirche des Klosters aufhingen. Fast die ganze Kirche wurde noch bei Lebzeiten des heiligen Abtes auf diese Weise behängt. Nach seinem Tode geschah ein Gleiches, und man hat viele Kirchen und Kapellen, welche zur Ehre dieses Heiligen erbaut worden sind, auf gleiche Weise mit Ketten behängt gefunden.

So wunderbar oder unglaublich manchem diese Erzählung scheinen mag, so gewiß und unleugbar ist sie; denn sie gründet sich auf die Zeugnisse zahlreicher Menschen, welche diese so wunderbaren Begebenheiten mit Augen gesehen haben. Als der heilige Dominikus sein Lebensende nahe erkannte, bereitete er sich dazu mit allem Eifer, ermahnte seine Untergebenen zur Standhaftigkeit in der Tugend und Vollkommenheit, sagte viele künftige Dinge mit prophetischem Geist vorher und entschlief in Gott dem Herrn im Jahre 1073. Während der letzten Krankheit hatte er das Bild des Gekreuzigten, welches er zur Zeit, wo er gesund war, schon stets vor Augen hatte, ohne Unterlaß in seinen Händen, küßte dasselbe auf das andächtigste und gab beim Umfassen desselben seinen Geist auf. Dieser Heilige wurde der Taufpatron des hl. Ordensstifters Dominikus. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 1020 – S. 1021

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