Abraham und seine Söhne Isaak und Ismael – Einige historische Fakten nach der Heiligen Schrift
Abraham
Abraham (Vater der Völker), früher Abram (erhabener Vater) (Gen. 17,5; 2. Esdra 9, 7) war ein Sohn Thares aus Ur in Chaldäa und, in gerader Linie von Sem abstammend, der zehnte Sprössling nach ihm. Als auch in seiner Familie der Götzendienst eingerissen war (Jos. 24, 2; Judith 5, 7), zog er mit seinem Vater Thare, seinem Brudersohne Lot und seinem Weibe Sara nach Haran, wo sie sich einige Zeit aufhielten (Gen. 11, 31)
Darauf erhielt er von Gott die Weisung, sein väterliches Haus und seine Verwandtschaft zu verlassen und in das Land zu ziehen, das ihm Gott zeigen werde, und dazu die Verheißung, dass seine Nachkommen ein großes Volk und in ihm alle Völker der Erde gesegnet werden sollten (Gen.12, 1-3). Abraham glaubte dem Worte Gottes und folgte jener Weisung. Begleitet von seiner Frau Sara und seinem Brudersohne Lot ging er durch Palästina, das damals von kanaanitischen Stämmen bewohnt war. Als er das Land kaum recht betreten hatte, erschien ihm der Herr und gab ihm die Verheißung, dass er dieses Land seinem Abstamm geben werde (Gen. 12, 5-7).
Jetzt war Abraham durch göttlichen Ratschluss und die eigene glaubensvolle und gehorsame Fügungen unter denselben von dem Götzendienst in seinem Volk und seiner eigenen Familie, der am meisten Verführerisches für ihn haben musste, geschieden. Unter ein fremdes Volk hingestellt, war er auf den wahren Gott als seinen einzigen Beschützer und Erhalter angewiesen, damit er ihm beständig Treue bewahre, so sollte er Stammvater eines Volkes werden, durch welches sich die Kenntnis und Verehrung des wahren Gottes während der Zeit des allgemeinen Abfalles forterhalten und mit der Zeit über alle Völker der Erde verbreiten sollte.
Die erstmalige noch unbestimmte Verheißung wiederholte sich mehr als einmal klarer und bestimmter in dem Maße, als Abrahams Glaube und Gehorsam sich betätigte. Anfangs konnte sie noch ganz sinnlich und irdisch gefasst werden von zahlreicher Nachkommenschaft und enthielt insofern nicht gerade etwas sehr Unwahrscheinliches oder natürlicherweise Unmögliches. Dagegen war Letzteres schon der Fall, als Abraham lange in kinderloser Ehe gelebt hatte und keine Hoffnung auf einen Nachkommen mehr haben konnte, ihm aber doch die frühere Verheißung mit dem Beifügen wiederholt wurde, dass er noch einen Sohn erhalten werde.
Abraham glaubte auch jetzt noch, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet (Gen. 15, 6). Endlich bekam er einen Sohn, aber nicht von seiner rechtmäßigen Frau, sondern von ihrer Magd Agar, den er Ismael nannte. So schien sich die Verheißung zwar erfüllen zu wollen, aber nicht in der angekündigten Weise. Abrahams Glaube blieb jedoch unerschüttert. Es wurde sein Name Abram mit Rücksicht auf seine vielen Nachkommen in den Namen Abraham umgeändert und ihm aufs Neue ein Sohn von Sara verheißen (Gen. 17, 5, 15), als er beinahe 100 Jahre alt war (Gen. 17, 19; 18, 10).
Nach Isaaks Geburt musste er Ismael samt seiner Mutter entlassen. Jetzt schien auf einmal die Verheißung wieder aufgehoben werden zu sollen, denn Abraham erhielt den Auftrag, seinen einzigen Sohn dem Herrn als Opfer zu schlachten (Gen 22, 2); aber jetzt zeigte sich auch sein Glaube und Gehorsam auf der höchsten Stufe. Ohne Widerrede gehorchte er dem göttlichen Auftrag, überzeugt, dass Gott in allen Fällen die Verheißung in Erfüllung bringen werde, und erhielt daher unter Wiederholung und feierlicher Bekräftigung der alten Verheißung seinen Sohn wieder (Gen. 22, 11ff.).
Die Bereitwilligkeit zum Opfer galt für die Tat selbst. Dieser stufenweise sich bewährende Glaube und Gehorsam zog für ihn auch Gottes Schutz und Fürsorge in all` seinen Lebensverhältnissen nach sich … (s. Gen. 12, 16; Gen. 13, 6; Gen. 12, 14ff.; Gen. 20, 2ff.) Andererseits verband sich mit seinem unbedingten Glauben und Gehorsam auch tätige Bruder- und Nächstenliebe (Gen. 14, 14); Teilnahme an fremdem Unglück (Gen.18, 22f.); seltene Uneigennützigkeit (Gen. 14, 14), bescheidene Nachgiebigkeit und tiefe Demut (Gen. 18, 27); überhaupt jene Tadellosigkeit des Wandels, die der Allmächtige von ihm forderte (Gen. 17, 1).
So war er sowohl durch Gesinnung und Tat als durch Lebensfügungen und Schicksale der wahre Stammvater des auserwählten gläubigen Volkes, und es zeigte sich an ihm, welche Gesinnung dieses haben und betätigen müsse, und wie es dann von Gott gnadenreich werde beschützt und geleitet werde. Abraham erscheint daher auch im Neuen Bund als Stammvater des wahren Israel dem Geiste nach oder aller derer, die durch Glauben gerechtfertigt werden und zum Leben gelangen (Röm. 4, 2f.; 9, 7f.; Gal. 3, 6ff.).
Sein Glaube war in der Tat das Vorbild des christlichen, denn indem er der Verheißung glaubte, dass durch ihn alle Völker gesegnet werden, glaubte er auch an denjenigen, durch den die Verheißung in der Folge der Zeit sich realisieren sollte; mit wie viel oder wenig Klarheit des Bewusstseins, kommt nicht in Betracht, wiewohl dieselbe, namentlich in Augenblicken höherer prophetischer Erleuchtung (Gen. 20, 7; Joh. 8, 56), nicht gerade gering zu denken sein wird.
Nach Saras Tod sorgte Abraham dafür, dass sein Sohn Isaak in seiner eigenen Verwandtschaft sich vereheliche (Gen. 24). Mit seiner zweiten Frau Cetura erhielt er dann noch mehrere Kinder, die aber an der Verheißung keinen Teil hatten (Gen. 25, 1-6). Er starb 175 Jahre alt und wurde neben Sara begraben (Gen. 25, 7-9). –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon 1882, Bd.1
Isaak
Im Alten Testament Sohn Abrahams von der Sara und Erbe der Verheißungen, welche dem Patriarchen für seine Nachkommen gegeben waren. Ihn Isaak zu nennen, hatte Gott selbst befohlen, weil Abraham (Gen. 17, 17,19) und nachher auch Sara (Gen. 18, 12) bei der Verheißung desselben gelacht hatten; letztere sagte auch noch bei dessen Geburt: „Lachen hat mir Gott bereitet, und wer es hört, wird meinetwegen lachen.“ (Gen. 21, 6)
Nachdem Isaak etwas herangewachsen war, erhielt Abraham den Befehl, ihn Gott zum Brandopfer zu bringen; dies durfte jedoch nicht zur Ausführung kommen, als Abraham seine Bereitwilligkeit dazu gezeigt hatte. Später, als Sara schon gestorben war und Isaak bereits das 40. Lebensjahr erreicht hatte, (Gen. 25, 20), sandte Abraham seinen Diener Eliezer nach Mesopotamien, um dort in seiner Heimat und in seiner Familie für Isaak eine Braut zu suchen; die Wahl fiel auf Rebecca, eine Bruderstochter Abrahams. Dieselbe folgte Eliezer sogleich nach Kanaan und verehelichte sich mit Isaak, blieb aber längere Zeit unfruchtbar …
Isaak erscheint sowohl bei seiner Vermählung als bei allen späteren Vorkommnissen in seinem Leben als eine kontemplative, nachgiebige Natur, welche in dem raschen, heiteren Wesen Rebeccas eine überaus glückliche Ergänzung fand; in seinem duldenden Stillschweigen haben die Väter der Kirche immer besonders die Vorbildlichkeit für Jesus gefunden. Während einer Hungersnot zog Isaak zu Abimelech nach Gerera, wo der Herr ihm erschien und befahl, nicht nach Ägypten zu ziehen; hier ward die schon Abraham gegebene Verheißung auch für ihn und seine Nachkommen wiederholt …
Sein Geschäft war Ackerbau und Viehzucht, und da ihn Gott besonders segnete und sein Besitztum sehr vermehrte, so beneideten ihn die Philister und verschütteten die Brunnen, welche schon die Leute seines Vaters in jener Gegend gegraben hatten; Isaak zog es deshalb vor, die Gegend von Gerera wieder zu verlassen (Gen. 26, 12ff.). Während seines Aufenthaltes in Bersabee erschien ihm der Herr zum zweiten Male und wiederholte ihm aufs Neue die frühere Verheißung …
Als Isaak bereits alt geworden, gab er seinem weichen Herzen nach und wollte seinem Sohne Esau den Erstgeburts-Segen erteilen, obwohl dieser längst desselben unwürdig geworden war; indes wurde er, freilich mit Zulassung Gottes, aber nicht ohne Schuld Jakobs und Rebeccas, getäuscht, so dass er Jakob segnete.
Um den hierdurch für Jakob von Seiten Esaus drohenden Gefahren zu begegnen, veranlasste Rebecca ihren Gemahl, ersteren nach Mesopotamien zu schicken, damit er dort sich eine Gattin aus den Töchtern Labans, des Bruders seiner Mutter, wähle (Gen. 27, 1 bis 28, 2). Als Jakob nach 20-jährigem Aufenthalt in Mesopotamien wieder nach Kanaan zurückkam, lebte Isaak noch, starb aber bald nachher, 180 Jahre alt (Gen. 35, 27-29). –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon 1889, Bd. 6, Sp. 934 – Sp. 1023
Siehe auch den Beitrag:
Ismael
Im Alten Testament der Sohn Abrahams von der Ägypterin Agar, der Sklavin des Hauses. Noch ehe er geboren war, erhielt die vor Sara flüchtende Mutter die Verheißung Gottes, dass er ihren Sohn zum zahlreichen Volk machen werde (Gen. 16, 10), und 13 Jahre später erhielt auch Abraham die Zusicherung, dass seinen Sohn Ismael für den Entgang des Offenbarungs-Segen äußeres Wohlergehen, zunächst das Ansehen zwölf fürstlicher Söhne entschädigen solle (Gen. 17, 20).
Nachdem Ismael unter den Augen seines Vaters herangewachsen und etwa 15 Jahre alt geworden war, entdeckte Saras wachsames Auge Eigenschaften an ihm, welche der späteren Stellung ihres Sohnes Isaak gefährlich werden konnten, und sie bestand daher darauf, dass er nebst seiner Mutter den häuslichen Herd Abrahams verlasse.
Die Ausstattung betrug, als beide das Zelt Abrahams verlassen mussten, zwar nur ein Brot und einen Krug Wasser (Gen. 21, 14), aber dafür begleitete der Segen Gottes den jungen Bogenschützen; er schlug in der Öde der Wüste Pharan sein Zelt auf und erhielt von seiner Frau, einer Ägypterin, wirklich zwölf Söhne, die Stammväter ebenso vieler Völkerschaften. Auch Abraham hatte ihn keineswegs vergessen oder enterbt, sondern noch bei Lebzeiten ihn ebenso mit Herden und anderem Besitz bedacht, wie die Söhne der Cethura (Gen. 25, 6); und Ismael hinwieder erscheint mit Isaak in brüderlicher Eintracht beim Begräbnis des Vaters (Gen. 25, 9).
Er selbst starb, 137 Jahre alt. Seine Nachkommen wurden sehr bald die Vermittler des Handelsverkehrs zwischen dem Euphrat und Ägypten (Ismaeliter als Kaufleute Gen. 37, 25ff.) und dehnten sich nach und nach über die ganze Sinai-Halbinsel und das nördliche Arabien aus, als freie Beduinen das Leben ihres Ahnherrn fortsetzend, „wild gleich ihm, ihre Hand gegen alle, und aller Hände gegen sie, furchtlos ihre Zelte aufschlagend angesichts der gesamten Brüder“ (Gen. 16, 12; 25, 18).
So sind noch heute ihre Stämme; sie sehen den Boden, auf dem ihre Herden wandern, als göttlich ererbtes Besitztum an, und Eigentum und Leben jedes Fremdlings, der diesen Boden betritt, ist verfallen, wenn er nicht die Gastfreundschaft des Eigentümers erlangt hat …
Die arabische Geschichte sagt übereinstimmend, dass Ismael von Norden eingewandert (Mekka angeblich von ihm gegründet), in der Mitte der Westküste aber (um Khaulan) mit den von Süden heraufgedrungenen Jektaniden zusammengetroffen sei und erst nach langen Kämpfen sich mit ihnen verglichen habe, indem er, ihre Sprache, das Ehkili, angenommen und daraus nach und nach das Neu-Arabische (die Sprache des Korans) gebildet habe.
So wie von der Sinai-Halbinsel nach Süden, breitete sich Ismael auch nach Osten durch die sandigen Steppen gegen den Euphrat aus, und die Bibel gibt uns in den wenigen Fällen, wo sie arabische Stämme zu erwähnen Gelegenheit hat, manche Andeutung über die Richtung der Wanderungen seiner Söhne …
Nordarabien (war) viel mehr noch als das südliche eine Straße der ersten Auswanderungen aus Sennaar, und sich so eine wahre Völkercolluvies (=Völkergemisch) bilden musste. Die Bestandteile derselben waren, lange vor Ismael, Chamiten (auf dem Wege nach Kanaan und Ägypten Gen. 10, 13-14, darunter die ersten Amalekiter), dann Aramäer (gegen Syrien hin), später die Nachkommen Lots und Esaus, vor allem aber die Söhne der Cetura, „Ismaels Brüder“ (Gen. 25, 18), die geradezu auch Ismaeliten genannt werden (so die Madianiter Gen. 37, 25ff.; Richt. 8, 22ff.)… –
Dem Theologen, welcher in Abraham die göttliche Führung des ganzen Menschengeschlechtes vorgebildet sieht, kann das Verhältnis Ismaels zu Isaak nicht bedeutungslos erscheinen. Während an und in diesem die göttliche Gnade wirksam wird und ihn im eminenten Sinne führt, bleibt jener ein Mann der Natur, des fleischlichen Streites, ein Sklave der niederen Lebenspotenzen, dem der Eintritt in das Himmelreich versagt ist.
Ismael ist daher ebenso wohl das Bild des Heidentums gegenüber der alttestamentlichen Theokratie, als später des starren, sklavischen Judentums gegenüber der freien, christlichen Kirche (von diesem Standpunkt argumentiert Paulus in Gal. 4, 22-26), ja in jedem einzelnen Menschen das Bild des sündhaften Naturlebens und Eigenwillens gegenüber der Gnade. Jedoch hat auch Ismael Anspruch auf das Reich Gottes und kommt zum Begräbnis Abrahams, weil er das Zeichen der göttlichen Verheißungen, die Beschneidung, an sich trägt. – aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon 1889, Bd. 6, Sp. 1021 – Sp. 1023
Die Beschneidung
Seit der Verheißung im Paradies konnte Gnade und Heiligung im Alten Bunde nur erlangt werden durch den Glauben an Gott, die Hoffnung auf seine Verzeihung und Vergeltung und die Liebe zu ihm, worin irgendwie, wenn auch dunkel oder unbewusst, die gleichen Gesinnungen gegen den verheißenen Erlöser eingeschlossen waren, und so wurde auch Abraham geheiligt, nicht durch die Beschneidung. (Röm. 4, 9ff.) …
Nachdem aber Gott den Abraham zum Stammvater eines eigenen Volkes Gottes auserwählt, bestimmte er hier bei der förmlichen Verwirklichung seines Bundes und dem Beginn der Erfüllung seiner Verheißung auch ein entsprechendes Zeichen, die Beschneidung. Sie sollte eine unter Vergießung des Blutes unauslöschlich ins Fleisch des Volkes geschriebenen Urkunde dieses Bundes, eine stete Erinnerung daran, ein unterscheidendes Merkmal von allen anderen Völkern sein. Zugleich sollte sie hindeuten auf die Verheißung großer Nachkommenschaft und namentlich auf den Messias, den einen großen Nachkommen Abrahams, auf den die Völker harren. (vgl. Gen. 49, 10; Agg. 2, 8)
Endlich sollte sie die Nachkommen Abrahams stets mahnen an die von Adam ererbte Sündhaftigkeit, an die Notwendigkeit des blutigen Sühnopfers sowie an die Unerlässlichkeit der Bekämpfung der Sünde durch Beschneidung der bösen Begierden des Herzens. (vgl. Gen. 17, 1; Dt. 10, 16; 30, 6; Röm. 2, 25-29) …
Die Beschneidung war das erste und unerlässliche Sakrament des Alten Bundes; sie verlieh das Recht auf die Verheißungen und Segnungen des Volkes Gottes, und ohne sie blieb man ein von diesen heiligen Gütern ausgeschlossener Fremdling … Sie war ein (…) eingeprägtes Zeichen, und zwar, je nachdem man demselben entsprechend rein und heilig lebte oder nicht, zur Ehre oder zur Schande und Verwerfung. –
aus: Schuster/Holzammer, Handbuch der Biblischen Geschichte, Band I: Das AT, 1910, S. 298 – S. 299
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