I. Über den theoretischen Indifferentismus
Die ihn anbeten, müssen ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten. Joh., c. IV. v. 24.
Wenn wir die religiöse Gestalt unserer Zeit anschauen, so kann dieser Anblick, obwohl des Guten viel, ja sehr viel geschehen ist, und noch geschieht, auf unseren Geist und auf unser Herz immer noch nur einen wahrhaft betrübenden, ja erschreckenden Eindruck machen. Denn blicken wir auf die christlichen Religionsgemeinden außerhalb der katholischen Kirche, so finden wir dort überall Menschen, welche glauben und leben nach eigenem Gutdünken, heute so, morgen anders, ohne positiven Glauben, ohne Religion, ohne Kirche.
Blicken wir auf das Judentum, so sehen wir die alte Synagoge in einen neuen Tempel der Philosophie, oder aller neuchristlichen und neuheidnischen Irrtümer umgewandelt, und Menschen ohne Glauben, ohne Religion, ohne Kirche. Blicken wir auf die Bekenner des Korans, so erfahren wir, dass die Prophetenlehren und die Prophetengesetze nah den Umständen, nach den Leidenschaften, nach den Launen gemodelt, behalten oder verworfen, beobachtet oder verlegt werden; wir finden Menschen ohne Glauben, ohne Religion, ohne Kirche.
So steht es mit den Religionsbekennern außerhalb unserer Kirche, und diese alle, obwohl selbst gleichgültig und unbekümmert um ihren eigenen religiösen Herd, stehen doch jeden Augenblick bereit, wenn es leicht anginge, mit allen Waffen der Bosheit und des Hasses, mit vereinter Macht ins Feld zu ziehen, sobald es darauf ankommt, die katholische Kirche zu bekämpfen, welche allein unwandelbar festhält an ihrem Glauben, an ihrer Religion, auf dem alten unerschütterlichen Felsen göttlicher Gründung.
Und wie sieht es unter den Katholiken selbst aus? Ein großer, ja sehr großer Teil von den Katholiken befindet sich mit den draußen Stehenden auf fast gleicher Linie.
Teils ohne gründliche Kenntnis ihres Glaubens, ihrer Religion, ihrer Kirche, ja in wahrhaft erbärmlicher Unwissenheit über das, was ihnen das Heiligste und Teuerste sein sollte; teils in Hochmut, in Habsucht, in Wollust versunken, verblendet und gefesselt, leben sie unbekümmert um Gott und Gewissen, um Religion und Kirche, um Glauben und Tugend, um ihr ewiges Heil, ja als Feinde der Kirche mitten in der Kirche; und man sieht sie erglühen vor Unwillen, und man hört sie oft lästern vor Ärger, wenn man ihnen das Wort des Apostels zuruft: Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe, und darum Eine Religion, Eine Kirche, und nur in dieser Einheit Erlösung und Rettung und Heil. (1)
Dieser jämmerliche Zustand, diese Gleichgültigkeit, diese Unentschiedenheit, diese Charakterlosigkeit, diese Grundsatzlosigkeit in den Dingen der Religion heißt mit einem Worte Indifferentismus, und dieser Indifferentismus hat mehr oder minder alle Klassen der Gesellschaft, alle Stände, selbst bis auf das gemeine Volk herab, selbst bis auf die liebe Jugend herab, durchfressen und durchsäuert, auch unter uns, und ist die eigentliche Häresie unseres Zeitalters, der große Sumpf geworden, in welchem alle Gewässer der religiösen und bürgerlichen Verbrechen zusammenfließen. Es tut also not, dass wir darüber ein Wort miteinander reden. Zu diesem Zweck sage ich also heute:
Dieser religiöse Indifferentismus ist für jedermann, der sich zu demselben bekennt, ein offenes Brandmal der tiefsten Schmach, und weil in Dingen der Religion, ein sakrilegisches Verbrechen.
Herz meines Gottes, Herz der Erbarmung und Liebe, Herz Jesu, gib Licht und Kraft deinem Worte für das Heil der Seelen, die du mit deinem Blute erlöset hast! Ich beginne etc.
—
Die drei Sätze des religiösen Indifferentismus
Der religiöse Indifferentismus unserer Zeit lässt sich in folgende drei Sätze zusammenfassen:
– Es ist eine völlig gleichgültige Sache, ob ich vor Gott Religion habe oder nicht.
– Die Religion kann und muss sich der Mensch selber machen; jede Offenbarung ist eine leere Erfindung.
– Wenn man nur an Christus glaubt, so ist es einerlei, ob man Katholik, oder Protestant, oder was anderes sei; man kann in jeder Religion selig werden.
Ich antworte nun auf den ersten Satz:
Es ist eine völlig gleichgültige Sache, ob man vor Gott Religion habe oder nicht.
Ich sehe voraus, dass alle meine Zuhörer Gott anerkennen, an Gott glauben; denn ich wage nicht das lieblose und frevelnde Urteil zu fällen, dass jemand unter uns schlechter sei, als die Geister der Finsternis, und das wäre jedermann, welcher den Glauben an Gott in sich zerstört hätte, weil geschrieben steht: Die Teufel glauben, und zittern. (Jak. c. II. v. 19.)
Dies vorausgesetzt, sagt mir die gesunde Vernunft:
Gott ist notwendig das unendliche Wesen, die unendliche Majestät; also ist Gott jedes andere Wesen die tiefste Ehrfurcht und Verehrung schuldig. Gott ist notwendig das allerhöchste und unendliche Gut; also ist Gott jedes Wesen, welches der Liebe fähig ist, seine ganze Liebe schuldig. Er ist notwendig der Schöpfer, Erhalter und Lenker, der absolute Herr aller Wesen; also ist jedes Wesen Gottes Eigentum, und darum Gott auch unbeschränkten Gehorsam schuldig.
Gott ist notwendig der allgemeine und zuletzt der alleinige Wohltäter aller Wesen, dem sie alle sich selbst und das Ihrige verdanken; also sind Gott alle Wesen eine unbegrenzte Dankbarkeit schuldig. Gott muss notwendig auch das letzte Ziel und Ende aller Wesen sein, sonst würde Gott sich selbst verleugnen, und die ganze Schöpfung keinen Sinn mehr haben; also müssen alle Wesen nach Gott als ihrem höchsten Ziel streben.
Alle diese Sätze und Folgerungen liegen notwendig in der Natur der Sache, und sie leugnen, hieße die Vernunft und sich selber leugnen. Sind aber diese Sätze und Folgerungen wahr, und unumstößlich wahr; dann ist es auch unumstößlich wahr, dass du, o Mensch! gemäß deiner Natur und Bestimmung deinem Gott die tiefste Ehrfurcht und Verehrung, alle Liebe, dich selber und all’ das Deine, unbeschränkten Gehorsam, unbegrenzte Dankbarkeit, und ein allseitiges Streben nach Gott als deinem höchsten Ziele und Ende schuldig bist. Nun aber sind alle diese Pflichten zusammengenommen gerade das, was man im Allgemeinen Religion nennt; folglich bist du deiner Natur und Bestimmung nach verpflichtet, vor deinem Gott Religion zu haben.
Es liegt aber auch in der Natur der Sache, dass du diese Religionspflichten nach deiner Natur und Beschaffenheit Gott zu leisten habest, nämlich mit dem Verstand, dass du sie erkennst und anerkennst; mit dem Willen, dass du nach ihrer Erfüllung verlangst, und deren Nichterfüllung verabscheust mit deinem Herzen, dass du sie liebst ; mit allen deinen Geistesvermögen und Körperkräften, dass du sie wirklich ausübst, und zwar in deinem ganzen inneren und äußeren Leben, und mit allen Mitteln, die dir zu Gebote stehen. Du bist also deiner Natur und Bestimmung nach verpflichtet, vor Gott Religion nicht nur zu haben, sondern auch wirklich zu üben.
Wer also diese Notwendigkeit der Religion leugnet, der leugnet das Wesen Gottes, sein eigenes Wesen und dessen höchste Bestimmung, und wird eben dadurch ein Unwesen, ein wahres Ungeheuer. Ist also ein solcher Indifferentismus nicht ein offenes Brandmal der tiefsten Schmach für den Menschen, und zugleich ein sakrilegisches Verbrechen gegen Gott? Und ich setze noch hinzu:
Da Gott auch notwendig heilig ist, muss er eine solche Schmach, ein solches Verbrechen in dem Werk seiner Hände nicht unendlich verabscheuen und hassen? Und da er unendlich gerecht ist, muss er diese freie, und selbst gewählte verbrecherische Entwürdigung und Schändung seiner Werke nicht auch gebührend züchtigen und bestrafen?
Siehe da, geliebtes Volk! was für unwissende, törichte, schmachvolle und verbrecherische Menschen diejenigen sind, welche sich nicht schämen, dir solche Lügen ins Angesicht zu sagen. Sobald dir also jemand solche Lehren predigt, so weißt du nun, dass du einen Toren oder einen Bösewicht oder beides zugleich vor dir hast. _
Der zweite Satz des Indifferentismus lautet:
Die Religion kann und muss sich der Mensch selber machen; jede Offenbarung ist eine leere Erfindung.
Ich könnte da als Antwort aus dem Begriff, aus der Wesenheit, aus der Wirksamkeit, aus dem Zweck der Religion, wie sie dem Menschen in seinem gegenwärtigen Zustand notwendig ist, Wahrheiten und Folgerungen ableiten, welche mit schlagender Kraft die völlige Unzulänglichkeit jeder selbstgemachten, bloß menschlichen Religion, und die dringendste Notwendigkeit einer göttlichen Religion dartun. Weil aber diese Wahrheiten nicht allen verständlich sein dürften, und die Kürze der Zeit mich drängt, so will ich mich auf Wahrheiten aus dem praktischen Leben beschränken.
Ich frage also: Menschenkind! kannst du mir ohne Offenbarung, ohne den göttlichen Glauben mit aller natürlichen Weisheit, Gelehrsamkeit und Wissenschaft folgende Fragen klar, bestimmt und untrüglich beantworten: Woher bist du? Warum bist du da? Wohin gehst du? Und was soll aus dir werden? Es ist dies eine Lebensfrage und muss beantwortet werden.
Dass du Gott jene Religionspflichten abzutragen schuldig bist, das siehst du klar ein; aber sage mir mit deiner Vernunft, wie sollst du, wie kannst du dieselben erfüllen? Auch dies ist eine Lebensfrage und muss beantwortet werden.
Dass du gegen diese Pflichten schon oft gesündigt und dadurch Gott beleidigt hast, darüber klagt dich dein Gewissen an, und willst du es leugnen, so nennt es dich einen Lügner. Bist du also ein Sünder vor Gott, so frage ich dich: Will dir Gott verzeihen? Und wenn er verzeihen will, wird er dir ohne Bedingnis, oder unter einer Bedingnis, und unter welcher Bedingnis verzeihen? Auch ist dies eine Lebensfrage und muss beantwortet werden.
Warum und woher kommen denn so viele Übel auf dieser Erde? Wie und warum geschieht es denn, dass die Gottlosen so oft in Reichtum und Ehren, in Wollüsten schwelgen können, während die Frommen arm, verachtet, in Schmerzen dahin schmachten? Auch dies sind Lebensfragen und müssen beantwortet werden.
Warum und wie soll ich Menschen, die eben nur bloße Menschen, und darum meines Gleichen sind, untertänig sein, ihnen Ehrfurcht, Abgaben und Dienstbarkeit zollen, ja oft auch auf ihren Wink Hab und Gut, Blut und Leben opfern? Auch dies ist eine Lebensfrage und muss beantwortet werden.
Was wird endlich mit mir nach dem Tode werden? Werde ich fortleben? Werde ich glücklich oder unglücklich sein? Erhalte ich auf diese Frage keine bestimmte, keine untrügliche Antwort, so bin ich unglücklich jeden Augenblick.
Auf alle diese Fragen hat die natürliche Vernunft, hat die ganze Weltweisheit seit dem 6000-jährigen Bestand der Menschheit niemals eine gewisse Antwort gegeben, das ist eine offenkundige Tatſache; und sie kann keine geben, weil dies alles außer der Sphäre ihrer Erkenntniskraft liegt. Und dennoch muss jeder aus uns, der Gebildetste, wie der Unwissendste, auf alle diese Fragen notwendig eine klare, bestimmte, untrügliche Antwort haben, so dass man darauf hin mit Ruhe und Sicherheit leben und sterben kann, sonst haben wir keinen vernünftigen Zweck unseres Lebens mehr, sonst können wir also auch nicht mehr ein vernünftiges Leben führen.
Wer also die göttliche Offenbarung von sich weist, und mit einer selbstgemachten, mit einer Menschenreligion sich begnügt; der bekundet eben dadurch, dass er auf die Beantwortung aller dieser Lebensfragen verzichtet, folglich ein Leben ohne Zweck, ein unvernünftiges Leben führt.
Der Mensch muss also in dem Zustand, in welchem er sich befindet, notwendig eine von Gott gegebene, eine geoffenbarte Religion haben, und dass ihm diese wirklich gegeben ist, und dass sie in der Menschheit wahrhaftig besteht, so lange der Mensch selbst besteht, beweisen alle möglichen Zeugnisse, die ein gesunder Menschenverstand nur immer fordern kann.
Denn eine 6000-jährige, nie unterbrochene, nie veränderte, und allzeit geglaubte Tradition; ein Buch, das seit 4000 Jahren von den Völkern der Erde für eine heilige Schrift gehalten, und als ein göttliches Lehr- und Gesetz- und Propheten-Buch geglaubt, und so ein Völkerbuch geworden, wie kein anderes in der Welt, Prophetien, die bestimmt voraus verkündet, und unleugbar erfüllt worden;
Tatsachen, welche nur die Allmacht vollbringen kann, und die zur Bestätigung der Offenbarung vor aller Welt gewirkt worden; der ganze Christus von dem Eintritt in die Welt bis zum Austritt in Wundern strahlend; Millionen von Blutzeugen für diese Wahrheit; die plötzliche Ausbreitung der Kirche über die ganze Erde, ungeachtet aller natürlichen Unmöglichkeit;
die himmlische Erhabenheit der Lehre, die wunderbare Heiligkeit der Gesetze, die übernatürliche Wirksamkeit der Gnadenmittel, die moralische Umwandlung der Menschheit, die übernatürlichen Tugenden der Heiligen bilden eine erdrückende Welt von Gnadenwundern, welche alle den Stempel der Göttlichkeit an sich tragen, deshalb göttliche Beweisgründe sind, und darum unleugbar die Göttlichkeit der Religion beweisen, zu deren Gunsten sie vor den Augen aller Welt daliegen.
Da kommt nun dieser unabsehbaren Wolke von Zeugen gegenüber ein Menschlein von gestern her und schreit: Eine geoffenbarte Religion ist eine leere Erfindung! Aber hast du alle diese Zeugnisse auch als falsch oder nicht stichhaltig nachgewiesen? Oder hast du sie auch nur untersucht und geprüft? Oder kennst du sie auch nur? — Siehe! ich behaupte geradezu, dass du auf alles das mit Nein antworten musst, wenn du die Wahrheit reden willst. Du verwirfst also die Offenbarung, weil du sie nicht kennst, und weil du sie nicht kennen willst! Dieses allernotwendigste, dieses wunderbare, dieses unendliche Gnadengeschenk Gottes! Welch ein Verbrechen! Wahrhaft ein sakrilegisches Verbrechen.
Siehe da, geliebtes Volk! nur unvernünftige Torheit, nur sakrilegische Bosheit kann dir eine solche Gleichgültigkeit gegen die göttliche Offenbarung predigen.
Der dritte Satz des religiösen Indifferentismus lautet:
Wenn ich nur an Christus glaube, so ist es einerlei, ob ich Katholik oder Protestant, oder was anderes bin; man kann in jeder Religion selig werden.
Hierauf antworte ich erstens: Die Christusreligion besteht ihrem Wesen nach aus göttlichen Wahrheiten, aus göttlichen Gesetzen, aus göttlichen Gnadenmitteln, und aus einem göttlichen Opfer. Das gibt jedermann zu. Nun aber ist es aller Welt bekannt, dass jede sogenannte christliche Religion außerhalb unserer Kirche wesentliche Wahrheiten, wesentliche Gesetze, wesentliche Gnadenmittel und das Opfer verwirft und verdammt, während die katholische Kirche auch um den Preis des Blutes und Lebens dies alles festhält; wie z. B. die Lehre von der Notwendigkeit der guten Werke, von der Gewalt der Sündenvergebung,
die Tradition, das Messopfer und die heiligen Sakramente.
Wer also behauptet, alle diese Bekenntnisse sind gleichgültig, der sagt damit, dass Wahr und Falsch, Recht und Schlecht, Heil und Verderben, Ja und Nein einerlei ist. Kann es eine größere Torheit geben? Kann man der Vernunft eine größere Schmach antun?
Und wer gegen jedes auch noch so entgegengesetztes Religions-Bekenntnis gleichgültig ist, legt der nicht offen an den Tag, dass er alle zugleich verachtet, und jede Christus-Religion verleugnet? Wenn man dem Kind einer guten, vornehmen und reichen Mutter sagt: Siehe! deine Mutter befindet sich dort unter einer Schar gemeiner, armer und verkommener Frauen; welche aus ihnen ist wohl deine Mutter? Und das Kind erwidert: Mir sind alle gleichgültig, es mag was immer für eine sich für meine Mutter halten! Kann man sich eine schmachvollere Verachtung denken? Siehe nun, katholischer Christ! dasselbe Verbrechen begehst du gegen deine heilige, erhabene, glorreiche, himmlisch schöne und göttlich große Kirche, deren Kind du dich nennst und wirklich bist.
Ich antworte zweitens: Aus dem Gesagten geht klar hervor, dass die Religion Christi nur Eine sein kann, so wie die Wahrheit nur Eine ist. Diese Eine und allein wahre Christus-Religion ist die katholische Kirche.
Denn wie hat Christus diese Kirche gestiftet?
Blickt hin nach Jerusalem am hohen Pfingstfest, wo die Kirche in ihrer vollen Begründung dastand! Da seht ihr Petrus an der Spitze, als den Felsen, auf dem die ganze Kirche ruht, als den obersten Hirten aller Schafe und Lämmer der ganzen Herde Jesu Christi, als denjenigen, für welchen der Herr gebetet, dass sein Glaube nicht wanke, und dass er die Brüder stärke; da seht ihr um Petrus die Apostel und Jünger mit der von Christus ihnen übertragenen Sendung, um unter der Leitung des Petrus alle Völker zu lehren, die Beobachtung der Gesetze zu fordern, die Sakramente zu spenden, und die Kirche zu regieren, und bald darauf finden wir die Diakonen im Dienste der Kirche.
Seht da die von Christus eingesetzte Hierarchie mit ihrer göttlichen Sendung, göttlichen Autorität, göttlichen Vollmacht für die Kirche. Endlich seht ihr dort die Gläubigen beiderlei Geschlechts um diese Hierarchie geschart. Blickt nun auf die heutigen verschiedenen christlichen Bekenntnisse, und ihr werdet diese Gestalt und Form nur in der katholischen Kirche im Papsttum, im Episkopat, im Priestertum und in den Gläubigen wiederfinden.
Ferner, jene göttliche Sendung und Vollmacht, die Christus der von ihm gestifteten Hierarchie übertragen hat, kann unmöglich anderswo sich erhalten haben und gefunden werden, als in ihren rechtmäßigen Nachfolgern in ununterbrochener Reihenfolge, denen die Apostel selbst dieselbe übertragen haben vom Anfang her bis auf unsere Tage. Blickt nun wieder auf die heutigen verschiedenen christlichen Bekenntnisse, und ihr werdet diese legitime Nachfolge nirgends finden, als in der katholischen Kirche.
Diese Kirche zählt uns alle Nachfolger des hl. Petrus namentlich auf bis herab auf Pius IX.; in allen Diözesen zählen wir die Bischöfe namentlich auf bis hinauf zum ersten, der entweder der Nachfolger eines Apostels gewesen, oder von einem rechtmäßigen Nachfolger des hl. Petrus gesandt worden ist. Jeder Priester kann seine rechtmäßige Sendung vom Bischof schriftlich nachweisen, und du, katholisches Volk! kannst alle die vorangegangenen Geschlechter zählen, welche mit dir dieselben Wahrheiten geglaubt, dieselben Gottesgebote befolgt, dieselben Gnadenmittel gebraucht, in derselben Kirche gelebt haben, bis hinauf zum Geschlecht, das zuerst einem rechtmäßigen Apostel Christi geglaubt hat.
Das ist nun ungefähr ein mathematischer Beweis, welcher die Wahrheit in Zahlen hinstellt, die wir mit den Augen sehen können, und welcher daher den Irrtum handgreiflich macht.
Die katholische Kirche ist also heute ihrem Wesen nach vollkommen dieselbe, wie sie es am ersten Pfingstfest zu Jerusalem gewesen. Nirgends also außerhalb derselben, sondern ausschließlich in ihr nur ist der unfehlbare Lehrstuhl aller geoffenbarten Wahrheiten, ist das heilige Gesetz der Gnade, sind die göttlichen Heilsmittel, ist das göttliche Opfer und Priestertum, ist Sündenvergebung, Erlösung, Heil und Seligkeit. Schmachvolle Unwissenheit, und ein sakrilegisches Verbrechen gegen Christus selbst ist es also, diese seine heilige Braut mit ehebrecherischen Nebenbuhlerinnen auf gleiche Linie zu stellen.
Seht, geliebte Christen! das ist der religiöse Indifferentismus unserer Zeit. Und wenn jemand gegen Gott, gegen die geoffenbarte Religion, gegen die hl. Kirche eine solche Verachtung hegt, welche Tugend kann ihm wert, welches Verbrechen kann ihm schändlich sein? Was kann ein solcher für ein Staatsmann, Soldat oder Bürger sein? Was kann ein solcher für ein Gatte, Vater oder Freund sein? Was kann er für die bürgerliche Gesellschaft sein?
Sieh, geliebtes Volk! das sind die Menschen, welche im ekelhaften Schwindel des Zeitgeistes sich über Gott und Kirche, über Glauben und Religion, über Wahrheit und Recht hinwegsetzen, und die letzten Fundamente der Kirche und der Gesellschaft untergraben. Verleugne nicht deine Mutter: die hl. Kirche; verleugne nicht deine Erlösung durch Christus; die geoffenbarte Religion; verleugne nicht
deinen Gott: die ewige Seligkeit! Amen. –
aus: Georg Patiß SJ, Kanzelvorträge über unsere fortwährenden Bedürfnisse der Religion, Erlösung und Gnade (Für die Advent- und Fastenzeit), 1856, S. 1- S. 11
(1) Siehe den Beitrag auf katholischglauben.online:
Siehe auch die weiteren Beiträge zum Thema in der Kategorie ‚Indifferentismus‘