Abraham und die Söhne Agars und Ceturas

Die Söhne Agars und Ceturas

Die Weiber Agar und Cetura und ihre Söhne

Wir lesen von Abraham, daß er nach dem Tode seines Eheweibes Sara ein anderes Weib nahm mit Namen Cetura (Gen. 25), und daß er von ihr ungeachtet seines hohen Alters in wunderbarer Fruchtbarkeit noch sechs andere Kinder erhielt. Als nun der heil. Patriarch das Ende seiner Tage nahe glaubte, traf auch er über seine Erbschaft eine Verfügung und machte sein Testament in der Weise, daß er dem Isaak und zwar ihm allein Alles hinterließ, was er besaß; dem Ismael, den ihm Agar geboren, und seinen sechs Kindern von Cetura hinterließ er nur reichliche Geschenke; und nachdem er diese Verteilung seiner Geschenke gemacht, trennte er selber die Kinder Agars und Ceturas von dem Sohne Saras und wollte, daß Isaak für sich allein lebte und für sich allein eine eigene, von den Brüdern ganz getrennte Familie bildete.

Warum beging nun ein so gerechter Vater diese Parteilichkeit? Wenn er nach einem allgemeinen Gebrauch, der auf eine gewisse Konvenienz der Natur gegründet ist, mehr seinen Erstgebornen berücksichtigen wollte, war nicht Ismael vor Isaak geboren?

Die heil. Schrift löst diese Schwierigkeit. Agar und Cetura waren zwar wahre Weiber Abrahams; denn an verschiedenen Stellen und in den oben angeführten Verse heißt Cetura „Weib Abrahams“; aber weil sie Mägde oder Sklavinnen waren, so waren sie Weiber niederen Ranges, Weiber, die man gewöhnlich ohne öffentlichen Ritus und ohne bestimmte Mitgift nahm, die ihren Stand als Mägde beibehielten und Konkubinen hießen. Sie waren ungefähr jenen Weibern gleich, die man heutzutage wegen besonderer Ungleichheit des Standes und der Geburt im Geheimen ehelicht, welche Ehen man Gewissensehen nennt. Dagegen war Sara ein freies, edles Weib, aus demselben Geschlecht wie Abraham, die Tochter seines Bruders und darum auch Nichte des Patriarchen. Sie war das wahre Eheweib, das Eheweib, das er mit feierlichem Ritus ehelichte, und das öffentlich als solches anerkannt wurde. Nun war allein jenes Eheweib, welches diese Bedingungen an sich hatte, die wahre Familienmutter, die wahre Teilnehmerin an allen Gütern des Ehegemahls, die wahre Frau und Regentin im Hause, und nur ihre Kinder waren die rechtmäßigen Erben des väterlichen Besitzes. Darum gab auch Abraham nur der Sara den Namen „Sarai“, was soviel ist als Fürstin, Frau; darum hinterließ er seinem Sohne Isaak, den er von ihr hatte, allein sein ganzes Erbgut; und den Kindern der Mägde gab er nur reiche Geschenke in Silber, Kleidung und Vieh, aber nur für einmal und nach unserer Ausdrucksweise gleichsam als Pflichtteil.

Aber abgesehen von diesen Gründen, die aus dem Rechte und den Gewohnheiten jener Zeit genommen sind, handelte Abraham so im Hinblick aus das Geheimnis, das durch seine testamentarische Verfügung vorgebildet werden sollte.

Die heilige Schrift selbst erklärt gar oft an einer Stelle, was sie an einer andern unter dem Schleier des Geheimnisses verborgen hatte; und wenn man nicht durch das, was sie sagt, das, was sie verschwiegen hat, zu verstehen sucht, und im gegenwärtigen Falle aus den heilige Paulus, der diesen Schleier lüftet und uns in den Schicksalen der Mägde Abrahams ein Geheimnis und eine Weissagung erkennen läßt, keine Rücksicht nimmt, so wird das Verhalten Abrahams nach der Ansicht des heiligen Augustin viel zu menschlich und vielleicht auch nicht ganz billig und gerecht erscheinen.

Das oben Angedeutete verhält sich aber wirklich so; denn nach dem heil. Paulus sind die beiden ersten Ehen Abrahams, die eine mit der Magd Agar und die andere mit der Freien Sara, ohne daß die Wahrheit der Geschichte angetastet wird, ein Vorbild und eine Allegorie; denn sie sinnbilden die beiden Testamente, die beiden Bündnisse, von denen das eine auf dem Berge Sinai, das andere auf der Höhe von Sion, in der Nähe Jerusalems, auf Kalvaria; das eine mit der Synagoge, das andere mit der Kirche geschlossen wurde. (Gal. 4) Ismael, der Sohn Agars, ist also das Vorbild des Judenvolkes; Isaak der Sohn Saras, das Vorbild des Christenvolkes. Das eine ist das Bündnis der Knechtschaft; das andere ist der Bund der Liebe und der heiligen Geistesfreiheit der Kinder Gottes.

Aber außer diesen zwei Söhnen von Sara und von Agar, welche die zwei Testamente vorbilden, hatte Abraham auch noch andere Kinder von Cetura, die er nach dem Tode Saras zum Weibe genommen. Diese Kinder sind auch Kinder Abrahams durch eine wunderbare Fruchtbarkeit, nehmen Teil an seinem Glauben und seiner Hoffnung, und doch sind sie nicht seine Erben; sind in seinem Hause geboren und doch haben sie nicht ihr Verbleiben und sterben noch weniger daselbst; ja sie sind ausgeschlossen nicht bloß von der Erbschaft, sondern auch von der Familie und dem Hause Isaaks: „Und er trennte sie von Isaak, seinem Sohne“. Dessen ungeachtet fühlen sie das Unglück einer solchen Trennung ganz und gar nicht; empfinden darüber keinen Schmerz und, indem sie sich mit den ihnen von Abraham zugeteilten vorübergehenden Geschenken hinlänglich bereichert und beglückt fühlten, zogen sie ruhig von dannen, um in einer entlegenen Gegend sich niederzulassen.

Vorbild der Irrgläubigen

Wenn nun Ismael das Vorbild der Synagoge und Isaak das Vorbild der Kirche ist, so sind diese Kinder Ceturas, die, obwohl Kinder Abrahams, doch ohne alle Betrübnis sein Haus verlassen, das Vorbild der Irrgläubigen, von denen der heilige Johannes sagt: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie bei uns geblieben sein.“

Die Irrgläubigen sind auch wirklich Kinder Jesu Christi, sind in seinem Hause, d. i. in der Kirche geboren, weil sie die Taufe erhalten haben, und weil auch die von Irrgläubigen erteilte Taufe, wenn nur die Materie, die Form und die von Jesus Christus gewollte Intention vorhanden sind, eine wahre Taufe ist, durch welche man von Jesus Christus und für die Kirche geboren wird. Aber weil diese Taufe ihnen von Ausspendern, die nicht zur Kirche gehören, die nicht die Kirche sind, erteilt wird, so sind sie wohl auch Kinder des wahren Abraham, aber solche, die er nicht von Sara, seiner wahren Ehefrau, sondern von Cetura hatte. Wenn sie dann zu den Jahren der Unterscheidung gelangt, eben diesen Dienern und diesen Hirten, die außerhalb der Kirche sind, Folge leisten, so treten auch sie freiwillig aus der Kirche, in der sie durch die Taufe geboren waren; verlassen das Haus des wahren Abraham, trennen sich von Isaak und haben keinen Anteil an seiner Erbschaft. Abraham, der den Söhnen Agars und Ceturas reiche und kostbare Geschenke hinterläßt, aber von seinem wahren und rechtmäßigen Erbgute, das er ganz und ausschließlich dem Isaak bewahrt, ausschließt, ist also das Vorbild Jesu Christi, der ebenfalls den Juden und den Irrgläubigen den Schatz der heiligen Schrift und die notwendigen Gnaden, um in die Kirche eintreten und in sie zurückkehren zu können, läßt; aber die göttliche Kindschaft, die Bruderschaft mit ihm selbst, die Mutterschaft Mariens, seine besonderen Gnaden, seine Liebe, seine Auferstehung und seine Glorie, die seine wahre Erbschaft, sein wahres Besitztum bilden, läßt er nur dem wahren Isaak, dem Sohne der wahren Sara, den wahren Gläubigen, den Kindern der wahren Kirche: „Abraham gab alles, was er besessen, dem Isaak.“ Dedit Abraham cuncta, quae possederat Isaac. Ibid.

Mit diesem Geschenk der heiligen Schrift wähnen sich nun die Juden und die Irrgläubigen reich und glücklich genug; die heilige Schrift bildet ihren Ruhm; mit der heiligen Schrift in der Hand rühmen sie sich, wahre Kinder Abrahams und seine Erben zu sein, während sie doch dem wahren Abraham und seiner Erbschaft fremd geworden sind. Sie sagen, sie gehörten noch dem wahren Hause an, das sie doch verlassen haben; und nicht genug, daß sie in der Trennung von Isaak, in Verbindung mit welchem man allein Teil hat an der Erbschaft Abrahams, kein Unglück erkennen und keinen Schmerz darüber fühlen, sie glauben sogar erleuchteter und reicher zu sein, als Isaak, verspotten die Einfalt seines Glaubens, die Übungen seiner Frömmigkeit; verfolgen, hassen und verwünschen ihn; denn dies ist die Gesinnung, dies ist in Wirklichkeit das Verhalten der Juden und der Irrgläubigen gegen die Katholiken. Aber wie sind sie in doppelter Weise zu bedauern! fürs Erste, weil sie unglücklich sind, und fürs Zweite, weil sie ihr Unglück nicht einmal erkennen. Was hilft es ihnen, das Brot des Wortes Gottes, die heilige Schrift, in Händen zu haben, wenn sie keine Mutter haben, keine Kirche, die ihnen das Brot bricht, es verteilt und für jeden genießbar macht? Sie sind jene unglücklichen Kinder, von denen Jeremias prophezeite, die da vor ihren Augen das Brot haben und doch weinen und vor Hunger sterben, als ob sie keines hätten, weil sie ja weder die Kraft haben, es zu brechen, noch eine Mutter, die es ihnen bräche: „Die Kindlein heischen Brot und niemand ist, der es ihnen breche.“ (Jer. 4) Diese Mutter haben wir Katholiken allein.

Juden und Heidenchristen

Unsichtbarer Weise ist diese Mutter Maria, die uns das tägliche Brot der Gnade, das lebendige Brot, das vom Himmel gestiegen ist, das sich nur in Bethlehem, welcher Name das Haus des Brotes bedeutet, nämlich in Maria und mit Maria, die es in ihrem Schoße getragen, vorfindet, darreicht, bricht und austeilt; und sichtbarer Weise ist diese Mutter die Kirche, welche uns die heiligen Sakramente zur Stärkung unserer Seele darreicht und uns das Wort Gottes, die wahre Lehre der heiligen Schrift zur Erleuchtung unseres Geistes auslegt und erklärt.

Daher sagt der heilige Paulus: ,,Lasset uns, o Brüder, den uns zu Teil gewordenen herrlichen Ruhm, die wahre Sara, die wahre, freie und himmlische Braut des wahren Abraham, d. i. die wahre Kirche Jesu Christi zur Mutter zu haben, gehörig schätzen; lasset uns erkennen das Glück, allein die Kinder der Verheißung, allein die wahren Erben Abrahams, allein die wahren Nachkommen Isaaks zu sein!“ „Jenes Jerusalem von Oben, das ist die Freie, die unsere Mutter ist. Wir nämlich, Brüder, sind, wie Isaak, Kinder der Verheißung.“ (Gal. 4)

Die Juden haben in der Schrift, die sie in Ehren halten, fortwährend dieses große Geheimnis vor ihren Augen, aber sie verstehen es ganz und gar nicht. Denn die wahren Nachkommen, die wahren Kinder und Erben Abrahams, jene, welche an dem Segen, der diesem Patriarchen verheißen wurde, teilnehmen, sind nicht diejenigen, die von ihm auf natürlichem Wege abstammen, sondern jene, die von ihm kraft der Verheißung abstammen; sind nicht jene, die von ihm das Fleisch und das Blut, sondern die, welche seinen Glauben und seinen Geist haben. Daher sind die Juden dem Fleische nach allerdings wahre Nachkommen Abrahams und Saras mittelst Isaaks, in Wirklichkeit aber und dem Geiste nach sind sie doch nur Nachkommen Abrahams und Agars, vermittelst Ismaels, wie der heilige Paulus lehrt: „Das eine (Testament), welches zur Dienstbarkeit gebürt, welches die Agar ist.“

Wir Heidenchristen dagegen stammen dem Fleische nach weder von Abraham, noch von Sara, noch von Agar ab, sondern durch unseren wunderbaren Beruf zum Glauben, welcher durch die wunderbare und übernatürliche Geburt Isaaks vorgebildet wurde, und weil an uns jene göttliche Verheißung, „daß in Abraham alle Völker gesegnet sein sollen“, sich erfüllt hat, so sind wir die Kinder des Wunders, die Kinder der Verheißung, und darum dem Geiste nach die wahren Kinder Abrahams, der wahre Isaak; denn Isaak ist nur insofern wahrer Sohn Abrahams, in wiefern er Sohn des Wunders und der Verheißung ist, und deswegen gehört uns die ganze kostbare Erbschaft Jesu Christi, des wahren Abraham. Hierin liegt die ganze Kraft der erhabenen Worte des heilige Paulus: „Wir aber, Brüder, sind, wie Isaak, Kinder der Verheißung.“

Wenn aber die Juden dieses Geheimnis ganz und gar nicht verstehen, so verstehen es die Irrlehrer unrichtig. Sie meinen, es sei genug, an Jesus Christus zu glauben, seine Taufe zu empfangen und die heilige Schrift zu verehren, um zu seiner Familie zu gehören, seine wahren Kinder zu sein und an seiner ganzen göttlichen Erbschaft Teil zu haben. Aber der heilige Paulus widerlegt sie vollständig, wenn er sagt: „Nicht alle, die von Israel stammen, sind wahre Israeliten, noch alle jene, die aus dem Blute Abrahams geboren sind, seine Söhne. Die wahre und rechtmäßige Abkunft von Abraham ist jene durch Isaak“; d. h. nur die Kinder der Verheißung sind wahrhaft seine Kinder und werden für Nachkommen gerechnet. Was ist nun das für eine Verheißung, wodurch man die wahren Kinder Abrahams von jenen unterscheiden kann, die nur den Namen davon haben?

Das sagt uns derselbe Apostel; denn hier ruht das ganze Geheimnis, die ganze Wichtigkeit und der Hauptpunkt in dieser hochwichtigen Lehre. Das Wort der Verheißung, setzt der heilige Paulus hinzu, ist dieses: „Um diese Zeit werde ich kommen und Sara wird einen Sohn haben.“ Der Apostel will damit sagen, daß der wahre Sohn Abrahams nur jener ist, den er wunderbarer Weise von Sara haben wird; den Sara gebären, Sara aufziehen muss, der unter der Pflege Saras, der wahren Braut, der wahren Hausfrau, aufwachsen muss, um auf die wahre Erbschaft Abrahams ein Recht zu haben. Was bedeutet nun all dieses? Es bedeutet, daß es nicht genug sei, an Jesus Christus zu glauben, seine Taufe zu empfangen und seine Lehren oder vielmehr jene, die man für die seinen hält, anzunehmen; sondern man muss in der Kirche geboren sein, oder in sie eintreten und zurückkehren, wenn man daraus geschieden ist; man muss in der Kirche leben, die Kirche hören und ihr Folge leisten, weil die Erbschaft Jesu Christi nur an jene verteilt wird, die in seinem Hause und in seiner Familie sind, an jene, welche Kinder der Kirche und in der Kirche sind.

O wie trostvoll ist diese Lehre für uns Katholiken! Wir allein sind in der wahren Kirche, und darum gehört die Erbschaft, die Jesus Christus durch sein auf Kalvaria geschlossenes Testament hinterlassen hat, nicht allein uns, sondern ist unser ganzes und ausschließliches Eigentum, worauf niemand von denen, die außer der Kirche sind, so lange sie in diesem Zustande bleiben, ein Recht oder einen Anspruch hat.

Katholiken – die wahren Kinder

Und weil eines der kostbarsten Erbstücke aus dieser heiligen Hinterlassenschaft die Kindschaft von Maria ist, so sind wir Katholiken die wahren Kinder dieser guten Mutter. Wir allein leben mit ihr, mit Gott unserem Vater und Jesus Christus unserem Bruder in einer Familie. Haben wir auch das Unglück zu sündigen, so vertreibt uns die Sünde, wenn es nur nicht die Sünde der Häresie ist, doch nicht ganz aus dem wahren Hause Jesu Christi, in dem Maria alle Kinder der Kirche zu ihren Kindern hat, weil die Sünde uns nicht vom Leibe der Kirche trennt; daher verlieren wir auch in diesem Zustande, in dem wir dem Vater verhaßt und dem Bruder mißfällig geworden sind, nicht alle Rechte auf das Mitleid und die Sorgfalt der Mutter, die so lange unsere Mutter bleibt, als wir noch der wahren Kirche angehören. Die Trennung zwischen uns und Gott, zwischen uns und Jesus Christus ist also eine Trennung, wie zwischen Vater und Sohn, zwischen Bruder und Bruder, eine Trennung und Mißhelligkeit die ganz innerhalb der Familie und des Hauses bleibt, die durch die zarte Sorgfalt und die erfinderische Liebe der gemeinsamen Mutter Maria, durch ihre Fürbitte und Vermittlung bald wieder aufgehoben wird; denn weil Maria, sagt der heilige Bernhard, die Mutter Jesu Christi und unsere Mutter ist, so kann es ihr mütterliches Herz nicht mitansehen, daß Uneinigkeit in der Familie herrscht, daß die Brüder uneinig und ihre eigenen Kinder gegen einander im Kriege begriffen find! O großes und kostbares Glück, in der wahren Kirche sich zu befinden, wie in einem Hause, in dem eine so zarte und für das Heil ihrer Kinder so besorgte Mutter, wie Maria, waltet! Hätte der verlorene Sohn, sagt der Abt Rupertus, noch seine Mutter am Leben gehabt, er wäre gewiß nie dahin gekommen, das väterliche Haus zu verlassen, oder er wäre viel früher zurückgekehrt. Dieses Glück nun, das der verlorene Sohn im Hause seines Vaters nicht hatte, haben wir im wahren Hause unseres himmlischen Vaters, in der Kirche. Hier ist die Mutter, hier ist Maria, die, wie sie an der Geburt der Kirche Teil gehabt, ebenso auch, wie der heilige Antoninus sagt, in der Kirche das Amt einer Schutzfrau, ja noch mehr die Macht und das Ansehen einer Mutter behauptet. Dieses Ansehen und diese Macht Mariens über Jesus Christus hat er selbst auf Erden anerkannt und respektiert, indem er ihr gehorsam und untertänig war; und er gab, wie der heilige Chrysostomus bemerkt, auch auf der Hochzeit zu Kana, da er ihr bedeutete, sie wolle von ihm vor der bestimmten Zeit ein Wunder, zu erkennen, daß er dem Rechte seiner Mutter Rechnung trage, indem er ihren Bitten Folge leistete. Wenn er nun hier auf Erden dieses mütterliche Ansehen berücksichtigt hat, so kann man nicht annehmen, daß er es im Himmel nicht anerkennen wolle. Auch im Himmel bittet daher Maria als Mutter des Allerhöchsten für ihre Kinder und sucht sie, wie der heilige Johannes Damascenus sagt, zu retten, kraft des Rechtes, das sie durch den Titel einer gemeinsamen Mutter hat, zu unserm Besten alles von Jesus Christus zu erhalten.

Was kann uns, sagt der fromme und gelehrte Bellarmin, je abgehen und mangeln, welch` ein Unglück kann uns je zustoßen in der katholischen Kirche, unter dem Schutz und der Verteidigung einer so liebevollen und mächtigen Mutter! Erkennen wir also die unermeßliche Wohltat, die wir der Gnade des Erlösers schuldig sind, daß er uns in seiner Kirche, in seiner heiligen Familie geboren werden ließ, wo wir die Mutter Gottes selbst zur Mutter haben! Wenn wir zu ihrer Hilfe unsere Zuflucht nehmen und auf sie unser ganzes Vertrauen setzen, dann gibt es keine Versuchung, die uns überwinden, keine Angst, die uns niederbeugen, keine Gewalt, die uns von ihrem liebevollen Busen reißen, kein Unglück, das uns zu Grunde richten könnte. –
aus: Joachim Ventura, Die Mutter Gottes, Mutter der Menschen 1852, S. 121 – S. 135

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