Unterricht für das Fest des Rosenkranzes

Maria, die Rosenkranzkönigin, übergibt dem heilige Dominikus den Rosenkranz; auf ihrem schoß sitzt das Jesuskind; rechts kniet eine heilige Nonne, die mit einer Schreibfeder und einem Buch zu sehen ist

Unterricht für das Fest des hl. Rosenkranzes

Dieses Fest wurde vom Papst Klemens XI. auf den ersten Sonntag im Oktober festgesetzt zum ewigen Andenken an den zweifachen ruhmvollen Sieg, welchen die Christen bei Lepanto 1571 (unter dem hl. Papst Pius V.) und bei Belgrad (unter Klemens XI.) durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau Maria, die man durch den heiligen Rosenkranz angerufen hatte, erfochten haben.

Der heilige Rosenkranz

Was ist der heilige Rosenkranz?

… Es wird Rosenkranz genannt, weil die freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse gar schön durch die grünen Blätter, die Dornen, die Blume, aus denen die Rose besteht, versinnbildet werden, und, mit den übrigen Gebeten und Lobsprüchen verbunden, gleichsam einen Kranz bilden. Man nennt es auch Psalter, weil es aus hundert und fünfzig „Ave Maria“ besteht, wie der Psalter Davids aus hundert und fünfzig Psalmen, und weil es an die Stelle des in den ersten Zeiten üblichen Psalmen-Gesanges getreten ist.

Wie vielfach ist der Rosenkranz?

Dreifach: nämlich der freudenreiche, der schmerzhafte, und der glorreiche. –

Der freudenreiche Rosenkranz besteht aus den fünf ersten Zehnern (je zehn Ave Maria), bei welchen fünf Geheimnisse von der Menschwerdung Christi eingeschaltet werden,…
(Dieser Rosenkranz wird besonders im Advent gebetet.)

Der schmerzhafte Rosenkranz enthält fünf Zehner, in welchen uns fünf Geheimnisse des Leidens und Todes Jesu zur Betrachtung vorgestellt werden…
(Dieser Rosenkranz wird besonders in der Fastenzeit gebetet.)

Der glorreiche Rosenkranz, der die letzten fünf Zehner in sich begreift, erinnert uns an die Herrlichkeit Christi und der seligsten Jungfrau…
(Dieser Rosenkranz wird besonders in der Osterzeit gebetet.)

Eine nützliche Gebetsweise

Wie ist dieses Gebet in die Kirche eingeführt worden?

Mehrere Jahre hatte der hl. Dominikus ( gest. 1221) gegen die Irrtümer der Albigenser und anderer Irrgläubigen mit Eifer und Gründlichkeit gepredigt, aber wenige nur kehrten in den Schoß der Kirche zurück. In dieser trostlosen Lage verdoppelte der Heilige seine Gebete und Bußwerke und flehte insbesondere zu Maria um Beistand und Hilfe. Da erschien ihm Maria und lehrte ihn den Rosenkranz. Eifrig suchte er er diese Gebetsweise allenthalben zu verbreiten und predigte von diesem Zeitpunkt an mit solchem Erfolg, daß in kurzer Zeit mehr als 100000 Irrgläubige und Sünder sich bekehrten. Den himmlischen Ursprung des Rosenkranz-Gebetes bezeugt auch die Bulle Gregors XIII. vom Jahre 1577.

Ist der Rosenkranz eine nützliche Gebetsweise?

Ja. Denn, indem er die Grundgeheimnisse des Christentums vor dem Auge des Geistes vorüber führt, stellt er uns die mächtigsten Beweggründe dar, Gott zU lieben, die Sünde zu hassen, die Leidenschaften zu überwinden, die Welt und ihre Eitelkeit zu verachten und nach christlicher Vollkommenheit zu streben, damit wir die ewig seligen Wohnungen erreichen, die Jesus uns bereitet hat. Oder gibt es etwas, das mehr zur Gegenliebe bewegt, als die Liebe Gottes, die sich in der Menschwerdung offenbart? Etwas Geeigneteres, Abscheu vor der Sünde zu erregen, als das Andenken an den leidenden Gottmenschen, etwas Anziehenderes, als der Himmel mit seinen Seligkeiten? Der Rosenkranz hält uns ferner lebendige Muster – Jesus und Maria – vor Augen, die wir nachahmen sollen, und ermuntert uns zum Guten durch Hinweisung auf die durch Jesus erworbene, allmächtige Gnade und auf die alles vermögende Fürbitte der gnadenvollen Gottesmutter.

… Lassen wir uns also durch nichts vom heiligen Rosenkranz abhalten; schämen wir uns nicht, einen solchen bei uns zu tragen, weil wir uns sonst auch schämen müßten, katholische Christen zu sein; beten wir ihn oft, ja jeden Abend, wie dies in früheren Zeiten bei den Katholiken Sitte war, und wir werden erfahren, daß, sowie der Rosenkranz zur Zeit des hl. Dominikus ein heilsames Mittel wider den Irrtum gewesen, er auch in unseren Tagen eine kräftige Waffe wider Unglauben und Irrtum sein, und Glauben und Frömmigkeit und Tugend befördern werde, insofern er recht gebetet wird.

Die richtige Gebetsweise

Wie soll man den Rosenkranz beten?

1) Richtig, d.h. so wie er oben beschrieben worden und langsam, indem man die Gebete und Geheimnisse gehörig ausspricht;

2) andächtig, nicht bloß mit dem Mund, sondern auch mit dem Herzen.
Wir sollen nämlich die Geheimnisse betrachten,

beim freudenreichen Rosenkranz an die unendliche Liebe Gottes zu den Menschen und an seine Erniedrigung für uns denken, Ihm dafür danken und versprechen, Ihn wieder zu lieben;

beim schmerzhaften mit dem für uns leidenden Heiland Mitleiden haben, die Sünde, als die Ursache des Leidens, von Herzen verabscheuen und ernstliche Vorsätze für die Zukunft machen;

beim glorreichen uns an die Herrlichkeit erinnern, die auch uns aufbewahrt ist, wenn wir Jesu und Maria nachfolgen.

Der hl. Vater Papst Leo XIII. hat in zwei besonderen Schreiben (*) in Anbetracht der bedrängten Lage der heiligen Kirche das Rosenkranz-Gebet auf das eindringlichste empfohlen. Er hofft zuversichtlich durch dieses Gebet Abwendung der drohenden Übel. Möchte doch dieses Gebet nicht bloß in den Kirchen andächtig gebetet werden, sondern auch in die Familien wieder Einkehr halten. Möchte es wenigstens jeden Samstag Abend in den Familien gemeinsam gebetet werden!

Mein lieber Christ, unterlasse es doch keine Tag, den Rosenkranz oder wenigstens einen Teil desselben zu beten.

(*) gemeint sind die Schreiben: Supremi apostolatus (1883); Superiore anno (1884)-
aus: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 664 – S. 666

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