Der Rosenkranz in der Vergangenheit

Hut, bischöflicher Krummstab, Kleidungsstücke eines Papstes

Papst Leo XIII. sitzt in seiner päpstlichen Kleidung in seinem Arbeitszimmer, links von ihm sieht man auf einem Art Altar ein Kruzifix, rechts ist ein Bücherschrank

Leo XIII. Epistula Enzyklika „Supremi apostolatus“ 1883

Leo XIII. über den Rosenkranz in der Vergangenheit

Auszug

III. Mariens Hilfe in der Geschichte der Kirche: Albigenser

Die Geschichte der Vergangenheit wie auch der neueren Zeit, erst recht die Kirchengeschichte berichtet, wie von einzelnen und öffentlich die Gottesmutter angerufen wurde, wie man zu ihr Ehren Gelöbnisse ablegte und wie dann andererseits durch sie Hilfe kam und Gott Frieden und Ruhe schenkte. So erklären sich auch die vielen, bedeutungsvollen Namen, mit denen die katholischen Völker Maria grüßten als die Helferin der Christen, als Maria von der immerwährenden Hilfe, als Maria vom Trost, Kriegsmächtige, Maria vom Sieg, Maria vom Frieden. Eine Benennung verdient jedoch besonders erwähnt zu werden, nämlich jene: Maria vom Rosenkranz. Denn damit verbindet sich auf immer die Erinnerung an die außerordentlichen Gnadenerweise, die Maria der Christenheit zuteil werden ließ.

Ihr wißt, ehrwürdige Brüder, wieviel Leid und Not am Ende des 12. Jahrhunderts die Irrlehre der Albigenser über die Kirche gebracht hat. Diese Irrlehre, die aus der Sekte der Neumanichäer hervorgegangen war, überschwemmte mit ihren irrigen, gefährlichen Lehren Südfrankreich und andere Gegenden der lateinischen Welt. Mit dem Terror der Waffen wollten sie über Leichen und Ruinen ihre Herrschaft aufrichten. Gegen diese furchtbaren Feinde erweckte Gott in seiner Barmherzigkeit einen großen Heiligen, den rühmlich bekannten Vater und Gründer des Dominikaner-Ordens. Ihn zeichnete Reinheit der Lehre, tugendhafte Vorbildlichkeit und großes Verständnis für die Aufgaben des Apostolates aus, und so nahm er mit Begeisterung den Kampf auf für die katholische Kirche; nicht auf die Macht der Waffen setzte er sein Vertrauen, sondern auf die Macht jenes Gebetes, das unter dem Namen des heiligen Rosenkranzes ihm seine Einführung verdankt und das er selbst persönlich und auch durch seine Söhne überall verbreitete. Gott hat ihm wohl über die Macht dieses Gebetes eine innere Erleuchtung zugehen lassen, so daß er voraussah, wie diese wirksame Kriegswaffe den vollendeten Sieg über die Feinde entschied und sie von ihrem wahnwitzigen, aller echten Religiosität hohnsprechenden Unternehmen abzulassen zwang. Und so geschah es auch, wie die Geschichte zeigt. Denn nachdem sich diese Gebetsweise nach dem Willen des heiligen Vaters Dominikus immer mehr eingebürgert hatte, gewahren wir allmählich ein Aufblühen der Frömmigkeit, des Glaubenseifers und der Eintracht, während die Pläne und Ränke der Irrlehrer ohne Erfolg blieben; sehr viele von ihnen sind vom Irrtum geheilt, und die Kampfeskraft der übrigen bezwang das Heer der Katholiken, die zur Abwehr der Religionsfeinde die Waffen ergriffen hatten.

IV. Mariens Hilfe bei Lepanto

Auch im 16. Jahrhundert offenbarte sich auf wahrhaft wunderbare Weise die Kraft und Wirksamkeit dieses Gebetes, als eine Invasion der Türken fast ganz Europa mit Barbarei bedrohte und sie diesen Erdteil unter das Joch ihres falschen Glaubens zwingen wollten. Damals war es der heilige Papst Pius V., der die christlichen Fürsten zum Schutz der gemeinsamen Güter aufrief. Vor allem aber ging sein Bemühen dahin, die Macht der Gottesmutter im Rosenkranz anzuflehen, auf daß sie der Christenheit gnädig zu Hilfe komme. Das Schauspiel, das sich nun im Angesicht des Himmels und der Erde darbot, war in der Tat erhebend und zog alle Herzen und Gemüter auf sich. Auf der einen Seite erwarteten die Christgläubigen unweit des Korinthischen Meerbusens unerschrocken den Feind, in der heiligen Bereitschaft, Blut und Leben für Heimat und Glauben zu opfern; auf der anderen Seite versammelte man sich waffenlos zu frommem Gebet, indem man Maria bestürmte und immer wieder im Rosenkranz grüßte, auf daß sie den mit den Waffen Kämpfenden zum Sieg beistehe. Das Gebet fand Erhörung, und unsere Herrin kam zu Hilfe. In der Seeschlacht bei den Echinaden errang die christliche Flotte einen glänzenden Sieg; der Gegner wurde in die Flucht geschlagen und während die eigenen Verluste geringfügig waren, waren die des Feindes beträchtlich. Zum Andenken an dieses Eingreifen des Himmels bestimmte dann der heilige Papst eine jährliche Gedächtnisfeier an diese Schlacht zu Ehren Mariens vom Sieg; Gregor XIII. gab dann diesem Gedächtnistag den Namen Maria vom Rosenkranz.

V. Der Sieg bei Temesvar und Korfu

Auf ähnliche Weise kamen im vorigen Jahrhundert die beiden Türkensiege Temesvar in Ungarn und bei der Insel Korfu zustande; wieder waren es Marienfeste, denen fromme Rosenkranzgebete vorausgegangen waren. Die alles bewog Unseren Vorgänger Klemens XI., aus Dankbarkeit gegen die Gottesmutter das Rosenkranzfest in der Kirche alljährlich zu begehen. –
aus: Rudolf Graber, Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren, 1951, S. 31 – S. 32

Gesamter Text zu finden hier: Leo XIII. Marianische Weltrundschreiben „Supremi apostolatus“

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