Herz-Jesu-Fest und Christkönigs-Fest
Auszug aus der Antritts-Enzyklika
„Summi pontificatus“ von Pius XII.
vom 20. Oktober 1939
Segen der Herz-Jesu Andacht und des Christkönigs-Festes
177 Aus der Verbreitung und Vertiefung der Andacht zum Göttlichen Erlöser-Herzen, die in der Weihe des Menschengeschlechtes an der Jahrhundertwende und weiterhin in der Einführung des Christkönigfestes durch Unsern unmittelbaren Amtsvorgänger ihre erhebende Krönung fand, ist unsagbarer, Segen erflossen für ungezählte Seelen – ein starker Lebensstrom, der die Stadt Gottes mit Freude erfüllt. (Ps. 45,5) Welche Zeit bedürfte dieses Segens dringender als die gegenwärtige? Welche Zeit leidet inmitten alles technischen und rein zivilisatorischen Fortschrittes so sehr an seelischer Leere, an abgrundtiefer innerer Armut? Kann man nicht auch auf dieses unser Weltalter das entlarvende Wort der Geheimen Offenbarung anwenden: „Du sagst: ich bin reich, ich habe Überfluss und brauche nichts mehr. Und du weißt nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und bloß?“ (Apoc. 3,17)
Entfremdeter Geist der Bergpredigt und des Kreuzes
178 Ehrwürdige Brüder, kann es Größeres, Dringenderes geben, als solcher Zeit „den unergründlichen Reichtum Christi zu verkündigen?“ (Eph. 3,8) Kann es Edleres geben, als vor ihr, die so vielen trügerischen Fahnen gefolgt ist und noch folgt, das Königsbanner Christi zu entfalten, um der siegreichen Standarte des Kreuzes die Gefolgschaft auch der Abtrünnigen wiederzugewinnen? Wessen Herz sollte nicht entbrennen in hilfsbereitem Mitleid angesichts all der Brüder und Schwestern, die durch Irrtum und Leidenschaft, durch Verhetzung und Vorurteile dem Glauben an den wahren Gott, der Froh- und Heilsbotschaft Jesu Christi entfremdet wurden?
Welcher Streiter Christi – er sei Priester oder Laie – wird sich nicht zu gesteigerter Wachsamkeit, zu entschlossener Abwehr aufgerufen fühlen, wenn er die Front der Christusfeinde wachsen sieht? Muss er doch Zeuge sein, wie die Wortführer dieser Richtungen die Lebenswahrheiten und Lebenswerte unseres christlichen Gottesglaubens ablehnen oder doch tatsächlich verdrängen; wie sie die Tafeln der Gottesgebote mit frevelnder Hand zerbrechen, um an ihre Stelle neue Gesetzestafeln zu stellen, aus denen der sittliche Gehalt der Sinai-Offenbarung, der Geist der Bergpredigt und des Kreuzes verbannt sind.
Wer sollte nicht mit wehem Schmerz gewahren, wie solche Verirrung traurige Ernte unter denen hält, die in Tagen ruhiger Geborgenheit sich zur Gefolgschaft Christi zählen, die aber – leider mehr Namens- als Tatchristen – in der Stunde der Bewährung, der Anfechtung, des Leidens, der getarnten oder offenen Verfolgung eine, Beute des Kleinmuts, der Schwäche, des Zweifels, der Unentschlossenheit werden, und, von Angst erfasst wegen der Opfer, die sie um des christlichen Glaubens willen bringen sollten, sich nicht ermannen können, den Leidenskelch der Christustreuen zu trinken?
Weltweihe an das Göttliche Herz am Christkönigs-Fest
179 In solcher Umwelt und Geisteslage, ehrwürdige Brüder, möge das bevorstehende Christkönigs-Fest, zu dem Wir das vorliegende Rundschreiben in euer aller Hand hoffen, ein Gnadentag tiefgehender Erneuerung und Erweckung im Sinne der Herrschaft Christi sein! Ein Tag, an dem die Weltweihe an das Göttliche Herz in besonders feierlicher Weise vollzogen werden soll; an dem die Gläubigen aller Völker und Nationen huldigend und sühnend sich um dem Thron des Ewigen Königs scharen, um Ihm und Seinem Gesetz, das ein Gesetzt der Wahrheit und Liebe ist, den Schwur der Treue zu erneuern für Zeit und Ewigkeit.
Es sei ein Gnadentag für die Getreuen, wo das Feuer, das der Herr auf diese Erde brachte, in ihren Herzen immer mehr zu heller lauterer Flamme sich entfacht; ein Gnadentag für die Lauen, Müden und Verdrossenen, an dem ihr kleinmütig gewordenes Herz im Geiste sich wieder erneuert und ermannt; ein Gnadentag auch für die, welche Christus noch nicht erkannt oder wieder verloren haben! Aus Millionen gläubiger Herzen soll das Gebet zum Himmel steigen: „Das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt“, (Joh. 1,9) möge ihnen, den Weg des Heiles erhellen; Seine Gnade möge in den Herzen der Irrenden, das ja doch nicht zur Ruhe kommt, das Heimweh nach den ewigen Gütern erwecken; aus diesem Heimweh möge eine Rückkehr werden zu Dem, Der vom Schmerzensthron Seines Kreuzes aus auch nach ihren Seelen dürstet und kein brennenderes Verlangen trägt, als auch ihnen Weg, Wahrheit und Leben zu sein. (Joh. 14,6)
185 Am Eingang des Weges, der zur geistigen und sittlichen Not unserer Tage führt, steht der todbringende Versuch von nicht wenigen, Christus zu entthronen; die Verwerfung des Gesetzes der Wahrheit, das Er verkündete; des Gesetzes der Liebe, die der lebenspendende Odem Seines Reiches ist.
Die Königsrechte Christi wieder anerkennen, zurückfinden zum Gesetz Seiner Wahrheit und Seiner Liebe, das ist der einzige Weg der Rettung für den Einzelmenschen und die Gemeinschaft. –
aus: Wilhem Jussen SJ, Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des heiligen Vaters Papst Pius XII. 1946, S. 134 – S. 137