Heiliger Papst Pius V. (1566-1572)

Christus sitzt in der Mitte, Löwe und Stier zu seinen Füßen

Heiligenkalender

5. Mai

Der heilige Papst Pius V.

Von der heiligen Mutter Monika im engen Familienkreis zum heiligen Vater der Christenheit, ihm, dem erhabenen Pius, den Tribut unserer Liebe und Dankbarkeit zu entrichten, der mit solcher Weisheit und Kraft die große Familie Gottes regiert und geschützt hat.

Wenige Jahre vor dem Ausbruch der Reformation wurde zu Bosco in Piemont der armen Familie Ghislieri ein Söhnlein „Michael“ geboren, das die göttliche Vorsehung bestimmt hatte, auf Erden wider die abgefallenen Christen zu streiten, wie der hl. Michael im Himmel gegen die abgefallenen Engel gekämpft hat.

Die Eltern beabsichtigten, den ernsten, frommen, reich begabten Knaben ein Handwerk lernen zu lassen; aber sein Drang zum Studium besiegte alle Schwierigkeiten und erkämpfte die Aufnahme in den Orden des hl. Dominikus. Die Fortschritte, welche Michael in allen Zweigen des Wissens und in der Frömmigkeit machte, erregten Aufsehen; und kaum zum Priester geweiht, zierte er den Lehrstuhl der Philosophie und Theologie sechzehn Jahre lang.

Da inzwischen dien Irrlehre Luthers sich von Deutschland gegen die Schweiz und Italien ausdehnte, wurde Michael als Inquisitor nach Mailand und Como geschickt. Opferwillig verwaltete er dieses so wichtige und lebensgefährliche Amt, und es gab keinen Ort und kein abgelegenes Haus in weitem Umkreis, wo er nicht die Gläubigen gestärkt und die Irrlehre abgewehrt hätte. Tag und Nacht wachte er gegen die Verbreitung ketzerischer Bücher und Traktätlein; er zitterte nicht vor dem Haß eines Kaufmannes, dem er zwölf Kisten solcher Schriften wegnahm, und der ihn deshalb mit Steinwürfen verfolgte. Oft suchten ihn die Ketzer zu töten; aber die Furchtlosigkeit, mit der er den bestellten Mördern entgegen trat, rette ihm ebenso oft wunderbar das Leben.

Nur durch den strengsten Befehl des Gehorsams konnte ihn der Papst zwingen, die Würde eines Bischofs und Kardinals anzunehmen; die einmal übernommenen Ämter verwaltete er dann mit der Weisheit und Gewissenhaftigkeit eines Heiligen. Stets hatte er vor seinem Arbeitstisch das Bild des Gekreuzigten, über welchem die Worte standen: „Ferne sei es von mir, daß ich mich in etwas Anderm rühme, als im Kreuz unseres Herrn Jesu Christi.“ (Gal. 6) Täglich betete er am Abend den heiligen Rosenkranz mit seinen Dienstleuten und war dabei so in Gott vertieft, daß man ihn an den Kleidern ziehen musste, wenn er anderswohin gerufen wurde. Mit unwiderstehlichem Eifer wachte er über die kirchliche Zucht und Ordnung und nötigte selbst den Papst Pius IV. zum Nachgeben, als dieser seinen Verwandten, einen Jüngling von dreizehn Jahren, schon unter die Kardinäle aufnehmen wollte, indem er mit strafendem Ernst mahnte, daß die Insignien eines Kardinals kein Spielzeug für Kinder seien.

Nach dem Tode Pius IV. 1565 fiel die Wahl – nicht ohne Einfluß des hl. Karl Borromäus – auf Michael Ghislieri, der nach langem Widerstreben den Bittenden willfahrte und den Namen Pius V. annahm. Damals war die katholische Kirche von zwei Feinden auf`s härteste bedrängt: von den Protestanten und den von ihnen zu Hilfe gerufenen Türken. Diese ungeheure Macht beabsichtigte nichts Geringeres als die ganze katholische Kirche zu erwürgen; aber der starke Gott bediente sich des armen und demütigen Mönches, um seine Kirche zu schützen. Pius V. besaß alle Gaben eines Papstes, wie ihn eine solche Zeit brauchte. Über alles Lob erhaben ist die Klugheit und Energie, mit welcher er die Beschlüsse des Konzils von Trient ins Leben einführte und die Kirchengesetze handhabte. Treu dem Wahlspruch: „Wer reformieren will, muss bei sich selbst anfangen“, säuberte er mit unerbittlicher Strenge den päpstlichen Palast, die Wohnungen der Kardinäle und Geistlichkeit, die ganze Stadt Rom von den eingerissenen Missbräuchen, handhabte eine echt christliche Zucht, förderte mit unerschöpflicher Freigebigkeit die Volksschulen, die Gewerbe, die Armenpflege, die Wissenschaften und Künste, erleichterte durch scharfe Einschränkungen der Prozessführung, des Luxus, der Schwelgerei die Steuern und Abgaben. Bis in die verborgensten Schlupfwinkel verfolgte er das Laster, aber ebenso weit unterstützte er die Tugend.

Es gab kein Land in der ganzen Christenheit, das sich des Segens seiner väterlichen Obsorge nicht zu erfreuen gehabt hätte. Für die religiöse Belehrung und Bildung der Gläubigen sorgte er durch die Anfertigung des ausgezeichneten römischen Katechismus, durch die Aufforderung an die Geistlichkeit, daß sie die heiligen Väter studiere, den Gottesdienst mit würdiger Feier halte, christliche Schulen errichte, die Rosenkranz- und Christenlehr-Bruderschaften verbreite und mit dem Beispiel sittenreiner Frömmigkeit voran leuchte, Überallhin sandte er Missionare und begünstigte vorzüglich die neu gestiftete Gesellschaft Jesu in ihrem Kampf gegen die Reformation.

Nach Deutschland schickte er seinen ausgezeichnetsten Kardinal Commendone, durch dessen Tätigkeit es ihm vorzüglich gelang, den Kaiser Maximilian im Glauben zu befestigen und den Protestantismus von Österreich abzuwehren. Desgleichen bot er alle Kräfte und Mittel – leider vergebens – auf, die unglückliche Königin von Schottland, Maria Stuart, zu retten, welche von ihrer eigenen Schwester Elisabeth des katholischen Glaubens wegen grausam misshandelt und zuletzt mit dem Beil enthauptet wurde.

In Frankreich unterstützte er den König im Krieg gegen die Kalviner mit Rat undTat und sammelte große Verdienste um die katholische Kirche in diesem Land, wie auch in Spanien.

Inzwischen erhob sich sein zweiter Feind, furchtbar an Macht und Grausamkeit, wider ihn: Selim II., Sultan der Türken, rüstete eine ungeheure, um Italien zu erobern und das ganze Christentum zu vertilgen. Pius V., die Größe der Gefahr wohl überschauend, aber vom mehreren katholischen Fürsten verlassen, ordnete in allen christlichen Ländern Gebete an um den Schutz Gottes und die Fürbitte Mariä, schloß mit Venedig und Spanien ein Bündnis, sammelte eine kleine Flotte, deren Führung er dem trefflichen Johann von Österreich anvertraute, indem er ihm eine geweihte Fahne mit dem Bild des Gekreuzigten und mit der Inschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen“, übergab. Die ganze Armee fastete drei Tage, empfing die heiligen Sakramente und flehte zu Maria um ihre Hilfe.

Am 7. Oktober 1571 stieß die christliche Flotte bei Lepanto auf die türkische, welche um die Hälfte mehr Schiffe zählte. Der Admiral Johann entfaltete die Fahne und begeisterte seine Krieger zum Kampf, die alle vor dem Bild des gekreuzigten Jesus auf den Knien beteten. Die Schlacht entwickelte sich anfangs für die Christen ungünstig, die sonne strahlte ihnen ins Gesicht, der Winde trieb ihnen den Pulverdampf in die Augen, und die türkische Übermacht schien schon des Sieges gewiß zu sein. Allein „wo die Not am größten, da ist Gott am nächsten.“ Plötzlich wendete sich der Wind, trieb den Rauch der brennenden Schiffe und den Pulverqualm der Geschütze den Türken in die Augen, und die sich neigende Sonne blendete sie mit ihren glühenden Strahlen. Mit neuem Mut stürmten die Christen vorwärts. Johann erspähte das türkische Admiralschiff, überwältigte es im Flug, tötete mit eigener Hand den Befehlshaber Ali Pascha, streckte seinen Kopf an einer Stande in die Höhe und schrie: „Sieg!“ – „Sieg! Sieg!“ donnerte es tausend stimmig aus dem Mund der Tapferen: die Türken gerieten in Verwirrung: die Christen fochten wie Löwen, und bald war vollendet eine der wichtigsten Schlachten, welche die Weltgeschichte kennt. Bei 30000 Türken waren tot, 200 ihrer Schiffe mit 362 Kanonen erobert, 90 Schiffe verbrannt oder zertrümmert, 20000 Christensklaven befreit; eine unermessliche Beute fiel den Siegern in die Hände, und Konstantinopel zitterte. Zur gleichen Stunde arbeitete der Papst mit mehreren Kardinälen in seinem Palast zu Rom; auf einmal trat er ans Fenster, schaute gen Himmel und reif freudig: „Brechen wir jetzt unsere Geschäfte ab und sagen wir Gott Dank für den Sieg, der er unserm Heer so eben geschenkt hat.“ Zum immer währenden Dank für diesen Sieg setzte er die Feier des Rosenkranz-Festes ein unter dem Titel „Maria zum Sieg“ und fügte in die lauretanische Litanei die Bitte: „“Du Helferin der Christen, bitt` für uns!“

Im folgenden Jahr wollte Pius diesen Sieg durch einen neuen Feldzug wider die Türken bleibend sichern, aber eine höchst schmerzliche Nierenkrankheit, während welcher er stets betete: „O Herr, vermehre meine schmerzen, aber gib mir auch Geduld dazu!“ warf ihn auf das Sterbebett. Rührend und erbaulich war die Andacht, mit der er sich auf den Tod vorbereitete und oft, sich auf die Knie aufrichtend, für das Wohl der hl. Kirche betete. Am 1. Mai 1572 schied dieser große Mann und heilige Papst von dieser Erde, die ganze Christenheit trauerte; die Türken aber jubelten, und der Sultan ließ zu Konstantinopel drei tage Freudenfeste halten.

Im Jahre 1672 wurde er von Klemens X. selig und 1712 von Klemens XI. heilig gesprochen. – aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 341-343

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