Der heilige Papst Pius V. und der Kampf gegen die Türken
Bei Lepanto 1571 siegte das Kreuz über den Halbmond
Den höchsten Ruhm erwarb sich der heilige Vater in der Bekämpfung der Türken. Die katholischen Fürsten in Europa sahen endlich ein, wie sehr sie des Papstes und der Vereinigung unter sich bedurften. Dem rastlosen Eifer des heiligen Vaters gelang es, zum Kampf gegen die Türken zwischen Venedig, Spanien und Rom einen Bund zu stiften.
Pius stellte aus eigenen Mitteln zwölf Schiffe, dreitausend Fußsoldaten und zweihundertsechzig Pferde. Am 6. Oktober des Jahres 1571 trafen sich die Armeen bei Lepanto. Ernst war der Tag; denn die Türken wollten ihren alten Ruhm nicht einbüßen, die Christen aber die Trübsale rächen, welche ihnen die Mohammedaner zugefügt hatten. Der Kampf endete mit einer völligen Niederlage der Türken. Diese Seeschlacht führte so für die Christenheit zu einem der glänzendsten Siege aller Jahrhunderte. Zur Zeit der Seeschlacht bei Lepanto ereignete sich in Rom ein großes Wunder. Von dem Augenblick an, da die christliche Flotte Italien verlassen hatte, verfolgte der heilige Papst Pius im Geiste alle ihre Bewegungen, verdoppelte seine Gebete und Bußübungen und ließ um den Sieg der Christen beten. Als endlich der Tag angebrochen war, an dem der heilige Vater glaubte, die christliche Flotte hätte die der Mohammedaner getroffen, gab er den Auftrag, daß die Gebete keinen Augenblick mehr unterbrochen würden, und betete selbst Tag und Nacht. Am (6.) 7. Oktober, um 5 Uhr abends, traten der Minister und mehrere andere hohe Würdenträger in das Gemach des heiligen Vaters, um eine wichtige Arbeit zu erledigen. Plötzlich erhob sich der Papst, eilte an das Fenster und rief in freudigem Ton: „Sprechen wir nicht mehr von Geschäften, dazu ist keine Zeit. Eilet Gott zu danken! Unsere Armee hat gesiegt.“
Alsbald verabschiedete der heilige Vater seine Räte, eilte in seine Hauskapelle und dankte Gott unter vielen Tränen. Das geschah genau am Tage und zur Stunde, da bei Lepanto das Kreuz über den Halbmond siegte. Es war der Tag, an dem tausend Stimmen zur Himmelskönigin gerufen hatten:
„Gegrüßt seist du, Maria!“
Die Bruderschaft des heiligen Rosenkranzes, welche Papst Pius V. mit besonderer Vorliebe pflegte, hatte mit ihm andächtig und demütig Maria um ihre Fürbitte und um den Sieg des Kreuzes angerufen.
Auf solche Art wendete der heilige Pius die Herzen seines Volkes der Himmelskönigin zu. Für den (6.) 7. Oktober setzte er das Fest „Unserer Lieben Frau vom Siege“ ein und fügte der Lauretanischen Litanei die Worte bei
„du Helferin der Christen, bitte für uns!“
Die Christenheit sollte für ewige Zeiten daran erinnert werden, daß die Fürbitte der Gottesmutter ihr den glorreichen Sieg errungen hatte. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden 1907, S. 633 – S. 634