Ansprache Pius XII über die Reinheit 1941

Hut, bischöflicher Krummstab, Kleidungsstücke eines Papstes

Ansprache Pius XII. über die Reinheit

Porträt von Pius XII. in seiner päpstlichen Kleidung, ernst schaut er mit seiner Brille

Ansprache Papst Pius XII. vom 22. Mai 1941

VIVA GIOIA È PER NOI

Ansprache an die weibliche Jugend der Katholischen Aktion am Himmelfahrtstag über Reinheit und Frauenmode

AAS XXXII (1941) 184-191
Auszüge

Einleitung: Glückwunsch zum „Kreuzzug der Reinheit“

1158 Es ist Uns eine lebhafte Freude, liebe Töchter, in euch zum ersten Mal den „Kreuzzug der Reinheit“ zu segnen, den ihr in höchst zeitgemäßer Weise unternommen habt und mit großer Tapferkeit fortführt unter dem mächtigen Schutz der allerreinsten Unbefleckten Jungfrau Maria. Die würdige und glückliche Bezeichnung „Kreuzzug“, die ihr für euren schönen und großen Feldzug gewählt habt, erinnert an das Kreuz, diesen Leuchtturm des Heils für die Welt, und weckt Erinnerungen an die glorreiche Geschichte der Kreuzzüge der christlichen Völker, an heilige Heerscharen und Schlachten, die unter geweihten Feldzeichen gemeinsam unternommen und geschlagen wurden zur Eroberung der heiligen Stätten und zur Verteidigung katholischer Länder, um sie vor der drohenden Überflutung durch die Ungläubigen zu schützen. Auch ihr wollt katholisches Land verteidigen, das Land der Reinheit; ihr wollt jene Lilien erobern und in Schutz nehmen, die ihren Duft als Wohlgeruch Christi verbreiten in den Familien, im geselligen Kreise, auf der Straße, in den Versammlungen, bei Schauspielen, bei öffentlichen und privaten Vergnügen. Das ist ein Kreuzzug gegen die Feinde der christlichen Moral, gegen die Gefährdung der in ruhigen Bahnen verlaufenden guten Volkssitten durch mächtige Sturzfluten der Unsittlichkeit, die alle Straßen der Welt überschwemmen und jeden Lebensstand gewaltsam mit sich fortreißen.

Wachsendes Überhandnehmen der Unsittlichkeit

1159 Daß heute allenthalben eine solche Gefahr besteht, ist nicht nur ein wiederholter Alarmruf der Kirche; sogar in Kreisen, die dem christlichen Glauben fern stehen, machen die hellsichtigsten und um das Gemeinwohl besorgtesten Geister mit lauter Stimme auf die Schrecken erregenden Bedrohungen der sozialen Ordnung und der Zukunft der Nation aufmerksam. Eine Unmenge verführerischer Anreize zur Unreinheit vergiftet ja heute die Wurzeln des Lebens. Die zunehmende Nachsicht von Seiten des öffentlichen Gewissens, die eher als Nachlässigkeit zu bezeichnen ist, lockert die Zügel des Bösen immer mehr und stellt sich blind gegenüber den verwerflichsten sittlichen Ausschreitungen.

1160 … Das Leben des Menschen auf Erden ist auch in christlichen Jahrhunderten immer ein Kriegsdienst. (siehe dazu den Beitrag: Das Leben des Menschen ein Kriegsdienst) Wir müssen unsere Seelen und die Seelen unserer Brüder retten in unserer Zeit. Zweifellos ist heute die Gefahr größer geworden, weil auch die Mittel zur Erregung der Leidenschaften, die zu anderen Zeiten auf begrenzte Kreise beschränkt waren, heute eine außerordentliche Steigerung erfahren haben.

Notwendigkeit des Kampfes um Reinheit

1163 Es ist nicht Unsere Absicht, das traurige und allzu bekannte Bild zu zeichnen, das sich euren Augen darbietet: Dürftige Bekleidung oder Kleidungsstücke, die eher dazu angetan scheinen, zu betonen, was sie verhüllen sollten; sportliche Betätigung in ungeziemenden Anzügen; Schaustellungen und kameradschaftliche Vertraulichkeiten, die unvereinbar sind sogar mit der weitherzigsten Schicklichkeit; Tänze, Schauspiele, Hörspiele, Lesestoff, Illustrationen und Dekorationen, worin die wahnwitzige Vergnügungssucht gefährlichsten Zunder anhäuft. Wir wollen euch lieber die Grundsätze des christlichen Glaubens in Erinnerung rufen und vor die Seele stellen, die in diesen Belangen euer Urteil erleuchten, eure Schritte und euer Benehmen lenken, euren geistigen Kampf beseelen und stützen sollen.

Es handelt sich wahrhaftig um einen Kampf. Die Reinheit der Seelen, ihr Leben in der natürlichen Gnade wird nicht bewahrt und kann nicht bewahrt werden ohne Kampf. Glücklich, wer in seiner Familie, am Morgen seines Lebens, ein viel höheres, ein göttliches Leben empfing in der heiligen Taufe!

Die erbsündliche Belastung

1164 … Die Erbsünde ist zwar in eurer Seele durch die reinigende und heiligende Gnade getilgt worden, die euch als Kinder Gottes und Erben des Himmels mit Gott versöhnte; aber sie hat doch in euch das traurige Erbe Adams hinterlassen, den Verlust des inneren Gleichgewichtes, den Widerstreit, den selbst der große Apostel Paulus verspürte, der seinem inneren Menschen nach sich am Gesetz Gottes freute, in seinen Gliedern aber ein anderes Gesetz wahrnahm, das Gesetz der Sünde (vgl. Röm. 7,22-23) Mit diesem Gesetz der Leidenschaften und der ungeordneten Neigungen, die nie ganz gebändigt werden, verschwört sich als Verbündeter des Fleisches und der Welt ein Engel Satans und belästigt die Seele mit Versuchungen. Das ist der Krieg zwischen Fleisch und Geist, von dem die Offenbarung Gottes so klar spricht, daß es eine törichte Annahme wäre, es könne (mit Ausnahme der allerseligsten Jungfrau) ein Menschenleben rein bleiben ohne Wachsamkeit und ohne Kampf. Täuschet euch nicht mit der Einbildung, eure Seele sei dem Anreiz der Leidenschaften gegenüber gefühllos und unbesieglich gegenüber den Verlockungen und Gefahren! … Man hüte sich jedoch anzunehmen, daß alle Seelen, die doch für Gefühlseindrücke äußerst empfindlich sind, sich gefühllos zu machen vermöchten gegenüber dem Zauber von Bildern, die durch ihre schamlose Darstellung der Sinnenlust die Aufmerksamkeit auf sich lenken und fesseln. Das hieße ja geradezu voraussetzen und annehmen, man könne den bösartigen Einfluß vollständig ausschalten oder vermindern, den derartige Aufreizungen auf die ungeordneten Triebe der gefallenen Menschennatur auszuüben vermögen.

Die Frauenmode als Anlass zur Sünde

1167 Auch in der Berücksichtigung der Mode steht die Tugend in der Mitte. Gott verlangt von euch, daß ihr euch stets erinnert, daß die Mode nicht die oberste Regel eures Verhaltens ist noch sein kann. Über der Mode und ihren Forderungen stehen höhere und gebieterische Gesetze, höhere und unveränderliche Grundsätze, die auf keinen Fall dem persönlichen Gutdünken und der Willkür geopfert werden dürfen. Vor ihnen muss sich auch die flüchtige Allmacht der Göttin Mode beugen. Diese Grundsätze sind verkündet worden von Gott, von der Kirche, von den Heiligen, von der Vernunft, von der christlichen Sittenlehre. Sie stecken Grenzen ab, jenseits deren weder Rosen noch Lilien sprießen oder blühen können, jenseits deren keine Reinheit und Sittsamkeit, kein weiblicher Liebreiz und keine Frauenehre den Duft ihres Wohlgeruches verbreitet, wo vielmehr eine ungesunde Luft weht, geschwängert von Leichtsinn, zweideutigen Reden, frecher Oberflächlichkeit und Eitelkeit des Herzens und der Bekleidung. Das sind die Grundsätze, auf die der heilige Thomas von Aquin hinweist betreffs des weiblichen Schmuckes; er erinnert auch daran in seinen Ausführungen über die rechte Ordnung unserer Liebe und unserer Gefühle: Das Wohl unserer Seele geht dem Wohlbefinden unseres Leibes voran, und wir haben das Wohl der Seele unseres Nächsten dem Wohlergehen unseres eigenen Leibes vorzuziehen. Ihr seht also, daß es eine Grenze gibt, die von keinem Einfall der Mode überschritten werden darf, sonst führt die Mode zum Verderben der eigenen Seele und zur Gefährdung der Mitmenschen. (siehe dazu den Beitrag: Der heilige Chrysostomus über unanständige Kleidung)

Gebote der Schamhaftigkeit und Sittsamkeit

1168 … Der Gedanke an das Seelenheil ließ Märtyrerinnen wie Agnes und Cäcilia zu Heldinnen werden, mitten in der qualvollen Pein ihres jungfräulichen Leibes. Solltet ihr, deren Schwestern im Glauben, in der Liebe zu Christus und in der Hochschätzung der Tugend, um Grunde eurer Seele nicht den Mut und die Kraft aufbringen, ein wenig Bequemlichkeit zu opfern und sogar auf körperliche Vorzüge zu verzichten, um das Leben eurer Seele heil und rein zu bewahren? Niemand hat das Recht, um eines einfachen persönlichen Vergnügens willen fremde körperliche Gesundheit zu gefährden; wie sollte es dann erlaubt sein, das Heil und das Leben fremder Seelen einer Gefahr auszusetzen? Wenn, wie einige Frauen vorgeben, eine gewagte Mode keinerlei schlimmen Eindruck auf sie macht, was wissen sie denn über den Eindruck, den andere davon empfangen? Wer gibt ihnen die Gewissheit dafür, daß nicht andere dadurch schlimmen Anfechtungen ausgesetzt werden? Ihr kennt nicht das ganze Ausmaß der menschlichen Gebrechlichkeit, noch wißt ihr, wie verdorben das Blut ist, das aus jenen Wunden quillt, die Adams Schuld der menschlichen Natur schlug: Verfinsterung des Verstandes, Bosheit des Willens, Gier nach der Sinnenlust samt der Schwäche im mühseligen Kampf mit der Leidenschaft. Ist doch der Mensch wie Wachs so weich dem Bösen gegenüber, sieht das Bessere und billigt es, und folgt dennoch dem Bösen, dessen Schwergewicht ihn wie Blei in die Tiefe hinabzieht…

Solange gewisse schamlose Toiletten das traurige Vorrecht von Frauen zweifelhaften Rufes bleiben, gewissermaßen ihr Erkennungszeichen, wird niemand sich ähnlich zu kleiden wagen. Sobald jedoch solche Kleidungen von Personen getragen werden, deren Ruf über jeden Zweifel erhaben ist, wird man nicht mehr zögern, diesem Strom ebenfalls zu folgen, der vielleicht zu den schlimmsten Vergehen führen wird.

Reinheit fordert Opfer und Gebet

1170 Schön ist die Tugend der Reinheit, lieblich die Anmut, die Taten und Worte jener kennzeichnet, die das Maß würdigen und höflichen Betragens nie überschreiten, die auch eine Bemerkung und Mahnung mit Liebe zu würzen verstehen. Leuchtend in seiner Grazie vor Gott und den Menschen ist das keusche Geschlecht jener, die in Tagen der Prüfung, der Opfer und ernster Verpflichtungen, wie wir sie gegenwärtig durchleben, sich nicht fürchten, sich mit all ihrer Kraft auf die Höhe der von der Vorsehung auferlegten schweren Pflichten empor zu schwingen. Liebe Töchter, heute erfordert euer Kreuzzug weder Schwert, noch Blut, noch Martyrium, sondern das gute Beispiel, den Zuspruch und die Ermahnung. Als Hauptfeind eures edlen Beginnens und eurer heiligen Begeisterung erhebt sich der Dämon der Unreinheit und der sittlichen Zügellosigkeit. Richtet eure Augen zum Himmel empor, von wo Christus und seine unbefleckte jungfräuliche Mutter euch segnend beistehen. Seid stark und unbeugsam in der Erfüllung eurer Christenpflichten. Kämpft gegen die Verkommenheit, welche die Jugend entnervt, zur Verteidigung der Reinheit. Leistet eurer Heimat diesen unbezahlbaren Dienst, daß ihr tatkräftig mitarbeitet, um in den Seelen immer mehr Reinheit und Lauterkeit zu verbreiten und sie immer klüger, wachsamer, aufrechter, stärker und hochherziger zu machen!

1171 Die Königin der Engel, welche die Nachstellungen der Schlange überwand, ganz rein und ganz stark in ihrer strahlenden Reinheit, möge eure Bemühungen stützen und leiten, zu denen sie euch in diesem Kreuzzug angeregt hat. Sie möge euer Banner segnen und es bekränzen mit den leuchtenden Trophäen eurer Siege. Wir bitten sie darum und gewähren euch im Namen ihres göttlichen Sohnes aus vollem Herzen Unseren Apostolischen Segen für euch und alle jene, die zu euch gehören oder sich euch anschließen werden in eurem hochgemuten Kampf. –
aus: Anton Rohrbasser, Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII., 1953, S. 753 – S. 762

Gesamte Ansprache über die Reinheit

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