Heilige Cäcilia Märtyrerin und Nothelferin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

22. November

Heilige Cäcilia Jungfrau und Märtyrerin

Die Verehrung der hl. Cäcilia in der katholischen Kirche ist seit den frühesten Zeiten eine ausgezeichnete; ihr Name steht im Kanon der heiligen Messe; ihre Kirche zu Rom, in der schon im Jahre 500 ein Konzil gehalten worden, gehört zu den prächtigsten der Stadt; sie ist die Patronin der im Dienste Gottes für die Heiligung und Veredlung des Menschen so mächtigen Tonkunst, und ihr Fest wird von fast allen Musikervereinen in neuerer Zeit feierlich begangen.

Die Festlichkeiten für die Hochzeit wurden zubereitet. Sie musste goldgestickte Prachtkleider – über das ihr viel köstlichere härene Bußkleid – anziehen und sich reichen Brautschmuck anlegen lassen; aber ihr trauervolles Herz, getragen von den weichen Tönen ihres Instrumentes, schwang sich empor zum Throne Gottes und flehte mit Ungestüm: „O Herr, bewahre meinen Leib und meine Seele in makelloser Reinheit!“

Nachdem der Jubel des Hochzeitstages verrauscht war, redete Cäcilia im Schweigen der Nacht also zu Valerian: „Mein Teurer, ich trage ein Geheimnis im Herzen, das ich dir offenbaren will, wenn du mir gänzliche Verschwiegenheit schwörst: wisse, ich habe einen Engel Gottes zum Freund, der mich eifersüchtig bewacht; berührst du mich mit sinnlicher Lust, so wird er dir zürnen und sich an deinem jungen Leben rächen; schonest du aber in reiner Liebe meiner Jungfräulichkeit, so wird er dir Gnade erweisen und seine Herrlichkeit offenbaren.“ Ganz betroffen erwiderte der Bräutigam: „Zeige mir den Engel, auf daß ich deinen Worten glaube und dein Begehren erfülle: liebst du aber einen andern Sterblichen, dann wird dich und ihn mein Schwert töten.“ Cäcilia belehrte ihn: „Einen reinen Geist können nur reine, in dem Taufwasser geheiligte Augen schauen; willst du ihn sehen, so entsage den unreinen Göttern und glaube an den Einen wahren Gott!“ Valerian fragte neugierig: „Wer kann mich denn reinigen, daß ich deinen Engel sehe?“ Cäcilia zeigte ihm den Weg zum Papst Urban I., welcher der Christenverfolgung wegen in den Katakomben des hl. Calixt verborgen wohnte. Dieser nahm den Valerian auf Cäcilia`s Empfehlung freundlich auf und betete über ihn. Während dieses Gebetes sah Valerian zur Seite des Papstes die wunderbare Erscheinung eines Greises, der ihm ein Täfelchen vorhielt mit den goldenen Buchstaben: „Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe, Ein Gott und Vater Aller!“ und fragte: „Glaubst du, daß dies wahr sei?“ Tief ergriffen antwortete Valerian mit lauter Stimme: „Ja, ich glaube es!“ Sogleich verschwand die Erscheinung des Greises und Papst Urban zog ihm das weiße Taufkleid an.

So in heiliger Freude der Wiedergeburt eilte er zu Cäcilia zurück, fand sie im Gebet auf den Knien und neben ihr stehend in himmlischer Lichtfülle und Schönheit, zwei Kränze aus Rosen und Lilien geflochten in den Händen tragend, einen Engel. Valerian warf sich auch auf die Knie. Nun reichte ihnen der Engel die Kränze dar mit den Worten: „Bewahret diese Kränze mit keuschem Herzen und reinem Leibe, aus dem Paradiese bringe ich sie euch; diese Blumen werden Frische und Duft nie verlieren, aber nur keuschen Sinnen wahrnehmbar bleiben. Du, Valerian, weil du geglaubt hast, begehre, was du willst, der Herr wird deine Bitte erhören!“ Dieser erwiderte: „Ich bitte, daß auch meinem geliebten Bruder die Wahrheit des Glaubens kund werde.“ Der Engel sprach: „Deine Rede gefällt dem Herrn, ihr werdet Beide mit der Märtyrer-Palme geehrt zu Ihm gelangen“, und verschwand.

Während Cäcilia und Valerian in seliger Freude Gottes Güte und Barmherzigkeit priesen, kam Valerian`s Bruder Tiburtius und fragte nach der Begrüßung verwundert: „Woher kommt doch zu dieser Jahreszeit der Wohlgeruch von Rosen und Lilien, der mich so wohltuend anduftet?“ Valerian erklärte ihm: „Wir tragen Blumenkränze, wie sie der Frühling des Himmels hervor bringt: du kannst sie sehen, wenn du wie ich, den falschen Göttern, die nur böse Geister sind, entsagst und im Glauben an den Einen wahren Gott dich taufen lässest.“ Tiburtius: „Ich verstehe nicht, was du da sagst.“

Nun erklärte ihm Cäcilia das heilige Evangelium und Tiburtius schloß die Unterredung mit den Worten: „Auch ich will den Gott der Christen anbeten und mich taufen lassen.“ So geschah es, und auch er sah dann oft den Engel des Herrn und erhielt durch ihn jede Gnade, die er begehrte.

Diese Bekehrung fiel in die Zeit der fünften Verfolgung der Christen, und das edle Brüderpaar betätigte seinen Glauben, indem sie den Verfolgten liebreich beistanden, Flüchtlinge in ihr Haus aufnahmen, die Gefangenen besuchten, die Leichen der Märtyrer ehrenvoll begruben, für deren Witwen und Kinder sorgten. Durch solche Liebesdienste verraten und vor Gericht gestellt, legten sie ein glorreiches Zeugnis für Jesus Christus ab. Dafür wurden sie grausam mit Ruten zerfleischt und dem Präfekt Maximus übergeben, daß er sie vor den Altar des Jupiter führe und, wofern sie nicht opferten, ihnen den Kopf abschlage. Dieser Maximus, der mit Staunen und Rührung ihr Bekenntnis angehört hatte, führte sie ins Gefängnis und bat sie innigst, ihr junges Leben zu schonen. Wie sie diese Rührung der Gnade bemerkten, sprachen sie mit solcher Begeisterung von der Unsterblichkeit der Seele, von der Liebe Jesu Christi und von den ewigen Freuden des Himmels, daß er plötzlich ausrief: „Auch ich will an Jesus glauben, gerne das Leben des Leibes opfern, um mit meiner Seele im Himmel leben zu können!“ Auch die Gerichtsdiener stimmten bei. In der Nacht kam Cäcilia mit einem Priester ins Gefängnis und wohnte der Taufe der Neubekehrten bei. Als nach langem Gebet der Morgen graute, sprach sie: „Auf, ihr Kämpfer Christi, zieht an die Waffen des Lichtes, ihr habt einen guten Kampf gekämpft, wohlan, empfanget die Krone des Lebens!“

Tiburtius und Valerian wurden, weil sie dem Jupiter nicht opferten, enthauptet, und Maximus, weil er sich durch seine Liebe gegen die Märtyrer als Christ verraten hatte, wurde mit eisernen Ruten zu Tode gegeißelt. Cäcilia, welche die Habsucht des Richters und die Gefährdung ihres Lebens kannte, verteilte ihr großes Vermögen unter die Armen. Wirklich musste sie vor dem Richter Almachius erscheinen, der die Güter ihres Mannes forderte. Als sie ihm erklärte, daß die Armen schon im Besitz derselben seien, fragte er zornig: „Wessen Standes bist du?“ Cäcilia: „Ich bin eine Freie aus adeligem Geschlecht.“ Almachius: „Um eine Religion frage ich dich.“ Cäcilia: „Das ist ein tolles Verhör, welches zwei Antworten auf eine Frage verlangt.“ Almachius: „Was macht dich so kühn?“ Cäcilia: „Mein gutes Gewissen und mein heiliger Glaube.“ Almachius: „Unglückliche! Weißt du nicht, daß ich Gewalt habe über Leben und Tod?“ Cäcilia: „Du weißt selbst nicht, welches deine Gewalt ist.“ Almachius: „Ei, so sage du es mir.“ Cäcilia: „Aller Menschen Gewalt ist gleich einem Schlauch voll Wind; sticht man mit einer Nadel darein, so fällt sie zusammen.“ Almachius: „Ha, du beschimpfst mich!“ Cäcilia: „Keineswegs: habe ich unrecht geredet, so überweise mich.“ Almachius: „Genug, verleugne Christum, oder stirb!“ Cäcilia: „Ei, wie klug du bist! Du willst, daß ich Christum verleugne und durch dieses Verbrechen mich unschuldig mache.“ Almachius: „Du bist eine Christin, verleugne also, oder stirb!“ Cäcilia: „Deine Strafe ist mein Sieg!“ Almachius: „Wahnsinnige, weißt du nicht, daß der Kaiser mir Gewalt über Leben und Tod gegeben?“ Cäcilia: „Du lügst, du kannst wohl Lebende töten, aber keinen Toten beleben, du bist also nur ein Diener des Todes und nicht des Lebens.“ Almachius befahl, sie in ihr Haus zu führen und in das überheizte Badezimmer einzuschließen, damit Hitze und Dampf sie ersticke. Als sie nach drei Tagen unversehrt und fröhlich gefunden wurde, befahl Almachius, sie zu enthaupten. Der Scharfrichter führte drei Streiche in den Hals, ohne das Haupt vom Leibe zu trennen, und ließ sie in ihrem Blut liegen. Sie lebte noch drei Tage, bat die herbei geeilten Christen, Alles, was sie noch besitze, den Armen auszuteilen, und ihr Haus zu einer Kirche zu weihen, und verschied dann sanft. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 871-874

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