Heiligenkalender
18. Januar
Die heilige Priska Jungfrau und Märtyrerin
Unter so vielen tausend Märtyrern, welche die katholische Kirche das Jahr hindurch verehrt, muss man jene besonders bewundern, welche in ihren jungen und fast noch Kindesjahren unter den grausamsten Qualen sich ebenso unerschrocken erwiesen haben, als Erwachsene. Durch diese hat Gott der Herr die Wahrheit seines seines heiligen Glaubens am klarsten der Welt geoffenbart; es wäre ja einem so zarten Alter unmöglich gewesen, die entsetzliche Marter mit so standhaftem, ja fröhlichem Gemüt zu ertragen, wenn Gott, der Urheber des Glaubens, ihnen nicht eine besondere Stärke dazu verliehen hätte. Solchen heldenmütigen Blutzeugen Christi werden mit allem Recht die heilige Priska und der heilige Potitus beigezählt. Priska war kaum 13 Jahre alt, als sie die Märtyrerkrone erhielt; ebenso alt war auch der heilige Knabe Potitus.
Als der römische Kaiser Claudius über seine Feinde einen großen Sieg erfochten und den Göttern ein Dankopfer veranstaltet hatte, befahl er allen Bewohnern der Stadt Rom bei Strafe des Todes, bei dem Opfer zu erscheinen. Die Christen, welche sich in der Stadt befanden und diesem Gebot nicht gehorchten, nahm man in Haft, und richtete sie auf das grausamste hin. Unter diesen, welche sich weigerten, war die heilige Priska. Der Kaiser, bei dem sie als eine Christin angeklagt worden war, befahl, sie in den Tempel des Apollo zu führen und mit Gewalt zu zwingen, daß sie diesem Abgott opfere. Sie aber sprach: „Ich bin eine Christin. Der Gott der Christen allein ist würdig, daß man ihm opfere. Eure Götter sind keine wahren Götter, sondern lauter Teufel.“ Diese Rede sah man als eine Lästerung der Götter an; deswegen versetzten die Henkersknechte der Bekennerin Christi so viele Backenstreiche, daß ihr Angesicht davon ganz verunstaltet wurde, und das Blutaus Mund und Nase heraus floß. Also äußerlich verunstaltet, aber innerlich nur um so schöner, führte man Priska in den Kerker zurück. Hier erschien der Treuen Jesus, ihr Bräutigam, verkündigte ihr neue Peinen, aber den glorreichsten Sieg.
Bald darauf ward sie abermals zu dem Tyrannen berufen; weil sie aber ebenso herzhaft Christus bekannte, als zuvor, so ließ er sie allmählich auf vielerlei ganz entsetzliche Weise peinigen. Zuerst geißelte man sie auf das grausamste am ganzen Leib, alsdann übergoß man sie mit siedendem Fett und warf sie in den Kerker, wo sie drei Tage und Nächte ohne Nahrung verharren musste. Darauf wurde sie einem grimmigen Löwen vorgeworfen; da aber dieser ihr kein Leid zugefügt hatte, musste sie wieder einen dreitägigen Hunger in dem Kerker ausstehen. Dann legte man sie auf die Folter und zerriß sie mit eisernen Haken und Kämmen. Die christliche Heldin zeigte bei allen diesen Martern immer die nämliche Starkmut und sprach: „Ich bin eine Christin und von Herzen bereit, lieber alle erdenklichen Martern zu dulden, als Christus zu verlassen.“ Sie wurde nun in einen angezündeten Scheiterhaufen geworfen, blieb aber unverletzt und lobte Gott mitten in den Flammen. So viele augenscheinliche Wunder, welche Gott an dieser heiligen Jungfrau wirkte, schrieb der Tyrann der Zauberei zu; und damit er nicht als der Überwundene erschiene, gab er Befehl, der heiligen Jungfrau das Haupt abzuschlagen, den 18. Januar im Jahre 50 n. Chr. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 45 – S. 47