Der heilige Quirinus zu Rom Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

30. März

Heiliger Quirinus Märtyrer

Obwohl die authentischen Marterakten dieses glorreichen Blutzeugen Jesu Christi der Nachwelt nicht erhalten geblieben sind, haben doch die Überlieferungen des frühesten Altertums über diesen Heiligen einen hohen Grad von Glaubwürdigkeit. Quirinus, der Sohn einer vornehmen Adelsfamilie Roms, bekleidete das Amt eines Kriegstribuns und hatte die Oberaufsicht über die öffentlichen Gefängnisse.

Eines Tages wurde ihm Hermes, der Stadtpräfekt Roms, der wegen seines Glaubens an Christus angeklagt war, zur Einkerkerung übergeben. Quirinus, tief bewegt, den so angesehenen und geschätzten Mann in Ketten vor sich zu sehen, fragte ihn mitleidig: „Wie kommt es doch, daß du, hoch geehrte Präfekt Roms, eine Religion so hoch schätzen und dich ihretwegen nicht bloß von deiner Amtswürde entsetzen, sondern sogar mit den Ketten eines Staatsverbrechers entehren lassen kannst?“ Hermes erwiderte freundlich: „Ich habe meine Würde nicht verloren, sondern nur gegen eine andere, höhere vertauscht; die irdische Würde kann man ändern und vertauschen, die himmlische allein bleibt in ewiger Hoheit.“ Quirinus wendete ein: „Ich begreife nicht, wie du, ein so fein gebildeter Mann, nun so töricht geworden sein sollst, zu glauben, du habest nach diesem (zeitlichen) Leben noch ein anderes zu erwarten: vom ganzen Menschen bleibt ja am Ende nur eine Hand voll Staub übrig, und auch dieser verliert sich noch.“ Hermes gestand: „Vor etlichen Jahren noch habe ich meine jetzige Überzeugung an Anderen verlacht und gemeint, dieses leibliche Leben sei wirklich das wahre und einzige des Menschen.“ Quirinus fiel neugierig ein: „Kannst du mir beweisen, daß es für den Menschen ein ewiges Leben gebe, so will ich auch daran glauben.“ Hermes erwiderte: „Der heilige Papst Alexander, der gegenwärtig unter deinen Gefangenen ist, hat mich hierüber belehrt; er wird dir gerne die gewünschten Beweise geben.“

Als Quirinus diesen Namen aussprechen hörte, flammte sein Zorn auf; denn er hielt diesen Menschen für einen gefährlichen Zauberer, der die Leute verführe und verderbe, und schloß seine Lästerungen über ihn mit den Worten: „Wohlan, edler Hermes, besinne eines Besseren, behalte deine Amtsstelle und dein Vermögen und gib dich deiner trauernden Familie zurück: Aurelius, der Statthalter des Kaisers, hat mich bevollmächtigt, dir Alles ohne Vorbehalt wieder zu erstatten, wenn du nur opferst: wenn nicht, so werden deine Feinde über dich triumphieren. Hermes – als ob ihn diese Worte gar nichts angingen – sprach: „Mein Lieber, du hast dich interessiert zu erfahren, wie ich zu einer andern Überzeugung gekommen sei, und jetzt lässest du mich nicht einmal ausreden: geh` zu meinem Lehrer Alexander, stelle ihn auf die Probe, ob er ein Priester des wahren Gottes sei; hernach magst du tun, was dir gut dünkt: mir weise unterdessen ein Gefängnis an.“

Quirinus hatte eine erwachsene Tochter Balbina, welche sehr schön von Angesicht war, aber ein ekelhaftes, kropfiges Gewächs am Hals und deshalb wegen einer Heirat Anstand hatte. Die väterliche Liebe zu dem teuren Kinde gab ihm den Gedanken ein: „Wenn Alexander das Halsgewächs meiner Balbina heilen kann, so ist er ein Priester des wahren Gottes, und – ich will seine Lehre anhören. Er ging in dessen Kerker und stellte den überdachten Antrag. Alexander hieß ihn seine Tochter bringen und legte seine Ketten um ihren Hals. Kaum war dies geschehen, da erleuchtete ein Engel in Jünglings-Gestalt mit brennender Fackel wunderbar den Kerker, ermahnte Balbina zur Jungfräulichkeit und verschwand; die Tochter war von der Stunde an geheilt. Quirinus, außer sich vor Staunen und Freude, rief: „O Priester des wahren Gottes, gehe geschwind aus diesem Kerker, damit nicht Feuer vom Himmel mich Elenden verzehre, weil ich dir so schwere Ketten angelegt habe!“

Alexander unterrichtete den bereitwilligen Quirinus und seine Tochter im christlichen Glauben, taufte Beide und bat den überglücklichen Vater um die Erlaubnis, den übrigen Gefangenen das Evangelium predigen zu dürfen. Quirinus gewährte nicht bloß diese Bitte, sondern ging selbst von einer Gefängnistüre zur andern und rief hinein: „Wer ein Christ werden will, der komme mit mir: wer die Taufe empfangen hat, ist frei und mag gehen, wohin er will.“ Alle folgten dieser Einladung, Alle hörten den Unterricht des Papstes, Alle glaubten, Alle ließen sich taufen, und das ganze Staatsgefängnis verwandelte sich in ein Haus Gottes, worin das Lob des Allerhöchsten erschallte.

Als Aurelius von diesem Vorfall hörte, herrschte er den Quirinus an: „Elender, ichhabe dich wie meinen Sohn geliebt, du aber hast mein Vertrauen schändlich mißbraucht und dich von Alexander verführen lassen, du sollst es büßen!“ Quirinus erwiderte höflich: „Ich bin Christ geworden, ich habe allen Gefangenen gerne erlaubt, auch Christen zu werden: ich habe Allen die Kerkertüren geöffnet, denPapst Alexander und den edlen Hermes sogar gebeten, sie möchten fort gehen: aber Alle sind noch in ihren Gefängnissen, bereit für ihren Glauben, wenn es gefordert werden sollte, zu sterben und ihr Leben für Christus zu opfern: tue nun, was dir gefällt.“

Aurelius ließ dem freimütigen Bekenner die Zunge aus dem Halse schneiden und die Glieder mit der Folter ausrenken. Quirinus durch ein Wunder ohne Zunge der Sprache noch mächtig – bat den Statthalter mit rührender Innigkeit: „O Unglücklicher, rette doch deine unsterbliche Seele, damit du nicht für deine Bosheit ewige Peinen leiden mußt!“ Aurelius lohnte ihm dieses hochherzige Wohlwollen damit, daß er ihm langsam die Hände und Arme, die Füße und Schenkel, zuletzt das Haupt abhauen und die Stücke den Hunden vorwerfen ließ; dich die Hunde beschämten den kaiserlichen Statthalter durch ihre ehrerbietige Scheu vor dem Blut und den Gebeinen des heiligen Dulders.

Diese heiligen Reliquien, welche die Christen fleißig gesammelt und aufbewahrt hatten, schenkte Papst Leo IX. im Jahre 1050 seiner Schwester für ihr Kloster Neuss, unweit Köln, wo sie feierlich beigesetzt und von Gott durch viele Wunder verherrlicht wurden. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 237 – S. 239

Tags: Heilige

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