Heiligenkalender
29. November
Die heiligen Saturninus und Sisinius Märtyrer
Zwei heilige Märtyrer, beide mit dem Namen Saturninus, stehen am heutigen Tage im römischen Kalender der Märtyrer verzeichnet.
Der erste hiervon lebte zu Rom unter den Kaisern Diokletian und Maximian, welche sich vorgenommen hatten, den christlichen Namen ganz von der Erde zu vertilgen. – Bereits hatte sie eine ungeheure Menge Christen von jedem Alter und jedem Stande unter den grausamsten Martern dahin morden lassen und noch lebte eine große Zahl, welche dasselbe Schicksal erwartete. Mehrere Tausende derselben wurden in großen Gefängnissen zu Rom fest gehalten, wo man sie täglich mit Ketten beladen ausführte, um an den öffentlichen Bauten, welche die Kaiser aufführten, zu arbeiten. Andere mussten Steine brechen, Sand und Kalk herbei schleppen oder in den Erzgruben ihr Leben vertrauern. Die meisten dieser armen Christen waren solch schwere Arbeit nicht gewohnt, viele waren aus vornehmem Stand, daher schwächlicher Natur, manche befanden sich schon im hohen Alter; viele hatten kaum das Jünglingsalter erreicht. Menschen, an Härte und Grausamkeit den wilden Tieren gleich, ohne Gefühl, voll unbändigen Hasses gegen den christlichen Namen, waren ihre Aufseher, oder vielmehr ihre beständigen Peiniger. Mit einer fürchterlichen Peitsche in der Hand standen sie immer hinter ihnen und trieben sie zur Arbeit an. Bei dem geringsten Versehen, oder wenn sie vor Ermattung nicht mehr arbeiten konnten, zerfleischten die unmenschlichen Peitschenhiebe ihren Leib. Bei der schwersten Arbeit war schwarzes, dürres Brot ihre Speise, halbfaules Wasser ihr Trank. Von Zeit zu Zeit wurden einige von ihnen abgeholt, um in den Theatern den wilden Tieren vorgeworfen zu werden, zum Ergötzen des Volkes. Viele gaben von der Last der Arbeit und der grausamen Behandlung erdrückt, den Geist auf; manche konnten die entsetzliche Marter nicht ertragen und verleugneten Christum.
Zu solcher Marter war auch der schon hoch betagte Saturninus verurteilt. Er musste Sand aus den Gruben herbei schleppen. Der liebe Alte konnte aber von Kraftlosigkeit und Schwäche die Last, welche ihm der Aufseher bestimmt hatte, nicht tragen; oft stürzte er zu Boden und konnte nicht mehr weiter. Grausame Peitschenhiebe waren dafür sein Lohn. Er duldete zwar und schwieg, aber in die Länge hätte er die Marter nicht ertragen können. Das erbarmte sich seiner der fromme Diakon Sisinius. Dieser, ebenfalls verurteilt in den Sandgruben zu arbeiten, sah die Qual des armen Greises. Er selbst war zwar noch bei gutem Alter, aber von dem grausamen Aufseher mit der schwersten Arbeit belastet worden. Dennoch nahm er dem schwachen Greis einen Teil seiner Last ab, tröstete ihn, munterte ihn auf und suchte ihm, so gut er konnte, seine traurige Lage zu erleichtern. Wie ein Sohn seinen Vater, so liebte, so unterstützte der fromme Sisinius den lieben Alten, und dieser hinwieder liebte Sisinus wie seinen Sohn. Beide zeigten sich in aller Beschwernis niemals traurig; mit heiterem Antlitz schleppten sie ihre Sandsäcke dahin, oft ertönten heilige Gesänge von ihren Lippen. Diese himmlische Heiterkeit mitten unter den größten Leiden kam dem Statthalter, als er sie erfuhr, sonderbar vor. Er bemerkte, daß Saturninus, obgleich schon sehr alt und von der Last der Arbeit nieder gebeugt, doch immer gesund blieb und auch kein Wort fallen ließ, daß er seinen heiligen Glauben verleugnen wollte. Er ließ ihn deshalb mit dem Diakon Sisinius vor seinen Richterstuhl rufen und forderte beide auf, den Götzen zu opfern. Sie erklärten einmütig, daß sie solches nie tun würden. Nun ließ er sie auf die Folter spannen, geißeln und mit Fackeln brennen; doch vergebens war seine Wut. Sie verharrten standhaft im Bekenntnis unsers Herrn Jesu Christi, bis das Schwert des Scharfrichters ihr Haupt vom Rumpf trennte. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 2, 1904, S. 2343 – S. 2344