Die heilige Philomena Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

11. August

Die heilige Jungrau und Märtyrerin Philomena steht, geschmückt mit einem Rosenkranz auf dem Haupt, einem Kreuz auf der Brust, in der Mitte des Bildes; über ihr steht ein IHS; rechts und links von ihr befinden sich zwei Engel, der linke Engel trägt Rosen, während die heilige Philomena einen Lilienzweig in ihrer linken Hand hält, die rechte Hand ist auf ihrer Brust

Die heilige Philomena Jungfrau und Märtyrerin

Im Jahre 1802 machte zu Rom die Auffindung eines Grabes in der Katakombe der hl. Priscilla großes Aufsehen. Es trug auf drei Seiten die Inschrift: „Die hl. Philomena ruhe im Frieden. Amen.“ Im Grab selbst fand man außer den Gebeinen ein dünnes, halb zerbrochenes Gefäß von Glas mit vertrocknetem Blut, das gewöhnliche Zeugnis, daß der so beigesetzte Christ des Märtyrertodes gestorben sei. Als man die Blutteile vom Gefäß ablöste, glänzten sie wie Gold und Edelstein – ein Wunder, das alle Anwesenden und darunter sehr gelehrte Männer sahen, und das heute noch fortdauert. In den Grabstein waren eingemeißelt eine Lilie und eine Palme, die Sinnbilder der Jungfrauschaft und des Martyriums; ferner eine Geißel, ein Anker und drei Pfeile: die Werkzeuge, mit denen die Marter vollzogen worden.

Im Jahre 1805 hat die Familie Tarnes, unterstützt vom Bischof zu Potenza, in Rom um einen heiligen Leib für ihre Hauskapelle in Mugnano bei Neapel. Die Bitte wurde bewilligt und dem Abgeordneten, Franz den Lucia, die Auswahl aus Mehreren freigelassen. Dieser fühlte vor den Reliquien der hl Philomena eine ganz besondere innere Freudigkeit und entschied sich deshalb für dieselben. In kostbarer Einfassung wurden sie nach Mugnano übertragen. Als sie dort zur Verehrung ausgesetzt wurden, geschahen sogleich mehrere Wunder.

Weil die Hauskapelle zu klein war für das herbeiströmende Volk, setzte man den heiligen Leib in einer Kirche zu Neapel aus; dort aber geschahen keine Wunder. Deshalb wurden auch die dringenden Bitten der Bewohner von Mugnano desto eher erhört, und der heilige Leib in ihre Kirche übertragen; und sofort geschahen wieder viele Wunder an Kranken und Blinden. Das auffallendste Wunder aber war, daß drei frommen Personen, einem Handwerker, einem Priester und einer Klosterfrau, die einander nicht kannten, weit von einander entfernt lebten und von dem in Rom aufgefundenen Grabstein nichts wußten, zu gleicher Zeit die Lebensgeschichte der hl. Philomena ganz übereinstimmend geoffenbart wurde. Sie erzählten Folgendes: Philomena war die Tochter eines griechischen Fürsten. Ihre heidnischen Eltern hatten lange und inständig die Götter um ein Kind gebeten. Ihr Hausarzt Publius, ein eifriger Christ, redete öfters mit ihnen von der Macht und Güte des Gottes der Christen, und verheißt ihnen eine Nachkommenschaft, wenn sie den wahren Glauben annehmen und die heilige Taufe empfangen würden. Sie befolgten diesem Rat und erfreuten sich bald eines Töchterleins, dem sie in der hl. Taufe den Namen Philomena – die Geliebte – gaben.

Als Philomena dreizehn Jahre alt war, nahmen sie die Eltern mit nach Rom, wo der Vater beim Kaiser Diokletian Geschäfte hatte. Wie der Kaiser diese Perle leiblicher Schönheit und anmutiger Sittsamkeit erblickte, versprach er dem Vater alles Mögliche, wenn er ihm seine Tochter gebe. Der Vater, von solcher Ehre geblendet, sagte zu, auch die Mutter willigte ein, aber die Tochter protestierte mit unbeugsamer Entschiedenheit, weil sie schon mit Jesus Christus verlobt sei und ewig keinen Heiden heiraten werde. Diokletian verschwendete Versprechungen und Schmeicheleien, aber umsonst: er drohte mit Marter und Tod; aber wieder umsonst; er sperrte sie in einen abscheulichen Kerker und wiederholte vierzig Tage lang seine Anträge, aber alles umsonst. Von Zorn entbrannt befahl nun der Kaiser die Starrköpfige scharf zu geißeln und wieder ins Gefängnis zu werfen: aber zwei Engel heilten ihre Wunden. Diokletian darüber verwundert, rühmte: „Sieh doch, diese Heilung verdankst du dem Jupiter, der dich durchaus zur Kaiserin bestimmt hat!“ Philomena wies diese Schmeichelei mit Abscheu von sich und protestierte fest gegen jede weitere Zumutung. Der beschämte Kaiser befahl, ihr einen Anker um den Hals zu hängen und sie in dem Tiber zu ertränken; aber die zwei Engel lösten den Anker ab und führten sie unversehrt ans Ufer. Dieses Wunder rührte viele Zuschauer so, daß sie sich zum Glauben an Christus bekannten.

Diokletian schrieb diesen Vorfall der Zauberei Philomena`s zu, befahl sie durch die Straßen der Stadt zu schleifen, und die aus vielen Wunden Blutende wieder ins Gefängnis zu werfen. Gott lobend und preisend schlief sie ein und war beim Erwachen vollkommen hergestellt. Der Kaiser, nun fest überzeugt, daß Philomena eine Zauberin sei, und in der Meinung, dieser Zauber könne durch Feuer gelöst werden, befahl, Philomena an eine Säule zu binden und mit glühenden Pfeilen zu erschießen. Allein ein neues Wunder verherrlichte die heldenmütige Märtyrerin: die glühenden Pfeile schnellten zurück auf diejenigen, welche sie abgeschossen hatten, und töteten sie. Laut pries das zuschauende Volk die Macht des Gottes der Christen, und viele bekehrten sich. Nun sah der Kaiser, daß er besiegt sei, und befahl ihre Enthauptung mit dem Schwert, welche ihm gelang. Die Christen begruben ihren Leichnam in den Katakomben. Soweit die Aussage der drei oben erwähnten Personen.

Die Verehrung der hl. Philomena verbreitete sich wegen der vielen und mannigfachen Wunder, welche durch ihre Anrufung geschahen, mit großer Schnelligkeit über Italien und Europa. Papst Gregor XVI. († 1846) prüfte reiflichst alle diese Vorkommnisse und erlaubte ihr Fest zu feiern. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 594 – S. 595

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