Heilige Julitta Witwe und Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

16. Juni

Die heilige Julitta Märtyrerin

Die hl. Julitta, eine fromme Witwe, sehr reich an beweglichen und liegenden Gütern, wohnte zu Cäsarea in Kappadozien, und litt unter Kaiser Diokletian den glorreichen Martertod für Christus. Von ihren besonderen Lebensumständen hat die Geschichte keinen näheren Bericht aufbewahrt; aber nach dem wahren Sprichwort: „Wie man lebt, so stirbt man“, ist aus ihrem schönen, heiligen Tod der Schluß auf ihr tugendreiches, gottgefälliges Leben berechtigt. Sie fand ihre Ruhestätte in der Kathedralkirche zu Cäsarea, und der hoch berühmte Kirchenvater und Erzbischof in dieser Stadt (Basilius) hat an ihrem Gedächtnistag im Jahre 375 eine Lobrede gehalten, welche ein herrliches Denkmal für diese Heilige ist und also von ihr spricht:

„Die Ursache der heutigen Versammlung in diesem Tempel ist das Fest, das zu Ehren der heiligen Märtyrerin Julitta gehalten wird. Dieser Tag verdient eine festliche Feier zum Andenken an den großen ritterlichen Kampf, den die dreimal selige Witwe Julitta in weiblichem Körper, aber mit mehr als männlichem Geist und Mut ausgefochten hat, – wenn diejenige ein Weib genannt werden darf, welche durch heldenmütige Tapferkeit weit über die Schwäche der weiblichen Natur hinaus ragte. Sie hat unsern gemeinsamen Feind, den Satan nieder geworfen und durch den Glanz ihrer Tugenden zu Schanden gemacht. Diejenige, die er reizte, von Christus abzufallen, ihr vorspiegelnd, daß Gott sie nicht schützen werde, fand er in Wahrheit stärker, als ihre Natur es erwarten ließ; denn sie lächelte nur über die Schreckmittel, womit ihr Feind sie einzuschüchtern gehofft hatte.

Julitta war genötigt, vor Gericht zu klagen gegen einen Stadtbeamten, welcher ihr den größten Teil ihres Vermögens gewaltsam entrissen hatte. Zum Hohn nahm er ihr nun auch die letzten Hausgeräte und stellte sich im voraus sicher gegen ihre gerichtliche Klage, indem er Verleumder und falsche Zeugen wider sie kaufte und durch Bestechung die Richter für sich gewann.

Als am festgesetzten Tag die Richter und Advokaten versammelt waren, trug Julitta ihre Klage vor und lieferte urkundlich den unwiderleglichen Beweis, daß sie von jeher diese Güter rechtmäßig besessen. Da machte der Angeschuldigte die Einwendung, dieses Weib könne nach dem Gesetz gar keine Anklage stellen, noch einen Prozeß beginnen; denn es sei widerrechtlich, daß die, welche die Götter der Kaiser nicht verehren, den übrigen Bürgern gleich gestellt würden, bevor sie den Glauben an Christus abgeschworen hätten. Der Richter fand diese Einrede begründet, befahl Weihrauch und Kohlen zu bringen und entschied: wenn Julitta den Schutz des Gesetzes anrufen wolle, so müsse sie jetzt Christus abschwören; wenn sie starrsinnig bei ihrem Glauben bleibe, so gebe es für sie keinen Rechtsschutz mehr, ja sie habe gar keinen Anteil mehr am Staat, weil sie geächtet sei. Was tat nun Julitta? Hat sie vielleicht ihr Heil bei Seite gesetzt, um ihre Rechte gerichtlich verfolgen zu können? War sie über die drohende Gefahr in Angst und Schrecken? O nein! „Lieber“, sprach sie, „gebe ich hin alles zeitliche Gut, meinen Leib und mein Leben, als daß ein böses Wort wider Gott, meinen Schöpfer, aus meinem Mund komme.“ Je mehr sie über diese ihre Rede den Richter in grimmigem Zorn entbrennen sah, desto inniger dankte sie Gott, daß ihr, während sie hinfällige Güter wider den Räuber verteidigte, der Besitz ewiger Güter zufalle. Sie sah nämlich, wie ihr die Erde genommen werde, damit sie das Paradies besitze; wie sie der Schmach überantwortet werde, damit sie der Krone der Herrlichkeit würdig werde; wie ihr Leib gemartert und getötet werde, damit sie unter den Chören der Heiligen in den Freuden des Himmels lebe.

Als Julitta auf fernere Fragen nur noch antwortete, daß sie eine Magd Christi sei; und mit Abscheu jede Zumutung, den heiligen Glauben zu verleugnen, von sich wies, erklärte sie der schlechte Richter ihrer großen Besitzungen gegen Recht und Gerechtigkeit verlustig und kündigte ihr als Strafe an, daß sie des Todes schuldig und zum Feuer verurteilt sei. Julitta ist wohl nie zu einem Vergnügen so schnell gelaufen, als sie jetzt der für sie auflodernden Flamme zueilte, indem Gesicht, Haltung, Worte ihre begeisterte Freude verrieten. Die Frauen, welche sie umstanden, beschwor sie, keine Mühsale zu fürchten, um ihre christliche Religion zu bewahren und nicht etwa zu wanken wegen der Schwäche der weiblichen Natur. „Denn wir Frauen“, sprach sie, „sind aus demselben Stoff, wie die Männer; wir sind nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, wie sie; das Weib ist vom Schöpfer zur Tugend bestimmt wie der Mann. Oder sind wir den Männern nicht ebenbürtig in Allem? Das Weib ist nicht bloß vom Fleisch gebildet, es ist auch Bein vom Gebein; daher sind wir so gut als die Männer dem Herrn Standhaftigkeit im Glauben und Geduld in den Widerwärtigkeiten schuldig.“ Nach diesen Worten sprang sie auf den angezündeten Scheiterhaufen, der wie ein glänzendes Brautbett den Leib der Heiligen aufnahm, ihre Seele aber an jenen himmlischen Ort und zu jener ewigen Ruhe empor sandte, die ihren Verdiensten gebührte. Der verehrungswürdige Leib blieb vom Feuer ganz unverletzt und ist jetzt ein Heiligtum dieses prächtigen Tempels, wo er beigesetzt diejenigen zu erhöhter Frömmigkeit begeistert, welche hierher wallfahren. Der Brunnen, der an dem von der hl. Julitta gesegneten Richtplatz hervor sprudelt, ist für alle davon Trinkenden eine liebliche Erquickung, bewahrt die Gesunden vor Krankheit und macht die Kranken gesund.“ –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 562 – S. 563

Tags: Heilige

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