Heilige Thekla Jungfrau und Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

23. September

Die heilige Thekla kniet in einer Grube, das Gesicht zum Himmel gewandt, die Hände gefaltet; ein himmlisches Licht fällt auf sie; in der Grube sind mehrere Schlangen, die aber nicht die Heilige belästigen, sondern sich von ihr abwenden; die Männer oben am Rand der Grube schauen entsetzt

Die heilige Thekla Jungfrau und Märtyrerin

Sehr berühmt ist in der katholischen Kirche der Name der hl. Thekla, die eine würdige Schülerin und geistliche Tochter des Weltapostels Paulus war. Wie der hl. Diakon Stephanus an der Spitze jener glorreichen Schar von Jünglingen und Männern steht, welche ihren Glauben an Jesus und ihre Liebe zu Ihm, dem Sohne Gottes, mit dem Opfer ihres Blutes und Lebens besiegelt haben, so steht die hl. Thekla an der Spitze jener triumphierenden Schar heiliger Jungfrauen, welche, mit der Doppelkrone der unversehrten Reinigkeit und des ruhmvollen Märtyrertums gekrönt, de Throne ihres göttlichen Bräutigams zunächst sich in der Seligkeit ewiger Liebe berauschen.

Sie stammte aus einer vornehmen heidnischen Familie zu Ikonium in Kleinasien und erhielt eine ihren großen Talenten entsprechende ausgezeichnete Erziehung. Der Reichtum und Adel der Eltern machte ihr nicht bloß alle sinnlichen Bequemlichkeiten, sondern auch die edleren Genüsse und geistigen Freuden des Lebens zugänglich. Unter der Leitung sehr geschickter Lehrer ergötzte sich ihr lebhafter Geist an dem Studium der schönen Künste und an den Schriften der berühmtesten Weltweisen, eignete sich eine bezaubernde Anmut und Gewandtheit der Rede an und gewann so eine wohltuende Würde und zarte Feinheit im Benehmen, die mit ihren bildschönen Körperformen harmonierend sie Jedermann liebenswürdig machten. Ganz glücklich im weichen Schoß des häuslichen Wohllebens und in der sorglosen Beschäftigung mit den schönen Wissenschaften schaute sie leichten Sinnes in das Leben, wie in ein Meer von Lust und Liebe hinaus, ohne darin dasjenige zu erspähen, was das noch unklare und stille Sehnen ihres edlen Herzens hätte befriedigen können; deshalb wagte sie sich nicht hinaus auf die trügerischen Wogen desselben und bewahrte ihre Jugend rein von dem Schmutz der Leidenschaften. Freilich empfing sie zu Hause der Huldigungen von Seiten der Männerwelt genug. Sie ließ sich denn auch erbitten, wählte den vornehmen Jüngling Thamyrus zu ihrem künftigen Lebensgefährten und verlobte sich ihm feierlich.

Um diese Zeit – zwischen 45 und 50 – kamen der hl. Paulus und Barnabas nach Ikonium und verkündeten das Evangelium Jesu Christi. Bald verbreitete sich in der Stadt das Gerede, daß diese Männer eine ganz neue, unerhörte Lehre predigten von einem gekreuzigten Gottmenschen, der sichtbar in den Himmel aufgefahren sei und wieder kommen werde, alle Menschen zu richten und ihnen nach Verdienst ewigen Lohn oder ewige Strafe zuzuteilen; daß diese Männer eine hinreißende Beredsamkeit besäßen, an Kranken und Krüppeln unbestreitbare Wunder wirkten; daß schon eine bedeutende Zahl Männer und Frauen ihre Lehre angenommen und in Folge dessen sich ganz umgewandelt hätten und sich überaus glücklich fühlten. Auch Thekla empfand ein inneres Drängen, diese Männer mit eigenen Augen zu sehen, mit eigenen Ohren zu hören, sie ging und stellte sich unter die lauschende Menge. Der Apostel predigte von der Notwendigkeit der Buße, von der Barmherzigkeit Gottes, von der Liebe Jesu Christi und von der seligen Freude derjenigen, die Ihn lieben. Diese Worte zündeten wundersam hinein in Thekla`s Geist, entflammten ihr Herz mit Begierde nach dieser Gnade, sie bat den begeisterten Lehrer um weiteren Unterricht und empfing die heilige Taufe von seiner Hand. Wiedergeboren aus dem Wasser und dem heiligen Geist zum Kinde des himmlischen Vaters, zerriß sie alle Bande der Erdenlust, löste die Verlobung mit dem heidnischen Bräutigam auf und schloß sie mit ihrem himmlischen Bräutigam Jesus Christus.
Die Eltern konnten dieses sonderbare Benehmen der Tochter nicht fassen, jammerten über ihre Torheit, daß sie Wohlleben, Schmuck und sogar die Hoffnungen des ehelichen Glückes verachte, und boten alle Mittel auf, ihren „verrückten“ Sinn wieder zurecht zu stellen. Doch erfolglos blieben die strengen Reden des Vaters, die Tränen der Mutter, die Bitten der Verwandten, die vereinten Drohungen Aller; Thekla gehörte jetzt Christus an, und lauter als alle diese Reden tönten die Worte des heiligen Geistes: „Die unverehelichte Jungfrau denkt an das, was des Herrn ist, daß sie an Leib und Seele heilig sei“, in ihr Herz hinein; sie kämpfte mutvoll und zitterte nicht vor Thamyrus, der sie mit dem grimmigen Hasse verschmähter Liebe verfolgte.

Als sie bemerkte, daß man ihr Zwang anzutun beabsichtige, schlich sie aus dem väterlichen Hause und eilte dem hl. Paulus nach, um durch seine Fürsorge irgendwo in Sicherheit Gott dienen zu können. Allein sie wurde auf der Flucht eingehört, gewaltsam zurück gebracht und von den eigenen Eltern dem Gericht zur Bestrafung übergeben unter der Anklage, daß sie, von der Religion des Staates abgefallen, den Gott der Christen anbete und deshalb widerspenstigen Trotzes sich schuldig gemacht habe.

Vor dem Richter bekannte Thekla feierlich, daß sie eine Christin sei und bleibe, und wurde verurteilt, den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Vor den Augen ihrer ganzen Verwandtschaft und zahlreichen Volkes schritt Thekla, an Geist und Leib und Adel die schönste Jungfrau der Stadt, in die Mitte des Amphitheaters, um von den Löwen zerrissen zu werden; sie schien eher auf einen Engel des Himmels, als auf die gräßlichen Zähne der Bestien zu warten, so furchtlos kniete sie da. Allein der heran stürzende Löwe wurde zum sanften Lamme, legte sich hin neben sie und beleckte ihre Füße. „Das wilde Tier“, spricht der hl. Ambrosius, „verehrte seine Beute, verleugnete seine eigene Natur und nahm diejenige an, welche die Menschen abgelegt hatten; denn da die Menschen in tierischer Grausamkeit das Tier auf die Jungfrau hetzten, lehrte dieses durch das Belecken ihrer Füße, was die Menschen tun sollten.“

Aber der Richter verstand diese Lehre nicht und verurteilte Thekla zum Feuertod. Diese segnete sich mit dem heiligen Kreuz und stieg festen Schrittes auf den Scheiterhaufen. Die Flammen schlugen hoch empor und umwallten sie wie ein vom Winde geschwelltes Segel, ohne die zu berühren, die in ihrer Mitte mit lauter Stimme zum Preise des Allmächtigen ein Loblied sang, bis plötzlich ein starker Regen das Feuer löschte. Der ergrimmte Richter ließ nun gereizte Schlangen in eine tiefe Grube werfen und die christliche Heldin zu denselben hinab senken; aber in demselben Augenblick zuckte ein Blitzstrahl vom Himmel, tötete die Schlangen und nur Thekla blieb unversehrt.

Ob des Anblickes so großer Wunder bekehrten sich viele Heiden zu Christus, andere murrten wider die unersättliche Grausamkeit des Richters, und so musste sich dieser damit begnügen, daß er die siegreiche Jungfrau aus der Stadt ins Elend verbannte.
Thekla begab sich nach Seleucia in Isaurien, baute sich dort in abgelegener Einsamkeit in der Nähe der Stadt von Reisig eine Hütte und lebte noch lange Jahre ein äußerlich sehr abgetötetes, aber innerlich mit Gott vereintes seliges Leben. Der Glanz ihrer großen Tugend und Heiligkeit zog sehr viele Leute an, die sich an ihren Belehrungen und Aufmunterungen erbauen wollten.

Gegen Ende des ersten Jahrhunderts starb sie in hohem Alter – Einige sagen in ihrem neunzigsten Jahre – und erhielt in der Stadt ein ehrenvolles Grab, das durch viele Wunder leuchtete und später mit einer schönen Kirche überbaut wurde. Sie war damals so geehrt und gefeiert, daß es für eine Jungfrau das höchste Lob war, wenn man sie eine zweite Thekla nannte. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 705 – S. 707

Tags: Heilige

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