Heiliger Nestor Bischof von Magyda

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

26. Februar

Heiliger Nestor Bischof von Magyda und Märtyrer

(Bekenntnis und Verleugnung des Herrn)

Als der König Salomon den ersten Tempel auf Erden dem wahren Gott gebaut hatte, einen wunderbaren herrlichen Bau, da wurde ein großes Einweihungsfest zu Jerusalem gehalten, und das größte Opfer gebracht, das je gebracht worden ist. Es wurden nämlich geschlachtet und geopfert 22tausend Rinder und 120tausend Schafe. Da der Sohn Gottes aber einen neuen Bund mit der Menschheit schloss, baute er einen unendlich größeren und heiligeren Tempel, nicht aus Steinen, sondern aus Menschen, nämlich die christliche Kirche, die Gemeinschaft aller Gläubigen. Auch dieser Tempel sollte mit Opfer eingeweiht werden, aber nicht mit Opfer von Tieren, sondern mit unendlich edlerem Blut. Das erste Opfer war der Heiland selbst, und dann wurden 300 Jahre lang Tausende der besten Christen im Märtyrertum geschlachtet. Daher ist kein einziger Tag im ganzen Jahr zu finden, der nicht durch das Blut mehrerer Märtyrer bezeichnet wäre, und es läßt sich nicht anders machen, als daß auch in jedem Monat dieser Legende einige Märtyrer vorkommen. Dieses schadet aber nichts; denn die Märtyrer sind für alle Zeiten in vielfacher Beziehung unser Vorbild, wenn wir auch nicht dieselben Kämpfe und Leiden für das Christentum durchmachen müssen.

In der Mitte des dritten Jahrhunderts ordnete Kaiser Decius eine allgemeine Christenverfolgung an. Zu dieser Zeit war Nestor Bischof in Magyda, einer Seestadt in der Landschaft Pamphilien. Er lebte nicht nur in allen Beziehungen sehr gottesfürchtig, sondern war auch so bescheiden und sanftmütig, daß er selber von Heiden geachtet und geliebt wurde. Bei der Verfolgung wurden aber besonders Bischöfe und Priester aufgesucht, weil man dachte, wenn die Hirten der Christengemeinden hinweg geschafft seien, so werden die Herden bald zerstreut sein und es mit dem Christentum zu Ende gehen.

Obschon der hl. Nestor in seiner Sorgsamkeit die Christen ermahnte, während der Verfolgung die Flucht zu nehmen, blieb er selbst in der Stadt zurück, und betete Tag und Nacht für seine Gemeinde. Da kam nun eine Schar derjenigen, welche ausgesandt waren, die Christen aufzusuchen, vor sein Haus und umringten es.

Als dem heiligen Bischof gemeldet wurde, daß man ihn holen wolle, sprach er sein Amen und trat vor die Türe und sprach: „Kinder, was führt euch zu mir?“ – Sie sprachen: „Der Oberrichter und das Gericht laden dich vor.“ – Er bezeichnete sich nun mit dem Kreuz und folgte ihnen wie ein Schaf zur Schlachtbank.

Als er in den Gerichtshof kam, erhoben sich alle Richter und grüßten ihn. Sie erwiesen ihm die Ehre, ihn aus dem öffentlichen Gesichtssaal in ein besonderes Zimmer zu nehmen und ließen ihm daselbst einen schönen Lehnstuhl geben, wie man dazumal nur den vornehmsten Personen zukommen ließ. Der hl. Nestor dankte für diese Ehrenbezeugungen und fragte, warum man ihn vorgefordert habe.

Der Oberrichter Irenarchus sprach: „Herr, nicht wahr, du kennst das Gesetz des Kaisers?“ – Nestor antwortete: „Ich kenne das Gesetz des Allmächtigen, nicht das Gesetz des Kaisers.“ – Irenarchus sagte: „Nestor, willige ein in Ergebenheit, damit du nicht verurteilt werdest.“ – Nestor fragte: „In was soll ich einwilligen?“ – Jener sprach: „In die Gesetze des Kaisers.“ – Nestor antwortete: „Ich willige ein in die Gesetze des himmlischen Kaisers.“ – Irenarchus sagte: „Du bist besessen!“ Nestor sagte: „Wenn nur ihr nicht besessen wäret und keine Teufel anbeten würdet!“ – Der Statthalter sprach: „Wie kannst du dich erfrechen die Götter Teufel zu nennen?“ und drohte ihn durch Qualen zum Bekenntnis zu bringen, daß die Götter wahre Götter seien. – Der hl. Nestor machte wieder das Kreuz und sprach: „Was drohst du mir mit Qualen? Ich fürchte nur die Strafen meines Gottes, nicht aber die deinigen; übrigens werde ich in den Qualen und außer den Qualen Christum bekennen, den Sohn des lebendigen Gottes.“

Darauf ließ der Oberrichter den hl. Bischof in die Hauptstadt Perge abführen und reiste selbst dorthin, weil dort der Statthalter von Pamphilien seinen Sitz hatte. Er berichtete daselbst dem Statthalter, wie man seinem Befehl gemäß gegen die Christen und insbesondere gegen diesen Bischof mit aller Güte verfahren sei, um sie von ihrer verkehrten Religion abzubringen und sie zu bereden, den Göttern zu opfern. Allein bei dem Bischof sei alles gütliche Zureden vergebens gewesen, und er habe durch sein Beispiel noch die andern Christen gleichfalls in der Halsstarrigkeit bestärkt, ja er habe selbst gegen die unsterblichen Götter und den Kaiser beschimpfende Reden ausgestoßen.

Der Statthalter sprach zu Nestor: „Wie ist dein Name?“ Er antwortete: „Diener meines Herrn Jesu Christi.“ – Der Statthalter sagte: „Ich habe nicht gefragt, was du seist, sondern wir du heißest.“ – Nestor erwiderte: „Mein eigener Name ist, daß ich ein Christ bin, wenn du aber meinen zeitlichen Namen wissen willst, ich werde Nestor genannt.“

Der Statthalter ermahnte ihn nun, er möge gutwillig ohne Marter den Göttern opfern und sie anrufen. Er versprach dem Bischof sich bei dem Kaiser zu verwenden, daß er Oberpriester werde, reiche Geschenke erhalte und als Mitglied zu der Statthalterschaft beigezogen werde. Der hl. Märtyrer blickte auf diesen Antrag zum Himmel, machte das Kreuz und sprach: „denn du meinen Leib auf jede Art zerfleischest, wenn du Ketten, wilde Tiere, Schwerter gegen mich anwendest; so lange ein Hauch Lebensodem in mir ist, so werde ich den Namen meines Herrn Jesu Christi nicht verleugnen.“

Der Statthalter ließ ihn nun grausam quälen; die Henkersknechte stießen ihm die eisernen Klauen so tief in die Seite, daß man die Rippen sah. Mitten in dieser Qual sprach aber der hl. Nestor: „Ich preise den Herrn zu jeder Zeit; und sein Lob sei stets in meinem Munde!“

Der Statthalter erstaunte über die Standhaftigkeit des Mannes und sprach zu ihm: „Unglückseliger Mensch, schämst du dich nicht, deine Hoffnung immer auf einen Menschen zu setzen, und zwar auf einen, der ans Kreuz gehängt wurde?“ – Der hl. Nestor erwiderte: „Diese Schande rechne ich mir zur Ehre an, und allen, die den Namen unseres Herrn Jesu Christi anrufen.“

Das Volk schrie nun, man solle den Nestor von der Welt wegschaffen; und der Statthalter fragte noch einmal: „Willst du den Göttern opfern oder nicht?“ Der hl. Märtyrer, im Vertrauen auf Christus, sprach: „Verruchter Sohn des Satans, nicht nur hast du keine Scheu vor Gott, der doch dir diese obrigkeitliche Gewalt verliehen hat, sondern du willst mich auch zwingen, den einzigen wahren Gott, den Schöpfer und Erhalter aller Dinge, zu verlassen und eitle steinerne Götzenbilder anzubeten.“ – Der Statthalter sagt zu ihm: „Was willst du: mit uns halten oder mit deinem Christus?“ – Der hl. Märtyrer antwortete: „Zu meinem Christus habe ich gehalten und halte jetzt und werde ich halten in Ewigkeit.“

Da nun der Statthalter sah, daß er nichts gegen diese Standhaftigkeit ausrichte, so sprach er das Endurteil: „Weil du, Nestor, dem Kaiser und den unsterblichen Göttern dich nicht unterwerfen willst, sondern lieber dem unter Pontius Pilatus gekreuzigten Jesus folgst, so sollst du auch, wie er, gekreuzigt werden.“

Das Urteil wurde alsbald vollzogen. Da nun Nestor ans Kreuz angenagelt war, sprach er noch zu den umher stehenden Christen: „Liebe Kinder! Unser Bekenntnis zu Gott sei standhaft; wir wollen den Gott, der für uns gelitten hat, niemals verleugnen, damit nicht der Teufel sich über die Diener Christi freuen könne. Wir wollen mit ihm leiden, damit wir mit ihm verherrlicht werden; wir wollen ihn nicht verleugnen, damit er uns auch nicht verleugne. Seid eingedenk, daß der Vater Den, welcher keine Sünde getan, zum Erlöser unserer Seelen und Sühnopfer unserer Vergehungen gemacht hat; und der Vater hat ihm uns Alle geschenkt, damit vor dem Namen Jesu ein jedes Knie sich beuge der himmlischen, irdischen und unterirdischen Wesen, und eine jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus der Herr ist in der Herrlichkeit Gottes des Vaters.“ Als er solches gesprochen hatte, gab er seinen Geist auf.

Dem, was der hl. Märtyrer vom Kreuz herab gepredigt hat, in dem Wort und in der Tat, habe ich nur Weniges hinzu zu fügen. Du Leser hast es unendlich leichter, deinen Heiland zu bekennen, du wirst deshalb nicht gefoltert und gekreuzigt. Wenn du ihn daher dennoch verleugnest, so bist du ein ganz treuloser verworfener Mensch. Deine Umstände erlauben es und dein Gewissen ermahnt dich vielleicht, daß du täglich in die hl. Messe gehst oder öfter, als es Deinesgleichen tun, das hl. Abendmahl empfängst. Es mag wohl sein, daß Manche sich darüber aufhalten oder spotten; willst du dich deshalb abhalten lassen? Der hl. Nestor und Tausende von Märtyrern ließen sich qualvoll morden für das Bekenntnis ihres Heilandes – magst du nicht einmal den Spott armseliger Menschen, windige Worte aushalten um Glauben und Liebe zu Heiland zu bekennen? Was für ein armseliger Christ bist du dann, und wie elend hättest du den Heiland abgeleugnet, wenn du vor heidnische Richter, gleich dem hl. Nestor, gestellt worden wärest! –

Oder du bist gewöhnt, beim Vorübergehen an einer Kirche oder einem Kruzifix den Hut abzuziehen und dein Gebet zu verrichten, wenn die Glocke das Zeichen gibt. Allein es ist gerade ein Schreiber oder sonst ein aufgeklärter Halb-Herr in der Nähe, so kommt dir das Bedenken, ob der dich nicht für einfältig ansehen werde: was willst du tun, deinen Heiland mehr achten oder den Schreiber? – Oder du könntest eine, weltlich betrachtet, sehr gute Versorgung finden durch eine Heirat, wenn du einwilligst, daß alle oder ein Teil der Kinder nicht im katholischen Glauben erzogen werden. Nun aber ist der Heiland im Messopfer eben so wesentlich gegenwärtig, wie er am Kreuz zu Golgatha gegenwärtig gewesen ist. Indem du nun einwilligst, daß deine Kinder gelehrt werden, das Messopfer als Aberglauben zu verachten, so willigst du ein, daß der Heiland im Messopfer von deinen eigenen Kindern abgeleugnet und verachtet werde. Und das willst du tun?

So gibt es noch mannigfache Proben im Leben, wo der Christ seinen Glauben bekennen muss oder ihn verleugnet. Diese Proben sind gemeiniglich unendlich leichter, als die Märtyrer Proben bestanden haben. Aber zu allen Zeiten und an allen Orten und bei schweren und leichten Proben gilt das Wort des Herrn Luk. 12, 8 und 9: „Wer mich vor den Menschen bekennen wird, den wird der Menschensohn auch vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden.“ –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 1 Januar bis März, 1872, S. 293 – S. 298

Tags: Heilige

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