Unterricht für den heldenmütigen Liebesakt
Ein Akt der Liebe für die armen Seelen im Fegefeuer
Du hast vielleicht schon gehört von dem sogenannten heldenmütigen Liebesakt zum Trost der armen Seelen im Fegefeuer. Dieser besteht darin, daß der Gläubige alle seine Werke der Genugtuung während des Lebens und alle Gebete und guten Werke, die man ihm nach dem Tode zuwenden wird, den armen Seelen überläßt, indem er sie als freies Geschenk in die Hände der allerseligsten Jungfrau niederlegt, auf daß diese zärtliche Mutter dieselben nach ihrem Gefallen denjenigen Seelen des Fegefeuers zuteile, welche sie aus ihren Qualen befreien will. Was wir auf diese Weise abtreten, ist jedoch nur die besondere und uns persönlich zukommende Frucht dieser Werke der Genugtuung und dieser Fürbitten; also hindert uns diese Schenkung nicht, für uns selbst, für unsere Eltern etc. zu beten, unsere gewöhnlichen Übungen zu verrichten, etc.: denn nur der Genugtuungswert aller dieser Werke wird durch diese Aufopferung den armen Seelen zugewendet oder geschenkt. Die Früchte des Verdienstes und der Bitte bleiben uns immer, weil das Verdienst anderen nicht mitgeteilt werden kann, und auch die Früchte der Bitte für uns oder andere von dem Genugtuungswerte verschieden und unabhängig sind.
Papst Benedikt XIII. hat am 23. August 1728 für jene, welche die genannte Aufopferung gemacht haben, viele Ablässe verliehen, die jedoch nur zu Gunsten der armen Seelen gewonnen werden können. Diese Ablässe wurden von Pius VI. und Pius IX. bestätigt. –
aus: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 690