Psalm 129 zu Hilf und Trost der armen Seelen
„De profundis“ – Aus den Tiefen rufe ich zu dir, o Herr!
Das besondere Glockenzeichen, das an vielen Orten nach dem Englischen-Gruß- oder Betläuten an jedem Abend von den Kirchtürmen gegeben wird, mahnt die Christen, den Psalm: „De profundis“, „aus den Tiefen“, zu Hilf und Trost der armen Seelen im Fegefeuer zu beten. Damit man es lieber tue, hat Papst Klemens XII. einen Ablass von hundert Tagen allen Gläubigen verliehen, jedesmal zu gewinnen, so oft sie beim besagten Zeichen den Psalm „De profundis“ kniend beten; denjenigen aber, welche diese fromme Übung ein ganzes Jahr hindurch zu der angezeigten Stunde verrichtet haben, einmal im Jahr einen vollkommenen Ablass an einem beliebigen Tage, an welchem sie beichten und kommunizieren. Wer den Psalm „De profundis“ nicht auswendig weiß, kann dieselben Ablässe gewinnen, wenn er ein Vater unser und Gegrüßet seist du, Maria mit dem „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe etc.“ betet. Papst Pius VI. verlieh dieselben Ablässe allen Gläubigen, welche sich an Orten befinden, wo das Glockenzeichen nicht gegeben wird, wenn sie nur beiläufig um die Nachtstunde den Psalm: „De profundis“, oder falls sie diesen nicht auswendig wissen, das Vater unser etc., wie oben erklärt wurde, beten. –
aus: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 693
Psalm 129: De profundis – Aus den Tiefen rufe ich zu dir, o Herr!
1. Ein Stufengesang. Aus den Tiefen rufe ich zu dir, o Herr!
2. Herr, erhöre meine Stimme, laß Acht haben dein Ohr auf die Stimme meines Flehens!
3. Wenn du Acht haben wolltest auf die Missetaten, Herr, wer könnte dann bestehen, o Herr?
4. Aber bei dir ist Versöhnung: und um deines Gesetzes willen harre ich auf dich, o Herr! Meine Seele harrt auf sein Wort.
5. Meine Seele hofft auf den Herrn.
6. Von der Morgenwache bis in die Nacht hoffe Israel auf den Herrn:
7. denn bei dem Herrn ist Barmherzigkeit, und bei ihm ist überreiche Erlösung.
8. Und er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.
Nach mehreren Auslegern wurde der Psalm an dem allgemeinen Bußtage gebetet, den Esdras anordnete. S. 1. Esdr. 9,5ff. Die Kirche betet ihn als Bußgebet der Lebendigen und jener Abgestorbenen, welche zwar in der heiligen Liebe verschieden sind, aber wegen der ihnen noch anklebenden verschuldeten Unvollkommenheit noch im Reinigungsort zurück behalten werden, bis sie das, was sie Gott schuldig sind, geleistet, ihre Schuld, wie Christus sagt, bis auf den letzten Heller bezahlt haben. –
aus: Joseph Franz Allioli, Die heilige Schrift des alten und neuen Testamentes, Dritter Band, 1838,S. 264
De profundis clamavi – Psalm 129 (130)
De profundis clamavi ad te, Domine;
Domine, exaudi vocem meam. Fiant aures tuæ intendentes
in vocem deprecationis meæ.
Si iniquitates observaveris, Domine, Domine, quis sustinebit?
Quia apud te propitiatio est; et propter legem tuam sustinui te, Domine.
Sustinuit anima mea in verbo ejus:
Speravit anima mea in Domino.
A custodia matutina usque ad noctem, speret Israël in Domino.
Quia apud Dominum misericordia, et copiosa apud eum redemptio.
Et ipse redimet Israël ex omnibus iniquitatibus ejus.
De profundis Psalm 129 (130)