Heiligenkalender
26. Februar
Der heilige Porphyrius, Bischof von Gaza
Der heilige Porphyrius wurde als Kind vornehmer und reicher Eltern zu Thessalonich in Mazedonien im Jahr 353 geboren und zeigte sich schon als Knabe voll Eifer im Gebet und voll Liebe zu dem göttlichen Heiland. In späteren Jahren widmete er sich den Wissenschaften; aber sein Herz fand weder an ihnen noch an der Welt Gefallen; er wollte ganz dem Heiland angehören. Deshalb verließ er, kaum 25 Jahre alt, die Eltern und den Überfluss des Vaterhauses und wanderte nach Ägypten in die Wüste Scete, wo er 5 Jahre frommen Übungen und Bußwerken oblag. Nun besuchte er mit Erlaubnis seines Oberen die heiligen Orte zu Jerusalem und begab sich in eine Berghöhle in der Nähe des Flusses Jordan, und lebte hier wieder fünf Jahre. Die ungesunde Luft zog ihm ein Fieber zu; schwach und abgezehrt kam er nach Jerusalem zurück und vernahm, daß seine Eltern gestorben und ihm ein reiches Erbe hinterlassen hätten. Da sandte er seinen Diener dahin mit dem Auftrag, alles zu verkaufen und das erlöste Geld nach Jerusalem zu bringen. Hier verteilte Porphyrius dasselbe unter die Armen; er lebte von seiner Handarbeit und vom Almosen.
Täglich besuchte er die heiligen Orte mit Andacht, obwohl er vor Schwachheit kaum einen Fuß bewegen konnte. Einst, da er sich fast todesschwach bis nach dem Kalvarienberg mühselig hingeschleppt hatte, in der Meinung, daselbst zu sterben, fiel er in eine Ohnmacht und ward verzückt; er sah Christus am Kreuz hängend und neben ihm den heiligen Schächer (Dismas). Porphyrius erinnerte sich der Worte des rechten Schächers und sprach zu Christus: „Gedenke mein in deinem Reich.“ Christus gab diesem Schächer Befehl, den Porphyrius von der Erde aufzurichten. Der Schächer reichte demselben seine Hand und richtete ihn auf, indem er sagte: „Denke deinem Heiland, der dich gesund gemacht hat.“ Als sich Pophyrius zu Christus dem Herrn wendete und ihm danken wollte, stieg Jesus von dem Kreuz herab und gab ihm dieses in die Arme, mit dem Befehl, dasselbe getreu zu bewahren. Als er wieder zu sich kam, fand er sich ganz genesen, ja gesünder als je. Die Bedeutung des ihm von Jesus übergebenen Kreuz erkannte er später, als er von dem Bischof der Stadt zum Priester geweiht, und von ihm im Jahr 393 zum Bewahrer des heiligen Kreuzes Christi bestellt wurde. Auch als Priester und später als Bischof setzte er seine strenge Lebensweise fort.
Als 396 der heilige Bischof Irenion (16. Dezember) von Gaza starb, ward er zu seinem Nachfolger erwählt. Nur aus Gehorsam ließ er sich dazu weihen. Als Bischof nahm seine Sanftmut die Herzen der dort noch vorhandenen Götzendiener durch Gottes Gnade so ein, daß sich die meisten zu Christus bekehrten. Dazu trug vieles bei, als auf Anordnung des heiligen Bischofs die Christen nach langer Dürre und Hungersnot zu Gott um Hilfe riefen und erhört wurden. Diese wundervolle Gebetserhörung brachte viele Heiden zum Glauben. Andere lobten Gott und dankten dem heiligen Porphyrius, der ihnen durch seine andächtige Bittprozession erhalten hatte, was sie so lange gewünscht hatten. Einige aber konnten die Ehre nicht ertragen, welche daraus dem heiligen Bischof und der ganzen katholischen Kirche erwachsen war, und bedrohten sowohl den heiligen Bischof als andere Christen mit dem Tod. Indessen kam der Befehl des Kaisers Arkadius, alle Götzentempel niederzureißen. Ein eifriger katholischer Offizier erhielt den Auftrag, diesen Befehl in Gaza zu vollziehen. Der kostbare Tempel des Marnas (Jupiter) wurde mit allen übrigen zu Boden gerissen, und eine neue, prächtige Kirche, dem wahren Gott zu Ehren auf Veranlassung der Kaiserin Eudoxia daselbst erbaut. Das Frohlocken des heiligen Bischofs, die Götzen gestürzt, Christus aber erhöht zu sehen, ist mit Worten kaum zu schildern. Er gab sich alle mögliche Mühe, die Überreste der Abgötterei auch aus den Herzen der ungläubigen Heiden zu tilgen, und dafür die Erkenntnis des wahren Gottes ihnen einzudrücken. Es geschah wenigstens bei vielen Tausenden mit gewünschtem Erfolg.
Ebenso wachsam bewahrte er seine Herde vor der arianischen Irrlehre. Ein ketzerisches Weib hatte sich erfrecht, den heiligen Bischof zu einer öffentlichen Disputation herauszufordern. Er machte sie aber einzig mit dem heiligen Kreuzzeichen ganz stumm, so daß sie kein Wort vorbringen, sondern mit größter Beschämung unter allgemeinem Gelächter abziehen musste. Der heilige Porphyrius ging den 26. Februar 421 zu Gott in den Himmel ein, nachdem er die Freude genossen, daß fast alle Heiden seiner Stadt sich zu Christus bekehrt hatten. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 142 – S. 143