Das Freimaurerwesen in einem Bild

Das Freimaurerwesen in einem Bild gezeichnet

Das Freimaurerwesen dargestellt als eine Karawane, angeführt von einem Esel

Ein Gleichnis dieses Freimaurerwesens zeigt dieses Bild. Es sind daselbst dreierlei Kreaturen zu sehen; das erste ist ein vornehm geschmückter Esel, das andere sind Kamele, wovon eines hinter dem andern geht; das vorderste Kamel hat eine Brille auf zum Ziechen seiner Gelehrsamkeit; ein anderes hat seine Augengläser auf einem Bendel, wie es bei den Herrenmäßigen in der Stadt üblich ist; einKamel trägt Kaufmannsware, ein anderes eine Geldkiste auf dem Höcker; einer erhebt das Haupt und sperrt sein Kamelmaul weit auf, wahrscheinlich tat es eine freisinnige Rede; und nebenher laufen einige Mohren, welche dem ganzen Zuge seine Richtung geben. Solche Kamelzüge sieht man eine ganze Menge in Asien drin, wie man bei uns Eisenbahnzüge sieht; freilich gehen sie langsamer, – Das wäre das Bild; jetzt kommt die Auslegung.

Wie an dem Bild dreierlei Kreaturen sind, so lassen sich auch die Freimaurer sortieren.

Die unterste und zahlreichste Klasse, welche einen Esel an der Spitze haben, die sind schon in kleinen Städten zu finden, wenn daselbst viel Männervolk unreligös geworden ist; ja selbst aus Winkelstädtchen in der Nähe läuft ein religionsleerer Kopf oder gar ein Herrenbauer vom Dorf noch zu. Das sind zum großen Teil Menschen, die etwas Besonderes sein möchten, während sie doch nichts Besonderes im Kopf haben als höchstes das, was die Kamele im Bauch, nämlich viel Wasser und Wind: den Wind hoffärtiger Dünkelhaftigkeit, und das Wasser geist- und kraftloser Zeitungs-Redensarten von Licht, Freiheit ,Humanität usw. Diese werden Freimaurer und meinen dann, jetzt ragen sie über andere Leute hinaus an Weisheit und Bedeutung. Hervorragen tun sie allerdings über andere Leute, aber in der Art, wie ein Kamel auf dem Jahrmarkt über die Menschen, oder wie eine körnerlose Ähre das Haupt in die Höhe streckt über die von schwerem Korn gesenkten Ähren. Sie möchten etwas Besonderes sein, mehr als der einfache, rechtschaffene Bürger, während sie in Wahrheit weniger sind; denn ein schlechter Christ ist unendlich weniger als ein guter Christ, mag er sonst reich und vornehm sein.

Der Anführer dieser Kamele ist hier als Esel abgebildet, weil er ungefähr gerade so gescheit ist wie die, welche er anführt. Man heißt ihn Meister vom Stuhl; gewöhnlich ist es ein Mann, der geläufig schwätzen kann, oder der in der Welt etwas vornehmer ist. Der dann wieder an der Spitze von mehreren solcher Anführer steht, ein oberster Anführer, den heißt man Großmeister, und der ist manchmal eine fürstliche Person, die entweder aus Mangel an Verstand an die Freimaurerei glaubt, als sei Vernunft drin, oder die zwar gescheit genug ist, die Freimaurerei für Possenspiel und ihre Reden für Schellengeklingel zu halten, aber aus Spekulation mitmacht. Manche Fürsten haben nämlich Angst, daß sie auf dem Thron nicht fest sitzen, und meinen: die Freimaurer seien gefährliche und mächtige Leute, und werden sie weniger beißen, wenn sie, die Fürsten, zuweilen Freimaurer-Bendel und blechernes Spielzeug und lederne Schürzlein umbinden.

Bei dem Zug sieht man auch zwei Mohren; ich weiß nicht, wo gerade die anderen stecken. Diese Mohren, welche nebenher laufen, leiten eigentlich den Zug, ohne daß es die Kamele und der Esel recht merken, ja während der Esel meint: er selber sei der Anführer. Es gibt nämlich Leute, welche, wie vom Teufel besessen, ungeheuren Eifer haben, die christliche Religion auszurotten, Revolution zu machen und alles untereinander zu wühlen. Diese haben schon zeitweise gerade die Freimaurer gebraucht, um mehr und mehr alles zu unterwühlen. So z. B. Gehörte der im Jahre 1872 von hinnen gefahrene Mazzini zu den Mohren; hingegen war der Garibaldi Großmeister der Freimaurer, folglich ist sein Gleichnis ganz vorne auf dem Bild zu finden. Die gewöhnlichen Freimaurer haben großenteils wenig Verstand, aber viel Eitelkeit; sie halten gern kostspielige Schmausereien und allerlei Reden, worin aber meistens wenig Gedanken sind.

Schon vor längerer Zeit habe ich in dem Büchlein „Mörtel für Freimaurer“ umständlich (=ausführlich) über diese abgeschmackte Bruderschaft mich ausgelassen. Über dieses Büchlein ist gewaltig geschimpft worden, besonders in der Leibzeitung der hiesigen Freimaurer, nämlich in der armseligen Freiburger. In einem andern Blatt war geschrieben: es seien gräßliche Verleumdungen, was in dem Mörtel stehe. Darauf will ich doch eine kleine Antwort geben: Gesetzt den Fall, du gehst nachts mit einer Laterne auf die Bühne, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist; da triffst du in einemWinkel einen Kerl zusammen geduckt sitzen, den Hut tief ins Gesicht herab gezogen. Du stellst den verdächtigen Menschen zu Rede und heißest ihn einen Dieb. Da schreit er über gräßliche Verleumdung, er sei nur da herauf gegangen, um den Sternenhimmel zu betrachten und in Andacht sein Gemüt zu erheben zu dem großen Weltenbaumeister. So kommen mir gerade die Freimaurer vor, die ihre Sippschaft einen Tugendbund nennen und über gräßliche Verleumdung schreien, wenn man ihnen nachweist, daß sie eine verderbliche Gesellschaft sind. –
aus: Alban Stolz, ABC für große Leute, Freiburg 1913, S. 31 – S. 34

Kamele und Freimaurer

Es ist für einen Abendländer, der zum ersten Mal hier asiatischen Boden betritt, interessant, diesen lange Kamelzügen zuzuschauen. Oft sind über dreißig beladene Kamele hintereinander angestrickt, und regelmäßig geht als Führer des Ganzen ein Esel voraus. Dieser Umstand und die Amulette, Halbmonde, rote Quästchen und andere seltsame Zeichen, welche jedes Kamel am Hals trägt und welche besondere Kräfte haben sollen, erinnert mich unwillkürlich an die Freimaurer. Es ist hier nicht der Platz, des weitere auszuführen, durch welche Gedankenleiter von den Kamelen im Orient gerade die Freimaurer im Abendland mir in den Sinn gestiegen sind; nur will ich folgendes bemerken: Die Freimaurerei scheint mir in neuerer Zeit ein ähnliches Spiel der Eitelkeit und gelinde Borniertheit bei den gewöhnlichen Mitgliedern zu sein, wie das wohlfeile Heidentum der ehemaligen Bürgersoldaten. Diese Freimaurer-Philister sind meistens die Satten dieser Welt, welchen zugleich mit dem Geld der Übermut wächst. Vor allem wollen sie sich Ruhe verschaffen vor unheimlichen Besorgnissen rücksichtlich der andern Welt; daher muss die Hölle gelöscht und zugeworfen, Christus abgeschafft oder zu einem Weltweisen degradiert und dem Gewissen mit den Phrasen allgemeiner Menschenliebe und Ostentation von Wohltätigkeit ein Flaumbett zubereitet und drin eingeschläfert werden. Diese an Religions-Diarrhöe laborierenden Ehrenmänner wärmen und trösten sich aneinander. Ich habe einmal ein treffliches Exemplar kennen gelernt, Inhaber und Kapitän eines Handelsschiffes unter russischer Flagge; er zeigte mir seinen Freimaurer-Brief, war gastfreundlich und reich, rühmte sich seiner Ehebrüche und daß er die „Stunden der Andacht“ (*) stets auf seinem Schiff mitführe. – Sodann wollen diese Handelsmänner und Fabrikanten und Rentiers doch auch der Welt gegenüber nicht nur reich erscheinen, sondern auch als solche gelten, die Geheimnisvolleres und Bedenklicheres wissen und treiben als so ein gewöhnlicher Mann, der am Sonntag in die Kirche geht und eine Predigt anhört.

Die größere Zahl der Freimaurer halte ich für Menschen verdächtig an Intelligenz und Charakter, so stark an Geist und Auftreten sie sich sonst dünken mögen. Ich weiß auch nicht ein einziges bedeutendes Talent, welches ernstlich und ehrlich die Mummerei der Freimaurerschaft mitgemacht hätte. Allerdings treten manche ein aus ähnlichem Grunde, aus welchem zur Zeit unserer glorreichen Revolution (1848) manche Reiche und Vornehme gewaltig radikal sich gebärdet haben, nämlich aus Politik der Angst; andere werden Freimaurer, um auf irgend eine Art persönlichen Profit zu machen, sei es als praktischer Arzt, sei es als schmal besoldeter Beamter (1), sei es als geheime Polizei, um zu wissen, was man treibt. Mag auch zuweilen ein Häuptling, ein Logenmeister, etwas mehr wissen und wollen, als die, welchen er voraus geht: meistens wird der Unterschied seines Wissens nicht viel größer sein, als zwischen der Intelligenz des grauen Herzogs, der jene Züge auf der Karawanenbrücke zu Smyrna anführt, und zwischen der Intelligenz der eigentlichen mit Ordensinsignien behangenen braunen Glieder des Zuges, nämlich der Kamele…

Übrigens tue ich durch diesen Vergleich den guten Kamelen Unrecht, denn diese sind sehr nützliche, harmlose Tiere; daß aber die Freimaurer als solche je in der Welt etwas genützt haben, ist gewiß nicht wahr; nur ist die Quantität des Unheils, das von ihnen schon ausgegangen ist, streitig. (2)

(*) Heinrich Zschokke, Stunden der Andacht
Seinen Schriften für das Schweizer Landvolk gesellte er die ‚Stunden der Andacht‘, die durch ihre populäre Erbaulichkeit und Konfessionslosigkeit (!) weithin die nachhaltigste Aufnahme fanden, von der orthodoxen Geistlichkeit jedoch heftig befehdet wurden“ (Goedeke) – auch, weil sie einen viel weniger frommen Impetus aufwiesen, als der Titel vermuten lässt, sondern eher aufklärerisch (!) wirken sollten. – ADB XLV, 449ff. – BBKL XV, 1588ff.

(1) Gerade darin zeigt sich, wieviel Wahrheit in der Humanitäts-Prahlerei liegt, indem die Freimaurer-Koterie selbstsüchtig einander zu Ämtern verhelfen und andere weg zu drücken suchen – wollten diese Herren weiter nichts, als humane Gesinnungen unter sich wecken und für Gesittung und Wohlfahrt des Volkes wirksam sein, so brauchte es die Geheimtuerei nicht. Womit ihr euch schön färbt, das tun wahrhaft und offen ganz andere Vereine, zu welchen ihr freilich keinen Appetit habt.
(2) Ich habe unterdessen mir die langweilige Mühe genommen, das Freimaurer-Wesen eingehender zu studieren. Was ich dabei gefunden, ist zu lesen in meinen zwei kleinen Schriften: Mörtel für Freimaurer und Akazienzweig, Freiburg bei Herder. –
aus: Alban Stolz, Besuch bei Sem, Cham und Japhet, 1899, S. 77 – S. 80

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