Fest der Erscheinung Christi des Herrn

Die heiligen drei Könige auf ihren Kamelen reiten durch die Nacht; der Himmel ist voller Sterne, aber ein Stern strahlt in großem Lichtglanz

Das Fest der Erscheinung Christi des Herrn

Das Fest der Erscheinung des Herrn ist das älteste und mit Ostern und Pfingsten das größte in der katholischen Kirche. Den Gegenstand dieser Feier bilden die drei großen Geheimnisse, in denen sich Jesus der ganzen Welt offenbart als „ihren König, ihren Erlöser und ihren Seligmacher“: die Anbetung Jesu durch die Weisen in Bethlehem, die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan und das erste Wunder Jesu auf der Hochzeit zu Kana.

Das erste Geheimnis – Triumph des göttlichen Kindes als König 

Das erste Geheimnis feiert den Triumph des göttlichen Kindes als des neu geborenen Königs, vor dessen Majestät die Weisen, die Stellvertreter der Heiden, im Staub liegen, nachdem die Juden Ihm durch die frommen Hirten schon gehuldigt haben und durch Maria und Joseph noch huldigen. Ganz verschieden von den Hirten, welche die Stimme eines Engels zur Krippe lud, haben die Weisen ihre Einladung durch die stumme Sprache des von Balaam verkündeten Sterns erhalten; aber der himmlische Vater selbst hat ihnen diese stumme Sprache des Sterns gedeutet, der ihnen seinen Sohn offenbarte. Darin überragt ihre Berufung an Würde weit die der Hirten, welche nur durch Engel diese übernatürliche Friedens-Nachricht erhielten. Wunderbar ist der Glaube dieser Weisen, als sie das Kind und Maria, seine Mutter, finden. Sie sind nicht überrascht von der Schwäche des Kindes, noch von der Armut der Mutter, noch von der Niedrigkeit der Wohnung; sie erkennen den Sohn Gottes durch die Windeln hindurch, welche seine zarten Glieder einhüllen und begreifen sogleich, daß der gute Gott, wenn Er die Menschen erlösen wollte, zu ihnen in die tiefste Tiefe des Elends herab steigen musste. Voll Verwunderung und Liebe beten sie Ihn an. Wer möchte mitteilen können, was sie mit Maria, der Mutter, gesprochen; denn Jesus brach das Stillschweigen seiner freiwilligen Kindheit nicht? Er nahm wohl ihre Huldigungen an, lächelte ihnen freundlich zu, sein Händchen segnete sie; nur Maria beantwortete ihre Fragen und tat ihnen kund die Geheimnisse ihrer jungfräulichen Mutterschaft zum Heil der Welt.

Freudetrunken öffnen auch sie ihre Schätze und opfern dem göttlichen Kind drei Gaben von geheimnisvoller Bedeutung; sie geben Ihm, der das Himmelreich auf Erden zu stiften gekommen ist, das Gold, um Ihn als den höchsten König zu ehren; sie geben Ihm, der die Welt mit Gott versöhnt, den Weihrauch, damit Er als oberster Priester den Wohlgeruch desselben zum Thron des Allerhöchsten bringe: sie geben Ihm, der durch seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz in seine Herrlichkeit eingehen wollte, die Myrrhe, um sein höchstes Opfer zu weihen. Die Wahl dieser drei Gaben hatte sie der hl. Geist selbst gelehrt mit dem ersten Strahl des Sterns und, noch bevor sie die weite Reise antraten, waren sie im Klaren, was sie dem opfern wollten, den sie suchten: das Gold der Liebe dem König, den Weihrauch des Gebetes dem Priester, die Myrrhe der Selbstverleugnung und Leiden dem Opfer.

Erhebe auch du dich, erleuchtet vom Stern der Gnade, im Licht des heiligen Geistes; eile zum göttlichen Kind, das auf dem mütterlichen Schoß sitzend deine Geschenke erwartet; sage Ihm: „O Jesu, ich liebe dich über Alles: nimm an mein Gebet, vereint mit dem Gebet der ganzen Kirche: Dir weihe ich die Arbeit meiner Kämpfe, welche ich gegen die Welt, das Fleisch und den Geist der Bosheit kämpfen werde“, lege deine Gaben in die Hände Mariä, weil dem Sohn ganz besonders angenehm ist, was Er von und durch die Mutter empfängt.

Das zweite Geheimnis – Die Taufe Jesu im Jordan

Das zweite Geheimnis des heutigen Festes, das Geheimnis der Taufe Jesu durch Johannes im Jordan, feiert das Erscheinen Jesu als Erlöser der Welt von der Sünde. Diese Offenbarung Jesu fand nicht mehr in einem beschränkten Raum statt wie in Bethlehem, sondern an dem wunderreichen Fluss Jordan, in Gegenwart zahlreichen Volkes, und bildete die feierliche Einleitung zum öffentlichen Leben des Welterlösers, der gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren war.

Die göttliche Weisheit hatte als Werkzeug zur Reinigung und Wiedergeburt der sünd-befleckten Menschheit das Wasser gewählt, und dieses sollte dadurch, daß der Mensch gewordene Sohn Gottes in dasselbe hinein schritt, jene reinigende Kraft erhalten. Als daher Jesus dreißig Jahre alt war, und wie ein mit dem Sündenfluch Belasteter im Schweiße des Angesichtes mit der Handarbeit eines Zimmermanns sein Brot verdient hatte, begab Er sich an den Jordan. Hier stellte Er sich mitten unter das jüdische Volk, welches Johannes wohl mit erschütternder Predigt zur Reue und Buße auffordert, aber nicht entsündigen konnte; das vermochte nur Er. Der die Heiligkeit und die Quelle aller Gerechtigkeit ist. Und Er stieg hinein in die Wasser des Flusses, begehrte die Reinigungs-Taufe und bot sich dadurch für die sündige Menschheit der zürnenden Gerechtigkeit Gottes zur stellvertretenden Genugtuung an. Nie seit dem ersten Sündenfall Adam`s hatte die beleidigte Gerechtigkeit Gottes von der Erde ein so großes und würdiges Opfer der Verdemütigung, Abbitte und Sühne empfangen, wie in diesem Augenblick, da Jesus in Gestalt des büßenden Sünders sich von Johannes taufen ließ. Aber auch niemals hat die Barmherzigkeit Gottes herrlicher ihre Freude über die Wiedergeburt des Sünders bezeugt, als in diesem Augenblick, da sich der Himmel über Jesus öffnete, da der heilige Geist die Fittiche des Friedens und der Liebe über Ihn ausbreitet, und da der himmlische Vater mit Entzücken verkündete: „Dieser ist mein viel geliebter Sohn, an dem Ich mein Wohlgefallen habe.“ (Matth. 3) Seit dieser Erscheinung Jesu am Jordan haben unzählige Millionen Sünder im Sakrament der Taufe und der Buße sich gereinigt, so daß der heilige Geist über sie herab kam, und der himmlische Vater mit Wohlgefallen sie als seine Kinder aufnahm.

Danke auch du frohlockend für die Gnade der heiligen Taufe, welche dir die Pforte der irdischen wie der himmlischen Kirche aufschloß, und bestrebe dich, mit erneuerter Treue deine Taufgelübde zu halten. Mit besonderer Feierlichkeit weiht heute die Kirche Wasser, indem sie dreimal das Kreuz, welches Christus vorstellt, in dasselbe senkt. Schon der heilige Chrysostomus bemerkte in einer Predigt die wunderbare Beobachtung, daß dieses geheiligte Wasser dem Verderben nicht ausgesetzt sei.

Das Bild zeigt die Hochzeit zu Kana, wo Jesus bei den Brautleuten sitzt und durch seine Anwesenheit und sein Wunder die Ehe geheiligt hat; im Vordergrund stehen die Krüge, mit Wasser gefüllt, der Diener, der am Boden kniet, reicht dem älteren Mann einen Becher, der nun statt Wasser Wein enthält;

Das dritte Geheimnis – Hochzeit in Kana 

Das dritte Geheimnis des heutigen Tages, welches das erste Wunder Jesu auf der Hochzeit zu Kana zum Gegenstand hat, feiert das Erscheinen Jesu als Seligmacher der Ihn Liebenden. Es verdient die aufmerksamste Betrachtung, daß Jesus zum ersten Mal seine göttliche Allmacht offenbarte bei einem Hochzeitsfest, zu dem auch Maria, seine Mutter geladen war. Denn es ist ja die erhabene Aufgabe der Mutter Gottes im Reich der Gnade, Ihm die Bedürfnisse der Menschen, deren Mutter sie ebenfalls ist, fürbittend ans Herz zu legen und ihre Kinder beständig zu mahnen: „Was Er euch sagt, daß tut.“ (Joh. 2) Jesus wirkte dieses erste Wunder nicht, um einem drückenden Mangel abzuhelfen, sondern um die Freude und Fröhlichkeit der Brautleute und ihrer Gäste im ungestörten Vollgenuss zu erhalten und durch den köstlichen Wein noch vollkommen zu machen. Denn der vorzüglichste Zweck seines Erscheinens auf Erden war nicht, mit seiner Majestät Furcht und Schrecken zu verbreiten, mit der Gewalt seiner Allmacht sich den Thron der Herrlichkeit zu errichten und seine Feinde nieder zu werfen, sondern als Brautwerber alle Menschen in bräutlicher Liebe sich zu verbinden und sie zur Gemeinschaft mit der göttlichen Natur (2. Petr. 1) zu erheben, Wasser in Wein zu verwandeln, d. h. das Erdhafte und Schwache in Himmlisches und Übernatürliches, das Menschliche in Göttliches zu verwandeln. Jesus ist der wahre Weinstock; Er allein konnte jenen Wein spenden, welcher das Herz des Menschen erfreut (Ps. 103); nur Er konnte ihn den Seelen aus jenem berauschenden Becher (PS. 22) zu trinken reichen, den David prophetisch besungen hat.

Und siehe, von dem Hochzeitsfest in Kana zieht Jesus ohne Rast von Stadt zu Stadt, von Haus zu Haus, von Herz zu Herz, bittend um Liebe und nur um Liebe; in Millionen von Tabernakeln und Ziborien hat er sich nieder gesetzt, rufend und lockend, ob Niemand seine sehnsüchtige Liebe verstehe, annehme und mit Gegenliebe erwidere, Allen, die Ihn aufnehmen, gibt Er Macht, Kinder Gottes zu werden, reicht Er den Kelch des köstlichsten Weines dar. O die ungezählte Schar der heiligen Märtyrer, Bekenner und Büßer, Jünglinge und Jungfrauen, wie war sie berauscht und beglückt von bräutlicher Liebe zu Jesus ihrem Bräutigam und jubelt jetzt am himmlischen Hochzeitsfest in der seligen Ewigkeit! –
aus: Otto Bitschnau O.S.B., Das Leben der Heiligen Gottes, 1880, S. 14 – S. 16

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