Unterricht für den Sonntag nach Weihnachten

Das Kirchenjahr Weihnachtskreis, Osterkreis, Pfingstkreis: In dem Bild sieht man die allerheiligste Dreifaltigkeit, Gott Vater, Gott Sohn Jesus Christus, Gott Heiliger Geist als Taube

Unterricht für den Sonntag nach dem heiligen Weihnachtsfest

Dieser Sonntag schließt sich enge an das heilige Weihnachtsfest an und zeigt uns, wie das Leben in Christo in jedem Einzelnen wachsen und zunehmen soll.
Eingang der heiligen Messe: „Während tiefes Schweigen alles umfangen hielt und die Nacht in der Mitte ihres Laufes war, kam dein allmächtiges Wort, o Herr, vom Himmel herab, von seinem königlichen Thron.“ (Weish. 18, 14 u. 15) „Der Herr regiert, hat Zierde sich angetan, der Herr hat mit Macht sich angetan und sich umgürtet.“ (Ps. 92, 1) – Ehre sei dem Vater etc.

Gebet der Kirche.
Allmächtiger, ewiger Gott! Regiere unser Tun nach deinem Wohlgefallen, damit wir im Namen deines geliebten Sohnes an guten Werken reichliche Früchte zu tragen verdienen; durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

Lesung aus dem Brief des hl. Apostels Paulus an die Galater. Kap. 4, Vers 1-7.

Brüder! Solange der Erbe ein Kind ist, unterscheidet er sich nicht von dem Knecht, obwohl er Herr von allem ist; sondern er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater bestimmten Zeit. So waren auch wir, solange wir Kinder waren, den Kindheits-Lehren der Welt dienstbar. Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, gebildet aus einem Weibe, untertätig dem Gesetz, damit Er die, welche unter dem Gesetz standen, erlöste, und wir an Kindes Statt angenommen würden. Weil ihr aber Kinder seid, so sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der da ruft: Abba, Vater! Und so seid ihr nun keine Knechte mehr, sondern Söhne, wenn aber Söhne. So auch Erben durch Gott.

Erklärung und Anwendung.
Viele vom Judentum zum Christentum bekehrte Galater hielten sich auch als Christen noch verpflichtet, die Vorschriften des mosaischen Gesetzes zu beobachten. Diese belehrt nun der heilige Paulus, das Gesetz habe nur die Anfangsgründe des wahren, beseligenden Glaubens gelehrt und sei gleichsam nur der Vormund und Aufseher des jüdischen Volkes gewesen; Jesus Christus habe sie von dieser Knechtschaft befreit und zu Kindern und Erben Gottes gemacht, die nicht mehr gleich Knechten zu Ihm aufblicken sollen, sondern weil erfüllt von seinem Geist, Gott Abba, lieber Vater! Nennen und von Ihm durch Jesus Christus Rechtfertigung und Seligkeit hoffen dürfen.
Diese Gnade wurde auch uns zu teil. Danke daher Gott alle Tage, lebe als Kind Gottes in Glauben, Liebe, Vertrauen, Geduld, Unschuld und fliehe die Sünde als das einzig wahre Übel, weil sie dich dieses Namens eines Kindes Gottes und der damit verbundenen Vorrechte verlustig und neuerdings zum freiwilligen Sklaven des Satans machen würde.

Süßester Jesus, sei mir nicht Richter, sondern Seligmacher! (50 T. Abl.)

Evangelium nach dem hl. Lukas. Kap. 2, Vers. 33 – 40

Zu derselben Zeit wunderten sich Joseph und Maria, die Mutter Jesu, über die Dinge, welche von Ihm gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: „Siehe! Dieser ist gesetzt zum Fall und zur Auferstehung vieler in Israel, und als ein Ziechen, dem man widersprechen wird; und ein Schwert wird deine Seele durchdringen, damit die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.“ Es war auch eine Prophetin, Anna, eine Tochter Phanuels, aus dem Stamm Aser; diese war vorgerückt zu hohen Jahren, hatte nach ihrer Jungfrauschaft sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt und war nun eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie kam nimmer vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und nacht. Diese kam in derselben Stunde hinzu und pries den Herrn und redete von Ihm zu allen, welche auf die Erlösung Israels warteten. Und da sie alles nach dem Gesetz des Herrn vollendet hatten, kehrten sie nach Galiläa in ihre Vaterstadt Nazareth zurück. Das Kind aber wuchs, ward stark, war voll Weisheit, und die Gnade Gottes war in Ihm.

Warum verwunderten sich Maria und Joseph?

Nicht deswegen, als hätten sie von dem Greis Simeon etwas Neues über ihren Sohn gehört; denn sie kannten seine Bestimmung durch wiederholte Offenbarungen; sondern sie verwunderten sich und freuten sich von herzen, daß Gott die Geheimnisse des neugeborenen Heilandes dem Simeon und andern frommen Menschen so wunderbar geoffenbart hatte. – Freue auch du dich, wenn andere zur Erkenntnis der göttlichen Wahrheiten gelangten, ja sei ihnen nach Kräften dazu behilflich.

Wie ist Christus „vielen zum Fall und zur Auferstehung“ gesetzt?

Zum Fall gereicht die Menschwerdung Christi allen denen, welche von seinen Lehren und Gnaden entweder gar keinen oder einen schlechten Gebrauch machen, – jenen also, die von Ihm hören und doch nicht an Ihn glauben; die Ihn erkennen, und doch den Mut nicht haben, Ihn offen zu bekennen, oder die zwar glauben, aber nicht nach dem Glauben leben. Alle diese würden keine so große Sünde haben, wenn Christus nicht gekommen wäre und nicht gepredigt hätte, wenn sie von seiner Lehre und Gnade nichts gewußt hätten. (Joh. 15, 22) Ihr Fall, d h. ihre Verdammnis, ist also von ihnen selbst verschuldet. Zur Auferstehung aber, d. i. zum Heil und zur Seligkeit, ist Christus denen, welche an Ihn glauben, seine Lehre annehmen und derselben gemäß leben.

Was heißt: „Dieser ist zum Zeichen gesetzt, dem man widersprechen wird“?

Es war dies eine Weissagung, daß Jesus Christus – sein Leben, seine Lehren, Taten und Anstalten – der Gegenstand immerwährenden Widerspruchs von Seiten der fleischlichen und irdischen Weisheit und des weltlichen Lebens sein würden. Sie ging in Erfüllung durch die Lästerungen und Verfolgungen der Juden und Heiden und erwahrt sich (= bewahrheitet sich) immerdar durch die Ungläubigen aller Zeiten und durch jene Christen, welche, wie der heilige Bernhard sagt, durch ihre Hoffart seiner Demut, durch ihren Geiz seiner Armut, durch ihre Unmäßigkeit seinem Fasten, durch ihre Unzucht seiner Reinigkeit, durch ihre Trägheit seinem Eifer etc. widersprechen und Ihn, den sie mit dem Mund bekennen, durch ihre Taten verleugnen.

Was bedeutet der Ausdruck: „Deine Seele wird ein Schwert durchdringen“?

Daß Maria unaussprechliche Leiden werde erdulden müssen. Unter dem Bild eines Schwertes bezeichnet Simeon den herben Schmerz, der Mariens Mutterherz bei den Verfolgungen und Leiden ihres Sohnes, namentlich unter dem kreuz durchdringen würde. (Fest der sieben Schmerzen Mariä)

Übung.
Bist du eine Witwe, so lerne von Anna, welche beinahe ihr ganzes Leben im Tempel zugebracht, wie du Gott dienen sollst – nämlich durch Enthaltsamkeit, Eifer für die Ehre Gottes und Nächstenliebe, mit fasten und Beten; denn eine Witwe, welche nicht betet und in Wolllüsten lebt, ist lebendig tot. (1. Tim. 5, 6) Bist du Vater oder Mutter, so lerne, nicht bloß dafür zu sorgen, daß deine Kinder dem Körper nach wachsen, an Geschicklichkeit und zeitlichem Vermögen zunehmen, sondern vor allem dafür, daß sie durch gründliche Kenntnis der Religions-Wahrheiten, durch ein frommes und friedliches Leben an Gnade bei Gott und den Menschen immer mehr zunehmen mögen. O möchten auch wir alle wachsen und zunehmen jeden Tag in der Erkenntnis und Liebe Jesu Christi!

Gebet.
Beweg doch, o Jesus, Du neugeborener Heiland! Unsere Herzen zur Erfüllung deiner Lehre, damit Du uns zur Auferstehung und nicht zum Fall gereichest. Denn es wäre sonst besser, daß wir den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, als daß wir nach er Erkenntnis wieder abweichen von dem heiligen Gebot, das uns gegeben ist. (2. Petr. 2, 21) Amen.

Dieser Sonntag ist gewöhnlich auch der letzte Sonntag des bürgerlichen Jahres; daher ordnet die Kirche an diesem Sonntag feierliche Dankgebete für alle das Jahr hindurch von Gott empfangenen Wohltaten an. (Kirchliches Dankfest) –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 69 – S. 71

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