Heiliger Valentin Bischof von Passau

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

7. Januar

Der heilige Bischof kniet auf dem Boden, den Bischofsstab in der linken Hand und schaut in das Licht, dessen Strahlen von außen durch das Fenster auf sein Gesicht scheint

Heiliger Valentin Bischof von Passau und Apostel der Vintschgauer

Es war wahrscheinlich um die Mitte des fünften Jahrhunderts nach des Herrn Geburt, da stand auf einem Berg bei Passau, da wo sich die Straße nach Österreich zieht, ein Mann mit dem Reisestab in der Hand, einen Pilgerhut auf dem Rücken, und schaute mit Tränen in den Augen hinab in das schöne Tal, wo umgürtet von drei Flüssen das alte Batava, jetzt Passau lag. Lange richtete er seine Blicke auf die Gegend ringsum, und weinte bitterlich. Jetzt wirft er sich auf die Knie nieder, und mit zum Himmel erhobenen Händen flehte er zu Gott im heißen Gebet für die Bewohner der Stadt und Gegend. Nachdem er sein Gebet vollendet, zieht er traurig, aber doch Gott ergeben, seines Weges. Lebend sollte ihn die Stadt nicht mehr schauen, nur seine Gebeine sollte sie einst in ihrem Schoß bergen, und dann erkennen, was der heilige Bischof Valentin, denn dies war der Pilger, ihr einst gewesen, und wie gut er es mit ihren Bewohnern gemeint.

Der heilige Valentin kam nämlich (…) vom Eifer für die Ausbreitung des Reiches Christi getrieben, in die Gegend, wo die beiden Flüsse Inn und Donau sich vereinigen, um dort den anliegenden Bewohnern das heilige Evangelium zu verkünden. Es gab schon sehr viele Christen dort selbst, aber leider waren sie größtenteils von der Irrlehre des Arius angesteckt. Bereits hatte ihm der heilige Papst Leo der Große die heilige Sendung zum frommen Werk erteilt, und mit frischem Mut, flammend von heiliger Liebe zu Gott und den Menschen, begann er wie ein fleißiger Sämann auszustreuen den guten Samen des heiligen Wortes Gottes. Allein seine Worte fanden kein gutes Erdreich. Vergeblich war all seine Mühe, vergeblich schien auch zu sein all sein Flehen zu Gott um Gnade für die Seelen. Die Herzen blieben verstockt und er sah sich gezwungen, wieder nach Rom zu reisen, um dort vom heiligen Vater die Erlaubnis sich zu holen, anderwärts die Fahne des Kreuzes aufzupflanzen.

Der heilige Papst staunte über die schnelle Rückkehr des Heiligen; als er aber von ihm die Ursache vernahm, sprach er zu ihm: „Gehe hin, und verkündige die Lehre, halte an, es möge gelegen sein oder nicht; herrlich wird die Frucht deiner Mühen sein, wofern du es über dich gewinnst, auszuhalten und die Wildheit des lange widerstrebenden Volkes zu sänftigen. Sollte dir aber auch der Versuch mißlingen, so magst du mit meiner Erlaubnis und Vollmacht anderen Völkern ein Bote des Glaubens sein.“ Hierauf legte er ihm die Hände auf, erteilte ihm die bischöfliche Würde, und entließ ihn, gestärkt mit seinem heiligen Segen. Wie neu belebt kehrte Valentin nach Passau zurück, und mit frischer Kraft ließ er seine begeisterte Stimme erschallen. Allein auch diesmal war seine Mühe vergeblich, die Ketzer und Heiden wollten ihn nicht hören, ja sie mißhandelten ihn, und stießen ihn zur Stadt hinaus. Da war es, wo er Schmerz erfüllt, im Beginn über die Grenze zu ziehen, die unglückliche Stadt und Gegend betrachtete, und heiß zum Herrn um Gnade für deren Bewohner flehte. Ihn hatte Gott nicht bestimmt, hier das Kreuz zu pflanzen; er sollte dem heiligen Severin den Weg bahnen, der auserwählt war zu ernten, was Valentin hier mit Tränen gesät.

Schon wartete ein anderes Volk auf den betrübten Boten des Herrn. Dies waren die Schwaben, ein Teil der Bayern und Schweizer, damals Rhätier genannt, denen nun der Heilige das Wort vom Kreuz mit solchem Erfolg verkündete, daß Tausende der heiligen, katholischen Kirche einverleibt wurden. War früher groß die Betrübnis des Heiligen, um so größer jetzt seine Freude. Immer weiter und weiter drang er, mit dem Kreuz in der Hand, in die Gebirge der Schweiz, mit Staunen hörten ihn die Bewohner derselben. Vom Bündnerland aus wanderte er nach Tirol in das fruchtbare Vintschgau, auch Passayertal genannt, wo er mitten unter den zum Himmel strebenden Gebirgen das empfänglichste Erdreich fand. Mit kindlichem Vertrauen kamen ihm die einfachen Bewohner des schönen Tales entgegen, horchten heilsbegierig auf seine Worte, und bekannten freudig Christum, den Gekreuzigten. Zu Mais, unweit Meran, ließ er sich nieder, und mit Dank gegen Gott sah er, wie nach und nach eine reiche Saat frommer Seelen um ihn aufsproßte. Das schöne Beispiel, das er gab, die gewaltige Kraft seiner eindringlichen Worte und die Gnade Gottes, welche der Heilige Tag und Nacht vom Himmel herab flehte, erfaßte die Herzen, und zog sie zu Gott. Eine kleine, enge Zelle, die man heutzutage noch im Schloß Neuburg den Fremden unter dem Namen Valentins-Kammer zeigt, war seine Wohnung. Hier versenkte sich sein Geist in der Stille der Nacht in Gott, betend und flehend für das Heil der Seelen. Und wenn er dann hervor trat, leuchtend im Antlitz, und seinen Mund öffnete zur Predigt des heiligen Wortes, dann vermochte kein Herz ihm zu widerstehen. Da er allein die Arbeit am Heil so vieler Seelen nicht mehr vollbringen konnte, stiftete er eine Genossenschaft von Priestern, die ihn unterstützen mussten. Unter diesen frommen Priestern, die er wie ein Vater liebte, verlebte nun der Heilige, immer ohne Rast das unwissende Volk belehrend und zur Frömmigkeit ermunternd, seine noch übrigen Tage im Frieden, bis ihn endlich der Herr in hohem Alter am 7. Januar des Jahres 470 zu sich berief.

Seine Jünger begruben seine Leiche in der von ihm erbauten Kirche in Mais. Auf seinen apostolischen Reisen kam auch der heilige Korbinian dahin und bezeigte den Gebeinen des Heiligen die höchste Verehrung. Später erweiterte dieser heilige Glaubensprediger die Kirche, verlebte dort mehrere Jahre und wählte sich nach dem Tode diese Kirche zu seinem Begräbnisort. Als die wilden Langobarden Mais in ihre Gewalt bekamen, wurden die Gebeine des hl. Valentin nach Trient gebracht, und von da durch Herzog Tassilo von Bayern nach Passau zurück geführt. Mit jubelnder Freude empfingen die Bewohner dieser Stadt die Gebeine ihres heiligen Bischofs, dem sie in ihrer Blindheit so wehe getan. Nun erleuchtet vom Licht des heiligen Glaubens, das ihnen der heilige Bischof erflehte, erkannten sie mit Dank erfüllten Herzen, was er für sie getan und gelitten, und seit dieser Zeit haben Passaus Bewohner das Andenken an den heiligen Bischof nicht vergessen und ehren ihn als ihren und des ganzen Bistums Patron.
Er wird abgebildet in bischöflicher Kleidung. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, 1853, S. 57 – S. 59

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