Unterricht von den Fastnachts-Lustbarkeiten
Was ist unter den gewöhnlichen Fastnachts-Lustbarkeiten zu verstehen?
Unter Fastnachts-Lustbarkeiten sind zu verstehen nicht etwa kurze, ehrbare, mit dem Geist des Christentums übereinstimmende Freuden, sondern jene lärmenden, wilden, oft ganze Tage und Nächte dauernden Belustigungen, Tänze, Maskenbälle, Schwelgereien, die in den Tagen vor dem Aschermittwoch stattfinden.
Was ist von denselben zu halten?
Sie sind meistens unvereinbar mit dem Geist des Christentums. Das Christentum gebietet Selbstverleugnung, Beherrschung der Sinnlichkeit, Abtötung, Wachsamkeit, Liebe Gottes über alles, Wandel in seiner Gegenwart, Flucht vor der Gefahr, nützlichen Gebrauch der Zeit, Sorge für die Haushaltung etc. Werden nun nicht gerade bei diesen Anlässen alle sinnlichen Leidenschaften aufgeregt? Wird nicht dem Bauch gefrönt, übertriebener Aufwand gemacht, häufig die Gesundheit zerrüttet? Lehrt nicht die Erfahrung, daß diese Anlässe nie vorüber gehen, ohne daß Sünden der Unzucht und Trunkenheit begangen werden, Jammer und Elend über einzelne Menschen und Familien sich verbreiten? – Die Kirche will in diesen Tagen ihre Kinder zur Buße vorbereiten und erinnert deswegen heute an das Leiden Christi; und Katholiken, ihre Kinder, sollten, ohne ihre Mutter zu verleugnen, diese Vorbereitungstage in Saufgelagen und Lustbarkeiten hinbringen können, gleich als wollten sie sich für die kommendeFastenzeit zum voraus schadlos halten? Dürfen sich solche Christen Jünger Jesu, Kinder der Kirche nennen, die derartige Ausschweifungen von Anbeginn an stets verboten hat? Manche sagen: „Ich denke und tue nichts Böses dabei.“ Was denn? Gutes? Denkst du an Gott, dein Heil, deine Pflichten, an die dir drohenden Gefahren? Tut nicht schon Böses, wer nichts Gutes tut? Ehrst du Gott bei den Gelagen? Beweist du Ihm da deine Liebe? Tust du gute Werke? – Ach! Du verschwendest Zeit, Geld, Gesundheit, setzest dich schweren Gefahren aus, Ehre und Unschuld einzubüßen, und dies ist nicht Böses genug? Wie manche sind bei solchen Anlässen Zu Grunde gegangen, und dies sollte dich nicht belehren? Entschuldige dich nicht mit dem Bedürfnis nach Erholung. Sind jene Freuden, die die Seele verderben, die die Körperkräfte übermäßig in Anspruch nehmen, auch wirklich Erholungen zu nennen? Und fühlt man sich am folgenden Tage erholt? … Weg also mit der Teilnahme an solchen gefährlichen Lustbarkeiten! Deine Lust sei: Mit Christus arbeiten, kämpfen, leiden, damit du dich ewig mit Ihm erfreuen mögest im Reich des Vaters.
Was soll der Christ in den Fastnachtstagen tun?
1) Ziehe dich, lieber Christ, aus Liebe zu Gott und deinem leidenden Heiland, von all den geräuschvollen Lustbarkeiten zurück und widme deine freie Zeit dem Gebet und der Betrachtung.
2) Empfange das heilige Sakrament der Buße und die heilige Kommunion zur Sühne für alle Sünden, die dem göttlichen Heiland in diesen Tagen zugefügt werden.
3) Wo das vierzigstündige Gebet abgehalten wird, nimm fleißig Anteil daran und leiste Abbitte vor dem allerheiligsten Sakrament.
4) Verrichte irgend ein Bußwerk und opfere es in Vereinigung mit dem bitteren Leiden und Sterben Jesu Gott dem Allgerechten auf für deine und anderer Sünden.
5) Suche, so viel du kannst, auch andere von den bösen Fastnachts-Lustbarkeiten, vom Sündigen ab- und zu Zurückgezogenheit, Gebet und Bußübung anzuhalten. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 135 – S. 136