Heilige Scholastika Jungfrau Äbtissin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

10. Februar

Die hl. Scholastika im Gespräch mit ihrem Bruder, dem hl. Benedikt

Die heilige Scholastika Jungfrau Äbtissin

Die heilige Scholastika war eine Schwester des heiligen Benedikt, dessen frommes, zurückgezogenes Leben auf ihr noch unschuldiges Herz einen solchen Eindruck machte, daß sie freudig der Welt entsagte und ihre Jungfräulichkeit Gott weihte. Als sie hörte, daß ihr Bruder auf dem Berg Cassino in Italien ein Kloster gebaut habe, äußerte sie den Wunsch, ebenfalls mit mehreren gleichgesinnten Jungfrauen ein klösterliches Leben zu führen. Der fromme Bruder gewährte ihren Wunsch und sie stiftete dann ein Nonnenkloster fünf Meilen vom Berg Cassino entfernt. Als Oberin leitete sie mit aller Umsicht das Kloster und ging in Beobachtung der Regeln mit gutem Beispiel voran. Sie führte ein strenges Leben, und so voll der Liebe Gottes war ihr Herz, daß man ihre Reden nicht anhören konnte, ohne vom Verlangen nach gleicher Liebe ergriffen zu werden. Alle Jahre kam sie mit ihrem geliebten Bruder in einem Landhaus zusammen, das in einiger Entfernung vom Berg Cassino lag. –

Der heilige Benedikt hielt nämlich die Klosterregel, gemäß welcher niemals ein Weib die Klosterzellen betreten durfte, so genau, daß dies nicht einmal seiner leiblichen Schwester zugestand. Waren die heiligen Geschwister beisammen, so brachten sie die ganze Zeit in heiligen Gesprächen und im Lobe Gottes zu und teilten einander die gottseligen Empfindungen ihres Herzens mit.

Schnell verfloß ihnen die Zeit und mit heiliger Freude und dem erneuten Entschluss, Gott noch mehr zu lieben, ihm noch eifriger zu dienen, kehrten sie dann wieder in ihre Zellen zurück. –

Ihre letzte Zusammenkunft war von einem wunderbaren Ereignis begleitet. Der heilige Papst Gregor erzählt hiervon Folgendes:

Scholastika hatte wie gewöhnlich mit Psalmen-Gesang und heiligen Unterredungen den Tag mit ihrem Bruder zugebracht. Gott dankend genossen sie mit einander das einfache Abendessen. Der heiligen Scholastika war es recht bang um`s Herz; sie hatte eine Ahnung, als würde sie ihren geliebten Bruder das letzte Mal sehen. Es war ihr Angst auf die Stunde, wo sie sich von ihm trennen sollte. Sie bat ihn deshalb, er möchte seine Abreise auf den kommenden Morgen verschieben und die Nacht hindurch sich mit ihr über die Freuden des Himmels unterhalten. –

Der heilige Benedikt sagte zu ihr: „Meine Schwester, was verlangst du von mir? Außer der Zelle darf ich die Nacht hindurch nicht bleiben!“ Die Heilige, tief betrübt über die Weigerung ihres Bruders, legte ihr Haupt in die gefalteten Hände auf den Tisch, fing an bitterlich zu weinen und flehte zu Gott, daß er sich ihrer annehmen und den Bruder zurück halten möge. Es war ein schöner Abend, der Himmel war heiter und wolkenlos. Kaum hatte aber Scholastika ihr Gebet geendet, als sich plötzlich der Himmel verfinsterte und unter Donner und Blitz ein heftiger Platzregen herab stürzte, wodurch es dem heiligen Benedikt unmöglich wurde, das Haus zu verlassen. Klagend sprach er zur Schwester: „Möge dir Gott verzeihen, was du getan!“ Sie aber entgegnete ihm. „Ich habe von dir eine Gnade begehrt, du aber hast sie mir abgeschlagen. Ich habe zum Herrn meine Zuflucht genommen und der hat mich erhört. So tritt über die Schwelle, wenn du kannst, verlaß mich und kehre zum Kloster zurück.“ Benedikt, erstaunt über die Macht des Gebetes seiner lieben Schwester, blieb nun bei ihr.

Die ganze Nacht brachten sie wachend zu; von nichts anderem redeten sie von der Glückseligkeit der Heiligen im Himmel. Am frühen Morgen nahmen sie Abschied von einander. Hart war die Trennung der Schwester von ihrem Bruder; sie sollte ihn ja auf Erden nicht mehr sehen. Nach drei Tagen entschlief sie wirklich, umgeben von ihren Schwestern, sanft im Herrn. Der heilige Benedikt war um diese Zeit in seiner Zelle tief in Betrachtung versunken. Da sah er im Geiste die Seele seiner Schwester in Gestalt einer Taube in den Himmel sich empor schwingen. Dieser Anblick erfüllte ihn mit Freude; in Lobpreisungen Gottes ausbrechend brachte er die Nachricht seinen Brüdern, sandte dann einige von ihnen in das Kloster seiner Schwester, um ihren heiligen Leichnam zu holen, der er dann in das Grab senkte, welches er sich selbst bereitet hatte. –

Die heilige Scholastika starb im Jahre 543, sechzig Jahre alt. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 212 – S. 215

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