Unterricht für den 24. Sonntag nach Pfingsten

Jesus Christus der Gottmensch sitzt als Pantokrator und Weltenrichter, die ganze Schöpfung mit seinen durchbohrten Händen umfassend, in der Mitte, die Engel und Heiligen bei Ihm, die Gottlosen als Verdammte gerichtet

Unterricht für den vierundzwanzigsten und letzten Sonntag nach Pfingsten

Der Weltenrichter Christus

(Was hier folgt, wird jedesmal am letzten Sonntag nach Pfingsten gelesen, auch wenn mehr als vierundzwanzig Sonntage nach Pfingsten sind. Denn alsdann werden zwischen dem dreiundzwanzigsten und vierundzwanzigsten Sonntag die nach dem Fest der heiligen drei Könige übrig gebliebenen Sonntage eingeschaltet.)

Der Eingang der heiligen Messe ist wie am dreiundzwanzigsten Sonntag.

Gebet der Kirche.
Wir bitten Dich, o Herr! Erwecke die Herzen deiner Gläubigen, auf daß sie die Früchte deines göttlichen Erlösungs-Werkes williger zu erlangen suchen und deine geheimnisvollen, wirksamen Heilmittel von deiner Vaterhuld empfangen mögen; durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lesung aus dem Brief des hl. Apostels Paulus an die Kolosser. Kap. 1, Vers 9-14

Siehe: Kol. 1, 9-14

Erklärung und Anwendung.
Der hl. Paulus mahnt uns in diesen Worten, 1) unablässig zu beten für uns und unsere Mitmenschen, daß wir in der Erkenntnis Gottes und seines heiligen Willens wachsen und zunehmen an guten Werken; 2) zu bitten, daß wir geduldig und langmütig seien gegen unsere Feinde; 3) Gott freudig zu danken für alle Gnaden der Erlösung. Wer wollte nicht freudig diese Mahnung befolgen? Dank gegen Gott ist ebenso nötig als Wachstum im Guten. Bete:

O Herr, gib mir die Gnade, daß ich stets dankbar gegen Dich sei!

Evangelium nach dem hl. Matthäus. Kap. 24, Vers 15-35

Siehe: Matth. 24, 15-35

Welches ist der Inhalt dieses Evangeliums?

Jesus weissagt die Zerstörung Jerusalems, das Ende der Welt und das Weltgericht.

Was ist unter dem „Gräuel der Verwüstung“ zu verstehen?

Der Gräuel der Verwüstung, von dem Daniel (9, 27) und Christus reden, ist jene Entheiligung des Tempels, die zur Zeit der Zerstörung Jerusalems von den heidnischen Römern durch Raub, Mord, Brand und Aufrichtung ihrer Götzenbilder etc., etwa vierzig Jahre nach dem Tod Jesu auf die erschrecklichste Art vollbracht wurde. Während die jüdische Bevölkerung umkam, flüchteten sich die Christen, der Ermahnung Jesu folgend, über die Gebirge in die Stadt Pella.

Was wollte Jesus mit den Worten sagen: „Bittet, daß eure Flucht nicht im Winter oder am Sabbat geschehe“?

Damit wollte Jesus zeigen, wie groß die Gefahr sei, da man ihr im Winter wegen der schlechten Straßen, oder am Sabbat, wo man nur zweitausend Ellen oder Schritte gehen durfte, kaum würde entgehen können.

Was wollen die Worte bedeuten: „Alsdann wird eine große Trübsal sein etc.“?

Hiermit sagte Jesus die Schrecknisse und Gräuel bei der Zerstörung Jerusalems voraus, und sie sind wirklich eingetroffen. Beim Untergang Jerusalems geschahen Dinge, die ihresgleichen suchen in der Geschichte der Menschheit. Mit der Prophezeiung der Zerstörung Jerusalems verbindet aber der göttliche Heiland auch die von der Zerstörung der Welt, wo die Drangsale am größten sein werden, und von denen die Schrecken bei der Zerstörung Jerusalems nur ein Vorbild waren.

Welches waren und werden sein die „falschen Christus“?

Falsche Christus und falsche Propheten waren nach dem Zeugnis des Geschichtsschreibers Josephus, zur Zeit des jüdischen Krieges, Eleazar, Johannes, Simon etc., die unter dem Vorwand, den Juden zu helfen, sie nur in größeres Unglück stürzten; vor dem Ende der Welt aber wird es der Antichrist mit seinen Anhängern sein, den der hl. Paulus wegen seiner Bosheit und Grausamkeit den „Menschen der Sünde, den Sohn des Verderbens“ nennt, der sich aus Hoffart in den Tempel Gottes setzen und für Gott ausgeben, alle aber, die ihn nicht dafür anerkennen, töten lassen wird. (2. Thess. 2, 3) Und er wird es durch seine Pracht, seine Versprechen und falschen Wunderzeichen dahin bringen, daß nicht nur viele Juden, denen der arme und demütige Jesus zu gering war, ihn für den Messias halten, sondern auch viele Christen Jesum verleugnen und ihm anhangen werden. Ja die Frommen selbst ständen in Gefahr, von ihm verführt zu werden, wenn Gott nicht ihnen zu lieb diese Zeit abkürzen würde, wie Er die Tage der Trübsal zur Zeit der Zerstörung Jerusalems abgekürzt hat.

Was bedeuten die Worte: Wo ein Aas etc.“?

Diese sprichwörtliche Redensart bedeutet: Wo die Gottlosen, diese in geistige Fäulnis Übergegangenen, sind, dahin eilt auch die Strafe, um sie zu verzehren.

(Über das jüngste Gericht siehe am ersten Sonntag im Advent.)

Warum läßt die Kirche auch am Schluss des Kirchenjahres die Vorhersagung des jüngsten Gerichtes vorlesen?

Am Schluss des Kirchenjahres tut sie dies, weil mit dem Tag des Gerichtes das Reich Gottes in dieser Zeit vollendet und abgeschlossen sein wird.

Gebet.
O Herr Jesus Christus, wir danken Dir, daß du uns so väterlich unterweist, wie wir uns bei Verfolgungen und Trübsalen verhalten sollen; wir bitte Dich inständig, gib uns die Gnade, daß wir deiner heilsamen Lehre folgen, die Sünde allzeit fliehen, im Guten stets fortschreiten und nicht auf das Vergangene zurück schauen, außer mit herzlicher Reue. Behüte uns, o gütigster Heiland, vor dem schrecklichen Wehe, welches Du jenen androhst, die ihre guten Vorsätze und die Besserung ihres Lebens aufschieben. Amen. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 466 – S. 470

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