Unterricht für den zweiten Sonntag in der Fasten, „Reminiscere“ genannt.
Die Kirche ermuntert uns heute zur Buße im Hinblick auf die ewige Herrlichkeit, von welcher Jesus auf Tabor einige strahlen geoffenbart, und bittet daher im Eingang der heiligen Messe: „Gedenke, Herr! Deiner Erbarmungen und deiner Gnaden, die vom Anbeginn her sind. Laß fürder nicht unsere Feinde über uns herrschen. Erlöse uns, Gott Israels! Von allen unsern Drangsalen. Zu Dir, Herr! Habe ich erhoben meine Seele; mein Gott! Auf Dich vertraue ich; laß mich nicht zu Schanden werden.“ (Ps. 24) – Ehre sei dem Vater etc.
Gebet der Kirche.
O Gott, der Du siehst, daß uns alle Kraft mangelt, beschütze uns innerlich und äußerlich, damit wir am Leib vor allen Unfällen bewahrt und von bösen Gedanken im Gemüt gereinigt werden. Durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.
Lesung aus dem ersten Brief des hl. Apostels Paulus an die Thessalonicher. Kap. 4, Vers 1-7.
Brüder! Wir bitten und ermahnen euch im Herrn Jesu, daß ihr so, wie ihr von uns unterrichtet worden seid, zu wandeln und Gott zu gefallen, auch wirklich wandelt, damit ihr immer vollkommener werdet. Denn ihr wisset, welche Vorschriften ich euch gegeben habe durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung: daß ihr euch euch enthaltet von der Unzucht; daß ein jeder von euch seinen Körper in Heiligkeit und Ehre zu erhalten wisse, nicht in leidenschaftlicher Lust, wie auch die Heiden, die Gott nicht kennen; daß keiner übervorteile und seinen Bruder nicht überliste; denn der Herr ist Rächer von allem diesem, wie wir euch schon mündlich gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unlauterkeit, sondern zur Heiligung in Christo Jesu, unserm Herrn.
Erklärung und Anwendung.
Der hl. Paulus ermahnt uns, dem von Jugend auf empfangenen Unterricht gemäß gottgefällig zu wandeln und die Gelüste des Fleisches zu kreuzigen, alle Unzucht in Gedanken, Begierden, Worten und Handlungen, allen Betrug in Handel und Wandel abzulegen und nicht zu rasten, sondern ernstlich nach immer höherer Vollkommenheit zu streben. Möchten es doch alle bedenken, weil das der Wille des Herrn ist, der uns zur Heiligkeit berufen hat und alle Unzucht und Ungerechtigkeit strenge rächen wird!
Bete inbrünstig:
Verleihe mir, o Gott! Daß ich nicht bin wie die Heiden, die Dich nicht kennen, den irdischen und fleischlichen Gelüsten anhange, sondern meinem Beruf gemäß ehrbar, keusch und heilig lebe und meinen christlichen Namen mit guten Werken ziere. Amen.
Evangelium an dem hl. Matthäus. Kap. 17, Vers 1-9.
siehe Matth. 17, 1-9
Warum ist Christus auf dem Berg (Tabor) vor den Jüngern verklärt worden?
1) Um ihnen einen augenscheinlichen Beweis seiner Gottheit und göttlichen Sendung zu geben und sie
2) dadurch vor allen Zweifeln zu bewahren, wenn sie Ihn einstens auf dem Kalvarienberg würden sterben sehen; um
3) sie und mit ihnen alle Gläubigen im Hinblick auf die künftige Herrlichkeit zur Geduld in Kreuz und Leiden aufzumuntern;
4) um uns zu lehren, wie herrlich unsere Leiber einst von den Toten auferstehen werden. (1. Kor. 15, 52)
Warum hat Christus nur die drei Jünger mit sich genommen?
Weil sie die Standhaftesten unter den Zwölfen waren, und weil sie auch im Ölgarten Zeugen seiner Todesangst sein sollten, auf daß sie alsdann nicht kleinmütig würden, sondern die unter der Menschheit verborgene Gottheit erkennten.
Warum sind Moses und Elias dabei erschienen?
Weil der ganze alte Bund die Ankunft und das Leben des Messias geweissagt hatte. Es erschien also Moses, unter dem das Gesetz, und Elias, unter dem die Propheten verstanden werden, um Zeugnis zu geben, daß von Jesus das Gesetz und die Propheten geredet, daß also Er und kein anderer der Heiland der Welt sei.
Warum wollte Petrus auf dem Berg drei Hütten bauen?
Weil die übergroße Freude ihn der ruhigen Besinnung so beraubt hatte, daß er nicht mehr wußte, was er redete, und nicht daran dachte, daß der Mensch nur durch große Mühe zur Herrlichkeit des Himmels gelangen könne und daher eher um Beharrlichkeit im Kampf mit den Versuchungen der Welt, als um Verherrlichung bitten solle. – Hat den hl. Petrus ein Tropfen der himmlischen Süßigkeit so eingenommen, mein Gott! Was wird dann der Überfluss deines Hauses tun, in welchem Du deine Auserwählten mit Strömen von Freuden tränken wirst? (Ps. 35, 9)
Von wem kam und was bedeutet die Stimme: „Dieser ist mein geliebter Sohn; Ihn sollt ihr hören“?
Vom himmlischen Vater, der dadurch erklärte, daß Jesus sein wahrer Sohn, sein Gesandter an die Menschen sei, an den sich also alle wenden, an dem sie festhalten, dessen Lehren und Gebote sie annehmen und befolgen müssten, wenn sie Ihm wohl gefallen und selig werden wollten.
Warum hat Christus den Jüngern verboten, die Verklärung vor seiner Auferstehung zu offenbaren?
1, Weil die Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit noch nicht gekommen war;
2) damit die andern Jünger und alle Nachfolger Christi, wenn sie nach dem Tode und der Auferstehung von diese Begebenheit hörten, um so fester an Ihn glaubten;
3) um uns zu lehren, daß die göttliche Offenbarung nicht auf eigener Einsicht, sondern auf dem Glauben an das Zeugnis der Gesandten Gottes beruhe.
Übung.
Erinnere dich recht oft an die Freuden des Himmels, damit du um so leichter dich von dieser Welt los löst und ein heiliges Heimweh nach der Anschauung Gottes in dir nährst!
Gebet.
O Jesus! Du Lehrmeister aller Völker, der Du auf den Berg Tabor zu deiner wunderbaren Verklärung deine drei liebsten Jünger mit Dir genommen und sie einen Funken deiner himmlischen Glorie hast sehen lassen, wir bitten Dich in tiefster Demut, Du wollest uns die Gnade verleihen, daß die Betrachtung dieses hohen Geheimnisses uns nützlich und zur Seligkeit ersprießlich sein möge. Erleuchte unsern finsteren Verstand, damit er einsehe, daß keiner der ewigen Glorie teilhaftig werde, der nicht auf den Berg Tabor der Gottseligkeit hinauf steigt. Gib unserm schwachen Willen Stärke, damit er um des Himmelreiches und deiner Liebe willen keine mühselige Arbeit sich verdrießen lasse, sondern durch Trübsal, Kreuz und Leiden freudig und getrost dem ewigen Tabernakel zueile. Amen.
Ziehe uns, o Jesus! Durch die Betrachtung der himmlischen Freuden zu Dir hin, damit wir im geistlichen Streit nicht unterliegen, sondern durch deine Gnade überwinden und den unverwelklichen Siegeskranz erlangen. Amen.
Betrachtung.
Während der Nacht leidet Jesus unnennbaren Spott und große Qualen. – Und du wolltest von deinem Mitmenschen nichts ertragen? Bei jeder Widerrede in Zorn geraten? –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 159 – S. 162
Siehe auch den Beitrag: Das Fest Verklärung unseres Herrn Jesus Christus