Unterricht für den Sonntag Sexagesima

Der Osterkreis: Ein Band mit Ornamenten: In der Mitte das Lamm Gottes mit der Siegesfahne

Vorfastenzeit – Unterricht für den Sonntag Sexagesima

Die heilige Kirche, unsere Mutter, bekümmert wegen der Gefahren, denen ihre Kinder, die Christen, in diesen Tagen ausgesetzt sind, fleht im Eingang der heiligen Messe: „Erhebe Dich! was schläfst Du, Herr? Erhebe Dich und verwirf uns nicht auf immer! Warum wendest Du dein Angesicht und vergissest unsere Not und unsere Drangsal? An der Erde klebt unser Leib. Steh` auf! Herr, hilf uns und erlöse uns um deines Namens willen!“ (Ps. 43, 23-26) „O Gott! Mit unsern Ohren haben wir gehört; es haben unsere Väter uns erzählt – das Werk, so Du getan.“ (Ps. 43, 1)

Gebet der Kirche.
O Gott! Du siehst, daß all unser Tun keine Zuversicht gewährt; so laß uns denn bei Dir Gnade finden und durch die Fürbitte des Völkerlehrers vor allem Widerwärtigen bewahrt werden, durch unsern Herrn Jesum Christum. Amen.

Lesung aus dem zweiten Brief des hl. Apostels Paulus an die Korinther. Kap. 11, Vers 19-33 und Kap. 12, Vers 1-9.

siehe 2. Kor. 11, 19-33 u. 12, 1-9

Warum erzählt der hl. Paulus so rühmliche Dinge von sich?

Nicht aus Ruhmsucht, sondern zur Ehre Gottes, aus Liebe zu den Korinthern und zu ihrem Nutzen, da einige unter ihnen von gewissen falschen Aposteln sich betrügen, um ihr Vermögen und um ihren Glauben bringen ließen. Dies zu verhindern und die Hindernisse, welche durch jene falschen Apostel der Ausbreitung des Evangeliums in den Weg gelegt wurden, weg zu räumen, sich und seinen Predigten das gebührende Ansehen zu sichern, sah er sich genötigt, das, was Gott ihm erwiesen, und was er für Gott getan hatte, zu offenbaren. Hierdurch lehrt er uns, wo die Pflicht es gebietet, unsere Unschuld zu verteidigen.

Was ist der „Stachel des Fleisches“ oder der „Engel des Satans“, von dem der Apostel spricht?

Nach der Auslegung der heiligen Väter sind darunter zu verstehen die Versuchungen des Fleisches und unreiner Begierlichkeiten, durch welche Paulus geprüft und in der Demut erhalten wurde, die er aber leicht überwand durch die Gnade Gottes, deren Kraft sich am stärksten bei der Schwachheit des Menschen offenbart.

Übung.
Werde in Versuchungen nie zaghaft, sondern erinnere dich der Worte: „Meine Gnade genügt dir“, oder: „Ich kann alles in dem, der mich stärkt“ und bete:

Gib mir, o Gott! daß ich nach dem Beispiel des hl. Paulus, der so viel für Dich getan und gelitten hat, mich ebenfalls für das Gute bemühe, mit deiner Gnade bei aller Trübsal, Widerwärtigkeit und Versuchung in allen guten Werken mich übe und nur deine Ehre suche. Amen.

Evangelium nach dem hl. Lukas. Kap. 8, Vers 4-15.

siehe Lukas 8, 4-15

Warum wird das Wort Gottes mit dem Samen verglichen?

Weil wie aus dem guten Samen gute Früchte, so aus dem Wort Gottes die guten Werke entstehen; und weil der Mensch ebenso wenig Früchte des Geistes (Gal. 5, 22) hervor bringen kann ohne den Samen des göttlichen Wortes, als ein unbesäter Acker Früchte trägt. Deswegen sagt der hl. Augustinus, daß dem Menschen das Wort Gottes ebenso notwendig sei, als selbst der Leib Christi.

Warum hat Christus bei diesem Gleichnis ausgerufen: „Wer Ohren hat zu hören, der höre“?

Um die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Lehre, die Er durch dieses Gleichnis erteilen wollte, anzuzeigen und seine Zuhörer zur Aufmerksamkeit und zum nachdenken über dasselbe zu ermuntern. Denn gewiß hängt unsere Seligkeit davon ab, ob wir das Wort Gottes anhören und in uns wirksam sein lassen oder nicht.

Woher kommt denn das viele Unkraut, da doch der Same des göttlichen Wortes so häufig ausgestreut wird?

Dies kommt, wie das Gleichnis sagt, daher, daß dieser göttliche Same bald auf den Weg, bald auf Felsen, bald unter die Dornen, selten auf gutes Erdreich fällt, d.i. die Menschen, die das Wort Gottes anhören, sind bald wie ein offener Weg, wenn nämlich wegen der Lauigkeit, Nachlässigkeit, Leichtsinn oder oder zu großer Anhänglichkeit an Irdisches in ihrem Geist allerlei zerstreute Gedanken hin- und hergehen und den göttlichen Samen zertreten oder den Vögeln gleich auffressen; bald sind sie wie Felsen, indem sie durch Hochmut, Unzucht, Zorn und andere Leidenschaften und böse Gewohnheiten ganz verhärtet und verstockt sind, so daß der Same des göttlichen Wortes nicht Wurzeln fassen kann. Sie fallen daher bei der nächsten Gelegenheit und geringsten Versuchung wieder. Bald sind sie mit Dornen sinnlicher Begierden, zeitlicher Sorgen und des immer währenden Verlangens nach Reichtümern so überwachsen, daß, wenn sie auch den Samen des göttlichen Wortes empfangen, derselbe doch nicht aufwachsen und Frucht bringen kann, weil jene Sorgen und Begierden den, der sein Herz ihnen hingibt, immer beunruhigen, ihm keine Zeit lassen, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, und dadurch ihn hindern, das, was er in der Predigt hört, zu behalten und darüber nachzudenken.

Wodurch kann man sich der zerstreuenden Sorgen bei Anhörung des Wortes Gottes entschlagen?

Durch das feste Vertrauen, daß, während wir in der Kirche sind und Gott dienen, Er unser Haus und unsere Güter bewahren werde, wie Er solches (2. Mos. 34, 24) versprochen hat. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 125 – S. 128

Weitere Beiträge zum Kirchenjahr

Heiliger Silvinus Bischof und Missionar
Die Weise die heilige Messe zu hören