Die Weltreise ULF von Fatima 1947-1951
Teil 2
Weltreise – Die Reise ULF von Fatima durch Europa
Gleich nach der Weihe verließ die Statue Fatima auf der von Pilgern überfüllten Straße. Obwohl in Vila Nova noch nichts bekannt gegeben war, fand dort schon ein begeisterter Empfang statt. In Freixeanda, wo die Nacht verbracht wurde, hält das ganze Dorf die Ehrenwache.
Durch mehrere Orte führt der Weg zur Grenzstation von Marvão. Überall werden Blumen gestreut; die Straßen sind reich geschmückt und von Menschen überfüllt, um die durchziehende Königin zu grüßen. Es war eine rasche Reise, und doch, wie viele Wunder geschahen dabei! Ein Ungläubiger z. B. hatte seiner Frau und seinen Kindern verboten, zum Festtag zu gehen. Er selbst steht da am Weg, die Zigarre im Mund, den Hut auf dem Kopf, die Hände auf dem Rücken. Er will durch diese Haltung so recht zeigen, wie er all das verachtet. Gerade als die Statue an ihm vorbei zieht, hat er das Gefühl, als ob ei Rosenkranz ihm in die Hand gleite. Er dreht sich um, niemand war in seiner Nähe. Er glaubt, es sei Einbildung. Aber der merkwürdige Eindruck bleibt. Er eilt nach Hause, holt Frau und Kinder, führt sie zum Festzug und in die Kirche und versöhnt sich mit Gott.
Wunder in Portugal
In einer anderen Stadt (Portalegre) war die Inhaberin eines öffentlichen Hauses seit einigen Monaten erblindet. Sie verspricht der heiligen Jungfrau, ihr Leben zu ändern, wenn sie ihr Heilung schenken würde. Die Blinde wagt aber nicht, sich während der heiligen Messe nach vorn zu den anderen Kranken zu begeben. Aus dem Hintergrund stimmt sie in die Lobrufe auf das allerheiligste Sakrament ein und betet immer wieder: „Gib, daß ich sehend werde!“ Plötzlich hört man sie rufen: „O wie schön ist sie, wie weiß! Und diese Krone!“ und sie sinkt weinend in die Knie.
Sie hat nicht mehr die Kraft aufzustehen. Man führt sie nach Hause. Jetzt hat sie nur noch einen Wunsch: ein Leben der Buße in einem Kloster zu führen. Auch die sechs Frauen, die bei ihr wohnen, wollen ihr Leben ändern. – Man tut sich zusammen, um ihnen Reise und Aufenthalt in einem Exerzitien-Haus zu bezahlen. Ihr Haus wird geschlossen. Eine Dame, die für die Frauen mehr geopfert hatte, als sie könnte, gerät in Geldschwierigkeiten. Durch einen Lotterie-Gewinn erhält sie genau die Summe zurück, die sie für das Heil dieser Seelen gespendet hatte.
Ähnliche Wunder geschehen überall da, wo die Statue vorüber zieht. Von jedem Ort könnten wir solche Begebenheiten erzählen.
In Marvão wird die Madonna von einer unzähligen Menschenmenge, von der Geistlichkeit und der Ortsbehörde empfangen. Die schönsten Blumen schmücken die Grenzlinie zwischen Portugal und Spanien. Wenn durch Marias Vermittlung doch bald alle Grenzen in Blumenstraßen verwandelt würden!
Spanien grüßt ULF von Fatima
An der spanischen Grenze grüßt ein Triumphbogen mit der Inschrift: „Spanien dir zu Füßen!“ Als die spanischen Träger die Statue von den Portugiesen übernehmen, bricht unendlicher Jubel aus und Tränen fließen bei den Zurückbleibenden, als das Auto mit der Statue um eine Wegbiegung entschwindet.
Valencia de Alcántara, Cárares, Placencia, Salamanca (noch nie hatte diese Stadt soviel Volk beisammen gesehen!), Valladolid! (Unvorstellbarer Triumph; mehr als hunderttausend Menschen.)
In Palencia nimmt der Bischof, welcher soeben von einem Marianischen Kongress in Ottawa (Kanada) zurückgekehrt ist, die Statue entgegen. In Burgos setzt man sie auf einen silbernen Wagen, der sonst nur bei Prozessionen mit dem Allerheiligsten verwendet wird. Dort muss die Madonna auf Wunsch der Soldaten die Kasernen besuchen. Vor ihr her tanzen Hirten zum Klang ihrer Flöten durch die Straßen.
In Pamplona bereiten ihr die Kinder eine herrliche Feier. Die Karmeliterinnen haben Erlaubnis, vom Fenster aus der Prozession zuzusehen. Vitoria, Bilbao (200000 Gläubige jubeln ihr zu). In einem kleinen Dorf kommt ihr ein Reiterzug entgegen.
In Loyola empfangen die Jesuitenpatres Unsere Liebe Frau in einer dem Reichtum ihres Heiligtums entsprechenden Weise. Beim Einzug in San Sebastián holen 4000 Radfahrer den Wagen der Madonna ab und 25000 Männer folgen ihm. Die ganze Nacht hindurch werden Messen gelesen und 8000 Kommunionen ausgeteilt. Am Morgen wird das Messopfer im Freien gefeiert, 600 Kranke nehmen daran teil, Heilungen und Bekehrungen werden berichtet.
In ganz Spanien legten die „Alcalden“ (Bürgermeister) ihren Stab, das Zeichen ihrer Autorität, vor der Madonna nieder. Alle 200 Meter präsentierte die „Guardia Civil“ die Waffen. Die Bischöfe empfingen die Statue an der Grenze ihrer Diözesen und übergaben sie dem Bischof der nächsten. Theater und Kinos waren während des Aufenthaltes UnsererLieben Frau geschlossen. Überall ruhte die Arbeit. Die Zeitungen widmeten dem Ereignis lange Spalten.
An der spanisch-französischen Grenze
Seit elf Jahren ist die Grenze geschlossen; wie wird sich der Übergang vollziehen? An der internationalen Brücke richtet Msgr. Ballester, Bischof von Vitoria, eine Ansprache an die ungezählten Spanier, die hier von der Mutter Gottes Abschied nehmen.
Inmitten eines prächtigen Zuges betritt der Bischof die Brücke (auf der spanischen Seite ist sie mit Blumen geschmückt) und geht bis zu dem weißen Strich, der früher nichts anderes war als eine einfache Verwaltungs-Grenze, jetzt aber zu einer „feindlichen Scheidewand“ (Paulus, Eph. 2,14-15) geworden war. Msgr. Ballester und Msgr. Terrier, Bischof von Bayonne, geben sich den Friedenskuss, und die weiße Statue geht von den Schultern der großen spanischen Würdenträger auf die der früheren französischen Frontkämpfer über. So überschritt Unsere Liebe Frau von Fatima am 18. Juni 1947 auf der Brücke von Hendaye die so lange verschlossene Grenze.
Zum ersten Mal seit elf Jahren erlaubte die Polizei beider Länder den Aufenthalt auf der Brücke. Man gab sich die Hand, man umarmte sich, man sang die gleichen Lieder in der gleichen Sprache, denn dort wird beiderseits der Grenze, in San Sebastian und St-Jean de Lug, das Baskische gesprochen. Man fühlt, welche Brüderlichkeit die zwei Nationen verbindet, die durch die Politik in zwei feindliche Völker getrennt worden sind und doch die gleiche himmlische Mutter haben!
Nur wenige Tage nachher wurde die ganze Grenze von Hendaye bis Port-Bou geöffnet; die Mutter war voraus gegangen, jetzt sollten die Kinder folgen. Hat sie damit nicht schon den Erwartungen entsprochen, und die Verbrüderung der Völker, die moralische Abrüstung verwirklicht, die die Grundbedingungen des Friedens sind?
Durch Frankreich und die Benelux-Länder
Auch hier durchzieht die Statue unter begeisterten Kundgebungen Städte und Dörfer. Am 3. Juli kommt sie nach Lourdes und trifft dort auf eine Gruppe von dreihundert Portugiesen, die von Rom kommen, wo sie der Heiligsprechung des hl. Johannes von Britto beiwohnten. Die Statue wird in feierlicher Prozession nach der Grotte getragen. Nachts, nach der Lichterprozession, predigt Kanonikus Barthas über die Himmelsbotschaft Mariens und ihre Bedeutung für den Frieden vor dem Bischof von Nancy und 20000 Pilgern aus sieben verschiedenen Nationen.
Von da geht die Fahrt weiter durch verschiedene französische Provinzen und erreicht am 2. August die belgische Grenze.
Salutschüsse begrüßen die Statue in Tournai, der dortige Bischof empfängt sie. Sogar in kommunistischen Städten, wie in Charleroi, feiert alles die durchziehende Himmelskönigin. Im Kohlegebiet wird die Statue in ein Bergwerk getragen. Der Bergmann, der im Gewirr der Stollen den Weg weist, erklärt: „Nicht für 100000 Franken würde ich dieses Amt abtreten!“
Am 1. September beginnt die Fahrt durch Holland; auch hier wird die Statue von den Bischöfen und der Bevölkerung aufs herzlichste begrüßt. Sie soll bei dem marianischen Kongress in Maastricht aufgestellt werden. Gerade zur Zeit dieses Kongresses, während die Vertreter der drei Länder dort für den Frieden beten, schließen Belgien, Holland und Luxemburg den sogenannten Benelux-Vertrag, der die wirtschaftlichen Grenzen dieser Staaten zu lockern sucht.
An der belgisch-holländischen Grenze errichtet man ein Kapellchen zur Erinnerung an sie, die die Hoffnung der Völker ist.
Im Großherzogtum Luxemburg wollen alle Pfarreien die Statue empfangen und feiern. Von den 250000 Einwohnern empfangen Hunderttausend die heilige Kommunion zu Ehren der Mutter Gottes. Auf einer Anhöhe bei Wiltz wird ein Denkmal ihr zu Ehren errichtet, und zum Erstaunen des Ortspfarrers beteiligen sich die Kommunisten wie alle andern an den Feierlichkeiten.
Auf einem Soldaten-Friedhof, wo 8000 amerikanische Soldaten beigesetzt sind, findet eine ergreifende Feier statt. In Pétange, am linken Moselufer, hält man sich lange auf, um der deutschen Bevölkerung am jenseitigen Ufer die Möglichkeit zu geben, die Madonna zu begrüßen und zu verehren.
Am 15. Oktober wird die Statue in Paris erwartet. Der allgemeine Verkehrsstreik verhindert ihre pünktliche Ankunft nicht. Die dortigen Portugiesen und die Russen (auch die Orthodoxen) empfangen sie vor Notre-Dame, am Tag darauf zieht sie in der russisch-unierten Kirche ein. Von dort geht es nochmals nach Belgien zurück in die Diözese Mecheln. Zuerst nach Löwen, dann nach Brüssel. Überall geschehen unerwartete Bekehrungen. Die Zeitungen sprechen von einer religiösen Bewegung, größer als zur Zeit der Kreuzzüge. Am 21. Oktober sind in Brüssel alle Straßen geschmückt und von einer betenden Menge überfüllt. 50000 Mitglieder der katholischen Arbeiterjugend weihen sich dem Unbefleckten Herzen.
Im November wird die Statue in Antwerpen auf der Ribeira Grande zur Rückfahrt nach Portugal eingeschifft. In der Stadt Porto ist die Begeisterung so groß, daß sie heimlich nachts an Bord zurückgebracht werden musste, denn man wollte sie nicht mehr ziehen lassen. Am 4. März kommt sie glücklich wieder in der Cova da Iria an.
Von allen Seiten kommen Briefe, die den Besuch Mariens erbitten. Wird die Fahrt zunächst nach Portugiesisch-Afrika gehen oder nach Deutschland, nach Indien oder nach Argentinien? Die Vorsehung wird entscheiden. Aus der geplanten Europareise wird eine Weltfahrt. Wir können darüber nur einen allgemeinen Überblick geben… (siehe die weiteren Beiträge, u. a. Das Taubenwunder) –
aus: C. Barthas, Fatima Ein Wunder des zwanzigsten Jahrhunderts 1960, S. 227 – S. 231