Die Geschichte der Päpste Eine Zeitreise
Die Statthalter Jesu Christi auf Erden
Geschichte der römischen Päpste vom heiligen Petrus bis Papst Pius XII.
Teil 3: Vom Jahr 715 bis zum Jahr 964
Die Päpste werden unabhängige Fürsten 715-858
Weisheit und Großmut auf dem Heiligen Stuhl
Die fast sechzehnjährige Regierung des heiligen Gregor II.
Hl. Gregor II. 715-731
Die Päpste und die Franken
Der heilige Papst Gregor II. hat dem Heiligen Stuhl ein erhöhtes Ansehen gegeben. Seine Weisheit und Großmut besiegten alle Herzen, so daß auch der herrschsüchtige Langobardenkönig Luitprand nicht widerstehen konnte. Von Rom kamen die Missionare nach England und Deutschland und erfüllten die Völker mit Liebe und Verehrung gegen den Heiligen Stuhl und gegen die Männer, die ihn zierten. Besonders war aber der heilige Missionar Bonifatius eine geistige Macht geworden, durch welche die Päpste auf die ehemals wilden und heidnischen Völker einwirken konnten. Die einst getrennten und feindlichen Stämme unseres Vaterlandes einigten sich durch das sanfte Band der Religion. Auf sie konnten von jetzt an die Päpste rechnen.Zu eben dieser Zeit saß im Land der Franken ein schwaches Herrschergeschlecht auf dem Thron, das Geschlecht der Merowinger. Das durch das Christentum verjüngte Volk hatte diese unfähigen Fürsten satt. Des Volkes Blicke richteten sich auf die tatkräftige Familie der Karolinger.
Als nun Pippin mit dem Beinamen „der Kurze“ vom Adel einstimmig zum König der Franken gewählt war, sandte er den Bischof Burchard von Würzburg nach Rom an den Papst Zacharias den zweiten Nachfolger des heiligen Gregor II. mit der Frage:
„Ist es besser, daß derjenige König sei und heiße, der alle Gewalt in Händen hat und dem alle Reichsgeschäfte obliegen, als derjenige, der nur den Namen König führt?“ Der heilige Papst Zacharias antwortete: „Es scheint besser und nützlicher, daß jener König heiße und sei, der alle Gewalt in der Regierung hat.“ Als die Gesandten mit dieser Antwort heim kehrten, bestieg Pippin unangefochten den fränkischen Thron. In dieser Antwort des Papstes liegt gewiß nichts von päpstlicher Herrschsucht. Wir werden sehen, daß zwischen den Nachfolgern des heiligen Petrus und den Karolingern, das beste Einvernehmen herrschte. Kräftige Fürsten, die für das Wohl ihrer Völker sorgen und ihre Grenzen nicht überschreiten, haben die Päpste nie gefürchtet. Kaiser Konstantin war ein Regent, wie die Geschichte wenige kennt. Auch Theodosius der Große sucht seinesgleichen. Man liest aber nirgends, daß die römischen Päpste solche Fürsten in der Ausübung ihres Amtes jemals gehindert hätten. Mit dieser Erfahrung bereichert fahren wir in unserer Papstgeschichte weiter.
Hl. Gregor III. 731-741
Hl. Zacharias 741-752
Stephanus II. 752
Hl. Stephanus III. 752-757
Hl. Paul I. 757-767
Stephanus IV. 768-772
Die Kaiserkrönung
Der Germanenfürst Odoaker hatte im Jahre 476 dem letzten römischen Kaiser Romulus die Krone vom Haupt genommen und dem weströmischen Reich ein Ende gemacht. Seit jener Zeit sah Rom nicht mehr oft einen Kaiser innerhalb seiner Mauern. Wir werden sehen, daß das Papsttum mächtige weltliche Herrscher, die sich vom Geist des Christentums leiten und durchdringen lassen, durchaus nicht scheut, sondern liebt; denn eine starke christliche Regierung begründet das Wohl der Völker, das den Stellvertretern Christi besonders am Herzen liegt. Jener Mann, der das große Ereignis des Wiedererstehens des römischen Reiches einleitete, war groß als König und Papst und würdig, der Freund des größten Mannes jener Zeit, Karls des Großen, zu sein.
Hadrian I. 772-795
Hl. Leo III. 795-816
Friede zwischen Kirche und Reich
Zwei große Männer, der heilige Papst Leo und Kaiser Karl, hatten den Schauplatz der Welt verlassen. Der letztere fand einen Nachfolger, der seine Stelle vollkommen ausfüllte; denn auch Ludwig, der Nachfolger Karls, war ein Fürst von zarter Frömmigkeit und heiliger Begeisterung für die Kirche und das Wohl der Völker.
Unter den Augen des heiligen Papstes Leo wuchs in Rom der Sohn eines römischen Bürgers heran, der das ganze Vertrauen des heiligen Vaters besaß. Er erhielt von ihm die Weihen des Subdiakonates und später des Diakoniates und zeichnete sich durch Tugend und Frömmigkeit so aus, daß er als der heilige Stephan V. gewählt wurde.
Hl Stephan V. 816-817
Hl. Paschalis I. 817-824
Eugen II. 824-827
Valentin 827
Gregor IV. 828-844
Sergius II. 844-847
Hl. Leo IV. 847-855
Benedikt III. 855-858
Schlusswort
Wir kennen nun jene fünfzehn Päpste, die dem heiligen Gregor II. auf dem päpstlichen Stuhl nachfolgten und die Freiheit und Unabhängigkeit des Papsttums unter dem besonderen Schutz Gottes erkämpften. Seitdem die weltliche Gewalt sich nicht mehr in die Papstwahlen mischte, gingen sie fast durchweg ohne Störung vor sich. Und welche Männer gingen aus den freien Wahlen hervor: Der heilige Zacharias, Hadrian I., der heilige Leo III. und heilige Leo IV., Sergius II., Benedikt III. Tadellos war ihr Wandel; der Eifer für die Kirche und für das Wohl ihrer Untertanen beseelte sie.
Frei vom Ehrgeiz haben die Päpste das deutsche Kaisertum geschaffen, um dem Abendland einen starken Mittelpunkt zu geben. In die Hand der deutschen Kaiser haben sie vertrauensvoll das Schutzrecht der Kirche gelegt; freilich haben manche dieser Fürsten ihren schönen Beruf, Beschützer des Reiches Gottes auf Erden zu sein, zum Teil schlecht erfüllt. Getrieben vom Ehrgeiz, wollten sie nicht selten die Päpste zu Werkzeugen ihrer Pläne mißbrauchen und störten dadurch die Einheit zwischen den beiden Gewalten. Die Päpste achteten jederzeit das weltliche Kaisertum; denn sie waren dessen Schöpfer, allein die Kaiser wollten nicht selten ein freies Papsttum nicht ertragen.
Damit scheiden wir vom heiligen Gregor II. und seinen Nachfolgern, um jene traurige Zeit zu beschreiben, in der die Stellvertreter Christi durch gewissenlose Adelsparteien in Rom viel zu leiden hatten.
Das Fundament des Heiligen Stuhles ist Christus 858-964
Hl. Nikolaus I. der Große 858-867
Abfall des Morgenlandes von der Kirche
siehe den Beitrag: Photius und der Abfall von der Kirche
Das Abendland
Siehe dazu den Beitrag: Der heilige Papst Nikolaus I. der Große
Die Missionen
Die an Kämpfen und sorgen reiche Regierung des heiligen Papstes war aber auch nicht ohne Freude und Trost. Der katholische Glaube wurde im Norden von Europa überall verkündet. Zwei griechische Missionare, Methodius und Cyrillus, empfingen aus der Hand des großen Papstes die heiligen Weihen und trugen das Licht des Evangeliums zu den slawischen Völkern. Den ehrwürdigen greisen Missionar Ansgar, den Apostel der Dänen, unterstützte der heilige Papst ebenfalls in seinem schweren Amt. Nach mühevoller, aber segensreicher 34jähriger Tätigkeit starb Bischof Ansgar in einem Alter von 64 Jahren im Februar des Jahres 865. Der heilige Ansgar war für das neunte Jahrhundert, was der heilige Bonifatius für das achte gewesen war. Er heißt darum mit Recht der Apostel des Nordens.
Das freudenreichste Ereignis für den heiligen Papst war die Bekehrung der Bulgaren.
zum gesamten Beitrag: Bekehrung der Bulgaren
Der Vater der Armen
Ein Greis von fünfundsiebzig Jahren bestieg nach dem Tode des heiligen Nikolaus den päpstlichen Stuhl und behielt ihn fünf Jahre. Es ist dies Papst Hadrian II.
Hadrian II. 867-872
Ein Kaiserwort
„Wer gegen die Versammlung etwas vorzubringen hat, der möge es sagen, solange sie noch da ist. Sobald sie sich aufgelöst hat, findet niemand mehr Gnade vor mir, mag er was immer für eine Stellung einnehmen.“ So sprach im Jahre 870 Kaiser Baslilius vor den Vätern der allgemeinen Kirchenversammlung in Konstantinopel, wie wir in der Lebensgeschichte des Papstes Hadrian gehört haben. Im Leben seiner Nachfolger werden wir erfahren, wie der griechische Kaiser sein so feierlich gegebenes Wort gehalten hat.
Johann VIII. 872-882
Marinus I. 882-884
Hl. Hadrian III. 884-885
Stephan VI. 885-891
Formosus 891-896
Eiserne Jahrhundert
Im Morgenland dauerten die seit Photius bestehenden trüben Zustände noch immer fort. Die Patriarchen von Konstantinopel waren ohne Ansehen, meist Werkzeuge in der Hand der Kaiser, die nicht selten ihre Verwandten zu hohen kirchlichen Ämtern beförderten. Die ausschweifenden Sitten des Hofes kamen dadurch auch auf den Patriarchen-Stuhl.
Nicht viel besser sah im Abendland aus. Die schwachen Nachfolger Karls des Großen waren gestorben und hinterließen eine grenzenlose Unordnung. Die deutschen Herzöge hatten eine ungewöhnliche Macht erlangt und strebten danach, ihren Einfluß noch weiter auszudehnen. Die Streitigkeiten und Unordnungen gingen nicht aus, bis es endlich den tüchtigen Kaisern aus dem sächsischen Hause, besonders Heinrich I. und Otto dem Großen gelang, wieder Ordnung und Ruhe herzustellen. Die benachbarten Völker, die Normannen und Ungarn, benützten die Verwirrung im Inneren des Reiches, fielen verheerend in das Land ein, raubten und plünderten, bis endlich die letzteren auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahre 955 eine solche Niederlage erlitten, daß sie für immer Deutschland in Ruhe ließen.
Am traurigsten sah es in Italien aus, wo sich beständig mehrere Parteien um die Kaiserkrone stritten, während die Sarazenen die schrecklichsten Verwüstungen anrichteten. Die Bistümer waren ohne Bischöfe, die Klöster ohne Äbte. Am schwersten empfand das Unglück die Zeit der Papst.
Doch es wird sich zeigen, daß die wohltätige Wirkung des Papsttums selbst in dieser traurigen Zeit zum Guten führte und daß auch das „eiserne Jahrhundert“ nicht ohne Tugend und sittliche Größe gewesen ist. Die christliche Bildung hatte einen schweren Kampf zu bestehen, aber sie bestand ihn mit Mut. Kaiser Otto der Große begann in Deutschland die Verbesserung: Klöster entstanden wieder und wurden die Heimstätten der Bildung, der Wissenschaft und Heiligkeit. Was aber besonders denkwürdig und fast ein Wunder ist: Der heilige katholische Glaube blieb unverändert und unverfälscht, und die Mehrzahl gerade der Völker, die Europa bisher in Schrecken gesetzt hatten, nahm ihn an.
Beim Ableben des Papstes Formosus, am 4. April des Jahres 896, stritten sich in Italien drei Parteien. Die ersten hielten zum deutschen Kaiser Arnulf, dem sie auf Befehl des verstorbenen Papstes Treue geschworen hatten. Die zweiten waren italienisch gesinnt, aber selbst wieder uneinig; die einen hingen Berengar, die anderen dem König Lampert an. So begann denn mit dem Tode des Papstes Formosus eine Zeit der tiefsten Erniedrigung für den päpstlichen Stuhl, wie man es weder früher noch später je erlebt hat. In der kurzen Zeit von acht Jahren vom Jahr 896-904 regierten neun Päpste.
Bonifaz VI. 896
Stephan VII. 896-897
Romanus 897
Theodor II. 897
Johann IX. 898-900
Benedikt IV. 900-903
Leo V. 903
Christophorus 903-904
Sergius III. 904-911
Anastasius 911-913
Lando 913-914
Johann X. 914-928
Leo VI. 928
Stephan VIII. 929-931
Johann XI. 931-936
Leo VII. 936-939
Stephan IX. 939-942
Marinus II. 942-946
Agapet II. 946-955
Schlusswort
Von dem Tage an, da der heilige Nikolaus I. den päpstlichen Stuhl bestieg, bis zum Tode Johannes XII. sind etwas über 105 Jahre verflossen und haben siebenundzwanzig Päpste regiert. Ruhmvoll hat der heilige Nikolaus diesen Zeitabschnitt begonnen. Aber nach dem Tod seines würdigen Nachfolgers, des heiligen Hadrian, gelang es kirchenfeindlichen Machthabern, den Stuhl des heiligen Apostel Petrus zu erniedrigen. Bei der Wahl der Stellvertreter Christi sah man nicht mehr darauf, wer die Rechte der Kirche Jesu Christi am besten beförderte, sondern welcher Partei einer angehörte.
Dennoch haben wir an der Hand der Geschichte gesehen, daß den Feinden ihr böses Unternehmen nicht gut gelungen ist. Kerker und Gift mussten angewendet werden, um gut gesinnte, für das Wohl der Kirche eifrige Päpste wegzuräumen.
Es zeigt von großem Unverstand, wenn man darüber jubelt, daß es im Laufe der Jahrhunderte glückte, einige weniger würdige Männer auf den bischöflichen Stuhl in Rom zu erheben. Wir haben es in diesem Zeitabschnitt mit vielem Schmerz bemerkt, daß dadurch die Zucht und Ordnung in den Klöstern aufhörten, daß die Bischöfe ihr heiliges Amt vernachlässigten und infolge dessen Gottlosigkeit, Unwissenheit, Raub, Mord und alle Laster sich vermehrten, weil der Heilige Stuhl nicht frei und unabhängig war.
Wollen die Feinde der Kirche den Versuch machen, einen Papst Stephan, einen Christophorus, einen Johannes XII. anzuführen, um zu beweisen, daß die Päpste nicht unfehlbar sind, so müssen wir sie bemitleiden; denn gerade daraus, daß selbst diese Päpste nichts gegen den Glauben, gegen die katholische Sittenlehre gelehrt, zu glauben befohlen und vorgeschrieben haben, ergibt sich wohl der klarste Beweis, daß die römischen Bischöfe einen besonderen Beistand Gottes besitzen.
Der Geschichtsschreiber Baronius bemerkt darum sehr richtig: „Um zu zeigen, daß die heilige Kirche keineswegs ein menschliches Machwerk, sondern eine rein göttliche Einrichtung ist, war es notwendig, daß Gott offenbar werden ließ, daß sein Werk nicht durch das Bemühen verkehrter Bischöfe vernichtet werden könne, wie es bei weltlichen Reichen tatsächlich geschehen ist, indem sie nur so lange bestanden haben, als sie durch kluge und durch Tugend ausgezeichnete Männer verwaltet wurden, daß sie aber untergingen, sobald lasterhafte Männer die Regierung in die Hand bekamen. Diese traurige Zeit, in der es der Tyrannei gelungen ist, unwürdige Männer auf den Heiligen Stuhl zu bringen, ist wohl der schlagendste Beweis, daß Christus das Fundament der Kirche ist; denn sie ging nicht unter, selbst dann nicht, als die Päpste selbst zu ihrem Untergang mitzuhelfen schienen.“
Wenn wir im Laufe dieser Papstgeschichte etwa noch einen oder den anderen Papst finden sollten, dessen Lebenswandel seiner hohen Würde nicht ganz entspricht, so mögen wir uns stets erinnern, was wir hier erfahren haben. Unbegreiflich sind die Wege Gottes und wunderbar seine Ratschlüsse, die wir in Demut anbeten.
Die Geschichte der Päpste Eine Zeitreise Teil 4
Freiheit und Knechtschaft 964 – 1073
Die Päpste und das heilige Grab in Jerusalem 1073 – 1198