Papst Gregor III, Bonifatius und Karl Martell
Heiliger Papst Gregor III.
Gleich beim Leichenbegängnis Gregors II. bemächtigte sich das römische Volk, groß und klein, wie durch göttliche Eingebung des anwesenden Priesters Gregor und wählte ihn zum Papst. Er war ein Syrer von Geburt und trug nicht bloß denselben Namen mit seinem Vorgänger, sondern teilte auch dessen Heiligkeit, entschlossenen Mut und Seeleneifer. Gleich am Anfang seines Pontifikates schickte er den Priester Georg mit einem Schreiben an Kaiser Leo III., den er in entschiedener Sprache ermahnte, von der Bilderstürmerei abzustehen. Georg hatte nicht den Mut genug, das Schreiben dem Kaiser zu übergeben, kehrte nach Rom zurück und gestand dem Papst seine Schwäche. Gregor erteilte ihm vor der versammelten Synode eine Rüge und schickte ihn abermals mit demselben Schreiben nach Konstantinopel. Allein Georg wurde auf Befehl des Kaisers festgenommen und ein ganzes Jahr lang gefangen gehalten. Nun hielt der Papst abermals eine Synode, in welcher jeder, der die Verehrung der Bilder unterdrücken oder profanieren würde, mit dem Banne bedroht wurde. Der Kaiser wurde nun so wütender und wollte gegen den Papst Gewalt brauchen. Doch die Flotte, welche ein mächtiges Heer in Italien ans Land setzen sollte, wurde im Adriatischen Meer zerstört. Dafür wollte in anderer Weise der Kaiser am Papst sich rächen. Er konfiszierte die Güter und Gehöfte, welche die römische Kirche in verschiedenen Teilen des Kaiserreiches besaß, und riß mehrere Kirchenprovinzen von der unmittelbaren Gerichtsbarkeit des römischen Stuhles los. Wie wenig diese Wutausbrüche des Tyrannen den Papst einschüchterten, bewies er, indem er prächtige Bildsäulen des Heilandes, der Apostel, der seligsten Jungfrau und andrer heiligen Jungfrauen mit großem Pomp in der Peterskirche aufstellen ließ und ein drittes energisches Schreiben an den Kaiser schickte, um ihn von seinem Frevel abzumahnen. Als Luitprand, der Langobarden-König, gegen das wehrlose Rom vorrückte, schickte Gregor eine Gesandtschaft an Karl Martell, um ihm die Schlüssel vom Grabe des hl. Petrus zu überbringen und ihn aufs dringendste um Hilfe gegen die Langobarden und gegen den griechischen Kaiser zu bitten. Welche Schritte Karl Martell getan, ist nicht bekannt, Tatsache ist, daß Luitprand die Belagerung Roms aufgab und abzog.
Heiliger Bonifatius
Schönere und glücklichere Erfolge erzielte der Papst in Deutschland. Kaum hatte Bonifatius Nachricht erhalten von der Erhebung Gregors III. auf den päpstlichen Stuhl, so schickte er eine Gesandtschaft an denselben mit der Bitte, der Papst möge ihm und seinen Genossen dasselbe Vertrauen wie sein Vorgänger gewähren. Zugleich erstattete er Bericht über seine Missions-Tätigkeit und bat um Lösung mehrerer Fragen. Der Papst drückte seine hohe Freude über die tröstlichen Nachrichten aus, ernannte Bonifatius im Jahre 732 zum Erzbischof und überschickte ihm das Pallium, indem er ihn zugleich die vorgelegten Fragen beantwortete. Immer weiter dehnte Bonifatius den Kreis seiner Wirksamkeit aus und errichtete eine Menge blühender christlicher Gemeinden. Im Jahre 738 ging er mit mehreren Begleitern zum dritten Mal nach Rom, um dem Vater der Christenheit seine Verehrung zu bezeigen und an den Gräbern der Apostelfürsten zu beten. Mit päpstlicher Vollmacht ausgestattet, teilte er Bayern in vier Bistümer: Salzburg, Passau, Freisingen und Regensburg, und errichtete an den Grenzen des damaligen Bayern die Bistümer Eichstädt und Würzburg.
Karl Martell
Während in Deutschland das Christentum seit Beginn des 8. Jahrhunderts so erfreuliche Fortschritte machte, erlitt es in Spanien durch den Einfall der Araber furchtbare Verluste und wurde von dort aus im ganzen Abendland arg bedroht. Von Afrika her hatten die Mohammedaner nach Spanien übergesetzt und durch die blutige achttägige Schlacht bei Jerez de la Frontera (711) dem Reich der Westgoten ein Ende gemacht. Nur ein Teil der Bewohner rettete seine Freiheit durch den Rückzug in die Asturischen Gebirge, wo sie nach Jahrhunderte langen Heldenkämpfen die Araber zurück trieben und im Jahre 1492 die ganze Halbinsel wieder eroberten. Von Spanien drangen die Araber über die Pyrenäen, plünderten und verheerten das südliche Frankreich, allenthalben Schrecken und Entsetzen verbreitend. Im Jahre 732 brach der Feldherr Abderrhaman mit einem ungeheuren Heere wieder in Frankreich ein und zog, alles verheerend, gegen Tours. In der Ebene zwischen Tours und Poitiers stellte sich Karl Martell, der Hausmeier der schwachen Nachkommen des Frankenkönigs Chlodwig, mit den Franken und den teils unterworfenen, teils verbündeten christlichen deutschen Volksstämmen entgegen und erfocht einen glänzenden Sieg. Hunderttausend Feinde bedeckten das Schlachtfeld. In wiederholten Schlachten wurden die Araber über die Pyrenäen zurück geworfen, ihre Macht war gebrochen und das Abendland von einer furchtbaren Gefahr befreit.
Wir Karl Martell hier das abendländische Christentum gerettet, so haben seine Nachkommen den Papst aus der Knechtung der Oströmer und den Bedrängnissen der Langobarden errettet. Papst Gregor III. starb am 28. November 741. Das Papstbuch feiert ihn als einen sehr sanftmütigen, verständigen und in der Heiligen Schrift gut unterrichteten Mann. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 227 – S. 229