Bilderstreit zur Zeit des heiligen Gregor II.

Zu sehen sind in einer Kirche zwei Bilderstürmer, der eine will gerade ein Heiligenbild zerschmettern, der andere bedrängt eine Frau, die am Boden liegt und ihn von der Zerstörungswut abhalten will; der Prietser kniet auf den Stufen zum Altar, die Hände vor seinem Gesicht; auf dem Altar sieht man noch das Kruzifix und eine brennende Kerze

Der Bilderstreit zur Zeit des heiligen Gregor II.

Der heilige Patriarch Germanus und der heilige Johannes Damascenus

… durch diesen Bilderstreit wurden die anfangs guten Einvernehmen zwischen dem Kaiser und Papst vollständig zerstört. Anstatt sich über den richtigen Gebrauch der Bilder Gottes und der Heiligen unterrichten zu lassen, ließ sich der Kaiser von Juden überreden, welche die Bilder haßten. Allein sein Unternehmen, in der Kirche die Bilderverehrung zu unterdrücken, scheiterte aber an dem entschiedenen Widerstand der Päpste, welche durch ihren Einfluß die Bilder und somit auch die Kunst retteten.

In den ersten Zeiten des Christentums finden wir freilich heilige Bilder in den Kirchen und Wohnhäusern noch selten. Aber sie waren auch nicht unbekannt oder verboten. So war denn der Kaiser Leo der erste Fürst, welcher die Bilder und Bilderverehrung beseitigen wollte. Im Jahr 726 gab der Kaiser den Befehl, „daß er aus Dankbarkeit für die Wohltaten, welche ihm Gott seit dem Beginn seiner Regierung erwiesen habe, den von der Kirche eingeführten Götzendienst der Verehrung von Bildern abschaffen werde; denn die Bilder der Märtyrer und Engel wären Götzenbilder, denen man göttliche Ehren erweise. Daher ordne er an, die Bilder aus den Kirchen wegzunehmen und zu vernichten.“

Der kaiserliche Befehl wurde dem heiligen Germanus, dem Patriarchen von Konstantinopel, übergeben. Dieser verweigerte die Unterschrift zu diesem Auftrag. „Die Christen“, sagte er dem Kaiser, „beten die Bilder nicht an, sondern verehren sie nur, weil sie dadurch an das Beispiel und die Tugenden der Heiligen erinnert werden. Man muss zwischen Verehrung und Anbetung unterscheiden.“

Die Bilderstürmer wollten aber diese einfachen und klaren Worte nicht hören. Dennoch kannte der Kaiser nicht sogleich das Äußerste wagen, denn der Patriarch besaß die Liebe des Volkes. Da der Kaiser auch den Papst und Italien mit Gewalt zur Vernichtung der Bilder zwingen wollte, entstand eine Empörung des Volkes… Wenn der heilige Papst Gregor nicht eindringlich zur Ruhe gemahnt hätte, wäre Italien sicher schon damals vom oströmischen Kaiser abgefallen…

Der heilige Patriarch Germanus benutzte die kurze Ruhe, die man ihm ließ, um die wahre Lehre über die Bilderverehrung zu verkünden, die schwankenden und den kaiserlichen Zorn fürchtenden Bischöfe zu ermuntern, und jene, welche der Irrlehre ergeben waren, wieder zur Wahrheit zurück zu führen. Der heilige Patriarch schrieb auch an den heiligen Papst Gregor, um ihn über die Vorgänge in Konstantinopel zu unterrichten.
Inzwischen wendete der Kaiser sogar Schmeicheleien an, um dem Patriarchen zur Annahme seines Befehles zu bewegen. Endlich drohte er mit Verbannung und Tod. Der 80-jährige Greis ging wirklich in die Verbannung, während seine Stelle ein gefügiges Werkzeug des Kaisers übernahm.

Der Kaiser gab nun im Jahre 730 einen zweiten Befehl, daß alle Bilder Christi, der Gottesmutter und der Heiligen vernichtet werden sollten. Sogleich begann ein allgemeiner Bildersturm. Die kaiserlichen Soldaten eilten in die Kirchen und Häuser, rissen die Bilder der Heiligen heraus, zerstörten die Statuen und mordeten jeden, der sich widersetzte. Der Kaiser selbst nah für sich unzählige heilige Statuen aus Gold und Silber und die für den Gottesdienst bestimmten Gefäße.

Nun erschien für die Kirche des Morgenlandes ein neuer Held auf dem Kampfplatz. Es war der Mönch Johannes Damascenus, der einer der edelsten Familien angehörte. Sein Vater hatte sich sogar die Achtung des Kalifen der Mohammedaner erworben. Sogleich trat der Mönch Johannes für den wahren Glauben ein und verfaßte mehrere Schriften, die auch im Abendland Aufsehen machten. In einer derselben sagt er: „Ich wäre vielleicht infolge meiner Unwürdigkeit verpflichtet gewesen, ein beständiges Stillschweigen zu beobachten, aber beim Anblick der bedrängten Kirche entflieht da Wort meinen Lippen, weil ich Gott mehr fürchte als den Kaiser.“

Er beweist hierauf die Erlaubtheit, die Bilder der Heiligen zu verehren, aus der Heiligen Schrift, aus der Geschichte und aus der Vernunft. „Was ein Buch ist für jene, die lesen können“, sagt er, „ist das Bild für jene, die es nicht können. Hier wirkt das Wort durch das Ohr, das Bild wirkt durch den Anblick. Die Bilder der Heiligen sind ein Erinnerungs-Zeichen göttlicher Werke.“ Und er schließt: „Übrigens steht die Entscheidung über solche Dinge nicht dem Kaiser, sondern dem Papst zu. Nicht die Fürsten erhielten von Gott die Gewalt zu binden und zu lösen, sondern die Apostel und ihre Nachfolger.“ –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 236 – S. 239

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