Heiliger Papst Leo IV. (847-855)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Die Päpste werden unabhängige Fürsten

Der heilige Papst Leo IV. (regierte von 847-855)

Die schlimmen Zeitverhältnisse veranlaßten die römische Geistlichkeit, die neue Papst-Wahl möglichst zu beschleunigen. Mit seltener Übereinstimmung der Geistlichen, des Adels und Volkes von Rom wurde der Kardinalpriester, der heilige Leo IV. gewählt. Er war ein Sohn des römischen Bürgers Rodulfus, wurde Benediktiner von St. Martino in Rom und dann Kardinalpriester. Wenn wir das Leben und Wirken des heiligen Leo betrachten, so müssen wir mit Recht zweifeln, ob in der damaligen ganzen christlichen Welt ein Würdigerer oder nur ihm ebenbürtiger Mann aufzufinden war. Er ist als Papst und König unstreitig der größte Mann seiner Zeit gewesen. In ihm sehen wir den alten Geist eines echten Römers, geläutert durch die christliche Sitte und Gesinnung, wieder aus dem Grabe erstehen. Der heilige Leo besaß wahrhaft apostolische Geduld und Demut, war freigebig, fromm, gerecht, ein unermüdlicher Forscher in der Heiligen Schrift.

Anfangs trug man Bedenken, ohne Beisein der kaiserlichen Gesandten die Weihe des heiligen Leo zum Bischof und die Wahl zum Papst vorzunehmen. Da aber Kaiser Lothar in seinem eigenen Lande sehr in Anspruch genommen war, und ein neuer Einfall der Sarazenen drohte, setzte man sich über diese Höflichkeits-Gründe hinweg; die Wähler erklärten aber dabei feierlich, nach Gott dem Kaiser in allem die gebührende Ehre und Treue bewahren zu wollen. So wurde der heilige Leo am 10. April des Jahres 847 auf den Stuhl des heiligen Petrus erhoben. Übrigens stand der heilige Leo, ausgezeichnet durch Tatkraft und Wissenschaft, mit Kaiser Lothar in bester Freundschaft und krönte dessen Sohn Ludwig II. im April des Jahres 850 zum Kaiser. Ludwig II. zeigte sich aber trotzdem wiederholt gereizt und mißtrauisch gegen den Papst, obwohl ihm dieser bereitwillig die Vorrechte der früheren Herrscher in Rom zugestand. So schrieb der heilige Papst Leo im Jahre 853 an Kaiser Lothar, daß er alle kaiserlichen Erlasse und alle Bestimmungen der früheren Päpste getreu beobachten wolle. Er versprach auch dem Kaiser Ludwig, sich vor ihm und seinen Gesandten rechtfertigen zu wollen, wenn ihm in der Regierung seiner Untertanen Vorwürfe gemacht würden.

Der heilige Papst Leo suchte auch mit dem griechischen Kaiserhof wegen des von den Sarazenen bedrängten Unteritaliens wieder ein engeres Bündnis anzuknüpfen. Im Jahre 855 wurde der griechische Statthalter Gratian angeklagt, daß er die Griechen herbei rufen wolle, um die Herrschaft der Franken in Italien zu beseitigen. Auf diese Nachricht hin eilte Kaiser Ludwig II. nach Italien und untersuchte gemeinsam mit dem Papst die Anklage, die sich aber bald als boshafte Lüge herausstellte.

Der fromme Papst hegte eine besondere Verehrung zur allerseligsten Jungfrau Maria. Er verordnete, daß das Fest ihrer Aufnahme in den Himmel auf das feierlichste begangen werden sollte. Durch ihre Fürbitte wurden, wie die Zeitgenossen erzählen, die Umgebung Roms und besonders mehrere Marienkirchen von den Schlangen und Skorpionen befreit, welche sie bisher oft unsicher gemacht hatten. Die Kraft des Gebetes des frommen Papstes zeigte sich auch bei einem großen Brand in der Straße der Deutschen. Ein starker Wind blies dabei die Flammen derart an, daß bald eine ganze Häuserreihe bis in die Nähe der St. Peter im Feuer stand, so daß auch diese Kirche ernstlich bedroht wurde. Da kam der heilige Leo herbei, betete andächtig einige Minuten, machte das heilige Kreuz über das Feuer und dämpfte es so auf wunderbare Weise.

Nachdem sich der heilige Papst mit Kaiser Lothar eingehend beraten hatte, führte er das im Jahre 848 begonnene Werk der Befestigung Roms im Jahre 852 glücklich zu Ende. Die Einsegnung der neuen „Leostadt“ fand in feierlicher Weise im Juni des Jahres 852 statt. Außerdem stellte der heilige Papst viele von den wilden Sarazenen verwüstete Gotteshäuser im Kirchenstaat wieder her. Bevor aber das Werk noch vollendet war, drohte ein neuer Einfall dieses beutelustigen Volksstammes. Der heilige Leo zeigte sich jetzt wahrhaft als König; denn er sammelte im Jahre 849 aus der streitbaren Mannschaft von fast ganz Italien ein wohl gerüstetes Heer, das die Feinde bei Ostia erwartete. Der Papst eilte selbst auf den Kampfplatz; seine Gegenwart trug nicht wenig dazu bei, den Mut der christlichen Streiter zu erhöhen. Am Tage der Schlacht empfingen sie aus der Hand des Papstes die heilige Kommunion und griffen dann den Feind mit Mut und Gottvertrauen an. Die Sarazenen erlitten eine vollständige Niederlage: wer aus ihnen nicht nieder gemacht wurde, geriet in die Gefangenschaft. Nur sehr wenige Feinde erreichten ihre Schiffe und entkamen. Die Gefangenen aber mussten in Rom die Stadtmauern und Verteidigungs-Arbeiten vollenden. Um die Stadt noch mehr zu sichern, wurde auch die Vorstadt Civita vecchia befestigt. Auch Porto, ein kleiner Ort am Tiber, wurde mit Mauern umgeben; der Papst wies dort den gefangenen Sarazenen und den aus dem Vaterland vertriebenen Korsen Wohnsitze an.

Diese wahrhaft großartigen Vorkehrungen, Rom und Italien zu retten, bezeugen wiederum, daß die Päpste würdig sind, den Kirchenstaat zu regieren. Als in Europa kein Fürst es mehr wagte, mit den Sarazenen, diesen Feinden aller Bildung, den Kampf aufzunehmen, da erreichte der heilige Papst Leo ihre volle Vernichtung.

Rom war so durch die Umsicht und Tatkraft des Papstes gerettet. Die Sarazenen kamen nicht wieder, die Städte des Kirchenstaates waren in der Zukunft gesichert. Indem aber der heilige Leo die Pflichten eines Königs erfüllte, vernachlässigte er nicht seine Aufgaben als Papst. Während er die Künste beförderte, den Ackerbau begünstigte und sein Land zu einer großen Blüte erhob, bestätigte er die Wahl des großen Rabanus Maurus zum Erzbischof von Mainz, vereinigte die Bistümer Bremen und Hamburg, erhob den Erzbischof Hinkmar von Reims zum Erzbischof und schrieb Briefe voll Weisheit an die englischen Bischöfe. Bald musste aber der heilige Papst gegen den Erzbischof Hinkmar einschreiten, der gegen das Verbot Leos den Kaiser Lothar mit dem Bann belegt hatte. Auch im Morgenland zeigte sich die Oberherrschaft des Papstes dem Patriarchen Ignatius von Konstantinopel gegenüber, als Ignatius den Erzbischof Asbestas von Syrakus absetzen wollte. Der heilige Papst rief die beiden Bischöfe nach Rom und untersuchte ihre Streitfragen. Den Bischöfen Englands gab er ausführliche Anweisungen über die geistlichen Güter, Anklagen gegen Bischöfe, Eheangelegenheiten usw.; er erließ auch eine wichtige Entscheidung über die Gültigkeit der Sakramente, welche von unrechtmäßig geweihten Priestern gespendet wurden, und schrieb dem Abt Honoratus die Einführung des gregorianischen Kirchengesanges vor. Anthewulf, König von England, kam im Jahre 853 mit seinem Sohn Alfred nach Rom, wo der heilige Papst Leo den jungen Fürsten krönte. Auch König Ludwig, der Sohn des Kaisers Lothar, kam nochmals nach Rom zum heiligen Papst, um aus seiner Hand die Kaiserkrone zu erhalten.

Ein Priester namens Anastasius wirkte aber dem heiligen Papst überall entgegen, verleumdete ihn sogar beim Kaiser als Verächter der kaiserlichen Gewalt. Im Jahre 850 und 853 hielt der heilige Vater Kirchen-Versammlungen zu Rom, auf denen er frühere kirchliche Bestimmungen erneuerte und den Kardinalpriester von St. Marcellus, der seine Kirche eigenmächtig verlassen hatte und trotz aller Mahnungen nicht zurück kehrte, mit dem Bann belegte und absetzte. Der heilige Vater schrieb über das Leben und die Pflichten der Geistlichen ein Buch, das in auswärtigen Kirchen-Versammlungen öfter vorgelesen wurde. Der heilige Papst starb am 17. Juli des Jahres 855 nach einer achtjährigen, glänzenden Regierung. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 284 – S. 287

Er vereinigte in sich die Tugenden eines heiligen Priesters mit denen eines christlichen Regenten, so daß selbst der Papstfeind Voltaire sich genötigt sah, zu gestehen, ein solcher Verteidiger Roms sei würdig gewesen, dasselbe auch als Souverän zu regieren. „Er wird der Retter Roms und der ganzen Christenheit; er befreit die Stadt für immer von dem wilden Andrang der sarazenischen Horden und regt in der christlichen Welt den Gedanken an, die Macht der blutigen Feinde des christlichen Namens im Orient selbst zu brechen.“ (Siehe Rohrbacher, Bd. 12, S. 440)

Unter Sergius II. wurde er Kardinalpriester an der Kirche der vierzig gekrönten Märtyrer. Kenntnisse und Frömmigkeit vereinigte er mit großer Geschäfts-Gewandtheit und inniger Liebe zu den Armen. Kein Wunder, daß das Volk gleich nach dem Ableben des Papstes Sergius in hellen Haufen zur Titelkirche Leos zog und den Widerstrebenden unter lautem Jubel nach dem Lateran trug.
Der Gegenstand seiner ersten Sorge war die Kirche des hl. Petrus. Erließ sie von neuem mit herrlichem Schmuck versehen und bewahrte den gleichen Eifer für die Zierde dieses Gotteshauses während seines ganzen Pontifikates. Die auf uns gekommenen Schilderungen zeugen ebenso von der Pracht, mit welcher dieses Heiligtum ausgestattet wurde, wie vom Kunstsinn des Papstes. In ähnlicher Weise ließ er auch andere Kirchen, zumal seine Titelkirche schmücken…

Nicht minder als die Sicherheit Roms und Italiens waren die kirchlichen Angelegenheiten der Gegenstand unermüdlicher Sorgfalt des Papstes. Mit Eifer schützte er die kirchliche Disziplin und die Autorität des apostolischen Stuhles. Um diese Zeit kam Aethelwulf (Ethelwolf), der König der Westsachsen, von England nach Rom und brachte seinen Sohn Alfred mit. Auf Bitten des Vaters erteilte der Papst dem Prinzen die königliche Salbung und adoptierte ihn als seinen Sohn. Dieser Prinz ist in der Geschichte berühmt unter dem Namen Alfred der Große. Er wurde der Retter des englischen Volkes und der Wiederhersteller Englands, nachdem es von den Normannen entsetzlich verwüstet worden war. Im Jahre 850 kam Ludwig II., der Sohn des Kaisers Lothar, wieder nach Rom und wurde von Leo als Kaiser gekrönt. Lothar selbst legte 855 die Kaiserkrone nieder und zog sich ins Kloster Prüm zurück, wo er bald bußfertig starb. –
aus: P. Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste II. Band, 1907, S. 265 – S. 268

Tags: Fels

Weitere Beiträge über Päpste

Der Schmerz in der Welt ohne das kostbare Blut
Buch mit Kruzifix
Nun aber kämpfen wir gegen den Antichrist