Das Pontifikat von Papst Julius III. (1550-1555)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Das Kreuz und der Halbmond

Das Pontifikat von Papst Julius III. (regierte von 1550 bis 1555)

Am 7. Februar des Jahres 1550 bestieg der Kardinal Johannes Maria del Monte den päpstlichen Stuhl (1), in der Zeit, als in Deutschland die Glaubensunruhen am mächtigsten tobten.

Papst Julius hatte schon bisher einen großen Eifer für die Abschaffung der Missbräuche in der Kirche bewiesen und auch die Kirchenversammlung von Trient geleitet. Er war am 10. September des Jahres 1487 in Rom geboren (2) und betrat unter der Leitung seines Onkels, des Kardinals Anton del Monte frühzeitig die geistliche Laufbahn. Papst Leo X. und Klemens VII. verwandten den noch jungen Priester bei wichtigen Verwaltungsstellen im Kirchenstaat. Papst Paul III. schätzte ihn wegen seines Eifers und seiner Tüchtigkeit sehr hoch, berief ihn nach Rom und verlieh ihm im Jahr 1536 die Kardinalswürde. (3)

Als die Kardinäle dem neuen Papst ihre Huldigungen darbrachten und Gehorsam gelobten, drückte er alle zärtlich an seine Brust und umarmte mit besonderer Liebe solche, die bisher nicht seine Freunde gewesen waren.

Im November des Jahres 1549 war Paul III. gestorben. Er hatte das Jubeljahr 1550 nicht mehr verkünden können. Die Gnadenschätze dem katholischen Volk auszuteilen, war darum die erste hohepriesterliche Handlung des neu gewählten Papstes.

Am zweiten Tag nach seiner Krönung versammelte der heilige Vater die Kardinäle um sich und stieg, angetan mit den päpstlichen Kleidern, in die Vorhalle von St. Peter hinab. Da nahm er einen goldenen Hammer und schlug damit an die vermauerte heilige Pforte und sprach: „Öffnet mit die Tore der Gerechtigkeit, durch sie eintretend, will ich den Herrn preisen. Das ist das Tor des Herrn. Die Gerechten gehen durch dasselbe ein.“ Nachdem der Papst diesen Lobgesang vollendet hatte, entfernten Arbeiter die Mauer und öffneten das Tor. In dieser Weise eröffnen die Päpste jedes Jubeljahr.

Eine große Freude erlebte der heilige Vater in seinem dritten Regierungsjahr. Eine Gesandtschaft aus dem unglücklichen England, wo die Verfolgung der Katholiken noch immer fortdauerte, kam in Rom an. Sie überbrachte dem Papst die Nachricht, daß Gott den König Eduard in die Ewigkeit abgerufen und das englische Volk die katholische Tochter desselben, Maria, zur Regierung berufen habe. Der Papst schickte den Kardinal Pole nach England, wo derselbe sehr feierlich empfangen wurde. Der Kardinal bestätigte die Errichtung mehrerer Bistümer und Schulen, sorgte für die Einsetzung neuer katholischer Bischöfe und Wiederherstellung des Gottesdienstes. Der katholische Glaube blühte wieder auf, die Gefangenen erlangten die Freiheit, die verbannten Bischöfe und Priester durften wieder zurück kehren.

Inzwischen arbeitete die Kirchenversammlung von Trient mit allem Eifer an der Verbesserung der kirchlichen Zucht. Zwischen den Vätern der erhabenen Versammlung und dem Papst herrschte das beste Einvernehmen. Nur der französische König hatte aus Feindschaft gegen den heiligen Vater den Bischöfen seines Landes verwehrt, nach Trient zu kommen; alle Bemühungen des Papstes, den König umzustimmen, waren fruchtlos. Auf dem Reichstag zu Regensburg im Jahr 1550 hatten auch die Protestanten das Versprechen gegeben, nach Trient zu gehen. Im Jahr 1552 erklärte der Papst, daß die Versammlung von Trient einstweilen unterbrochen und in zwei Jahren wieder fortgesetzt werde. Freilich dauerte es in Wirklichkeit fast zehn Jahre bis die Verhandlungen wieder aufgenommen wurden. (4)

Deutschland schuldet diesem Papst besonderen Dank für die Gründung einer gelehrten Schule der Deutschen in Rom im Jahre 1552. Der heilige Vater hatte mit großem Eifer und ernster Tatkraft die Regierung der Kirche geführt. Als Kardinal aufbrausend und jähzornig, zeigte er sich als Papst ruhig und sanftmütig und bewies den größten Edelmut gegen frühere Feinde. Schon lange war Julius durch Gichtleiden ans Krankenlager gefesselt, als für ihn die Stunde des Abschieds von dieser Welt schlug. Der Papst starb nach fünfjähriger Regierung am 23. März des Jahres 1555. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 622 – S. 624

(1) Nach dem Tode Pauls III. konnten sich drei Monate hindurch die Kardinäle nicht auf eine geeignete Persönlichkeit einigen wegen der Eifersucht der Mächte.
(2) Er stammte aus einer unansehnlichen Familie, die aus Monte Sansovino nach Rom gekommen, wo der Vater Advokat wurde.
(3) Paul III. (…) ernannte ihn (…) später zu einem der drei päpstlichen Legaten und Vorsitzenden beim Konzil von Trient.
(4) Als Papst war es sein Streben, Ruhe in Italien und unter den christlichen Mächten zu erhalten und das Konzilium wieder aufzunehmen. Es wurde 1551 wieder eröffnet und hatte in mehreren Sitzungen wichtige Entscheidungen getroffen und Reformdekrete erlassen. Leider musste das Konzil wieder suspendiert werden. Moritz von Sachsen, Protestant, wurde im französischen Sold ein Verräter am Kaiser, drang in Tirol ein, um Karl V. gefangen zu nehmen und die Bischöfe in Trient zu überfallen. Nur durch eilige Flucht konnte sich Karl V. nach Villach in Kärnten retten… Um sich der Unterstützung des Königs von Frankreich zu versichern, gab Moritz demselben die Reichsstädte Metz, Toul und Verdun preis. Mit dem Verrat am Kaiser verband Moritz den verrat am Reich. Der heftige Krieg, der nun zwischen Kaiser und Heinrich II. ausbrach und auch Italien in Mitleidenschaft zog, verhinderte ein weiteres gedeihliches Wirken des Papstes. –
aus: P. Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste III. Band, 1907, S. 548 – S. 549

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