Das Fundament des Hl. Stuhles ist Christus
Papst Marinus I. (regierte von 882 bis 884)
Marinus I. (*) war zu Montefiascone in Italien geboren und nun Erzdiakon und Kardinal der römischen Kirche. (1) Seit seinem zwölften Jahr im Dienst der römischen Kirche, wurde er von dem heiligen Papst Leo IV. zum Subdiakon geweiht und war auch eine Zeit lang in Bulgarien als Missionar tätig. Vom Papst Johann VIII. wurde er zum Bischof von Cere erhoben und zum Schatzmeister der römischen Kirche ernannt. (2) In all diesen Ämtern und Würden hatte er sich allenthalben Liebe und Verehrung erworben und wurde so am 16. Dezember des Jahres 882 auf den Stuhl Petri erhoben.
Dem griechischen Kaiser und dem falschen Patriarchen Photius war diese Wahl äußerst unangenehm; denn sie kannten die wahrhaft gläubige, für die Rechte der katholischen Kirche begeisterte Gesinnung des neuen Papstes. (3) Seine Erhebung auf den päpstlichen Stuhl wurde in Konstantinopel für ungültig erklärt, weil eine alte Bestimmung sagte, dass man keinen Bischof von seiner Diözese mehr auf eine andere versetzen dürfe. Aber gerade in Konstantinopel hatte man sich um eine solche Bestimmung am wenigsten gekümmert.
Bei den damaligen traurigen und stürmischen Zeiten war ein so tüchtiger Mann wie Marinus zur Leitung des Kirche doppelt notwendig. Marinus hatte sich durch seine bisherige Tätigkeit als den Tauglichsten erwiesen, der allein imstande war, die Rechte und Freiheiten der Kirche gegen die zahlreichen Feinde zu schützen und zu verteidigen.
Wie Papst Hadrian an mehreren Bischöfen von Frankreich, wie Johann VIII. an Photius, so übte unser Papst die Begnadigung an Formosus, dem Bischof von Porto, aus. Dieser Gnadenakt hatte auch einen besseren Erfolg, als jener bei Photius. Bischof Formosus hatte während der Regierung des Papstes Johann sein Bistum gewechselt; dadurch und durch seinen Widerstand gegen die Königs-Wahl Karls des Kahlen hatte er von Papst Johannes Absetzung nebst Verbannung nach Gallien als Strafe erhalten. Die veränderten Verhältnisse machten es dem Papst Marinus jetzt möglich, diese harte Strafe aufzuheben, dem Bischof die Rückkehr nach Italien zu gestatten und die bischöfliche Würde zurückzugeben.
Die göttliche Vorsehung bereitete dem edlen Papst Marinus eine große Freude, obwohl seine Regierung nur eineinhalb Jahre dauerte. Eine Gesandtschaft aus England erschien nämlich in Rom und legte reiche Geschenke an der Gräbern der Apostelfürsten nieder. Wie alle wahrhaft großen Regenten war nämlich König Alfred von England ein treuer Sohn und Freund der Statthalter Jesu Christi auf Erden. Der Papst Marinus empfing die englische Gesandtschaft mit allen Ehren, übersandte dem König als Gegengeschenk einen Teil des wahren Kreuzes Christi und entließ die Vertreter des Königs mit dem apostolischen Segen für den edlen König und sein Volk.
Auch mit Kaiser Karl III. stand der Papst in Freundschaft und hatte mit ihm im Juni des Jahres 883 eine Zusammenkunft. Gleiche Freundschaft verband ihn mit dem Erzbischof Fulko von Reims, dem Nachfolger des im Jahr 882 verstorbenen Bischofes Hinkmar. Aber auch ein trübes Ereignis fällt in die Regierungszeit dieses Papstes, nämlich die Zerstörung des berühmten Benediktiner-Klosters Monte Cassino im Mai des Jahres 884. Leider starb dieser Papst, auf den die Christenheit so große Hoffnungen gesetzt hatte, schon am 15. Mai des Jahres 884. (4) Noch kürzer, als die vorhergehende, war die Regierung des heiligen Papstes Hadrian III. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 320 – S. 322
(1) Der Geburtsort dieses Papstes ist ein Städtchen in dem heutigen Toskana, Monte Fiascone. Marinus wird auch unter den Päpsten als Martin II. angeführt. Er war der Sohn eines gewissen Palumbi, der den Ehestand verlassen hatte und Priester geworden war.
(2) In welcher Achtung er gestanden, erhellt daraus, dass Nikolaus ihn als Legaten nach Konstantinopel und in gleicher Eigenschaft nach Bulgarien sandte. Unter Hadrian II. war er Legat auf dem achten allgemeinen Konzil zu Konstantinopel.
(3) Da Photius die von Johannes VIII. abgesandten Legaten aufs niederträchtigste getäuscht hatte, wurde Marinus neuerdings als Vertrauensmann nach Konstantinopel gesandt. Mit Nachdruck und unerschütterlichem Mut trat er für die Rechte der römischen Kirche ein. Dafür wurde er vom Kaiser einen Monat lang gefangen gehalten. Marinus blieb unbeugsam. Kein Wunder, daß Klerus und Volk bei der damaligen traurigen Zeitlage ihre Hoffnungen auf diesen Mann setzten und ihn einstimmig zum Papst wählten.
(4) Leider zerstörte der unerwartet frühzeitige Tod desselben die gehegten frohen Erwartungen. Marinus starb, nachdem er viele Unglücksfälle und namentlich die Zerstörung des berühmten Klosters Monte Cassino durch die Sarazenen erlebt hatte, im Mai 884. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 282 – S. 283
(*) Seit dem 13. Jahrhundert wird Marinus I. gewöhnlich in den Papstkatalogen als Papst Martin II. gezählt.
Bildquellen
- Marinus_II: wikimedia