Das Fundament des Hl. Stuhles ist Christus
Papst Stephanus VII. (regierte von 896 bis 897)
Stephanus, gleichfalls Römer von Geburt, der Sohn eines gewissen Johannes, war vor dem Eintritt in den geistlichen Stand verehelicht. Er scheint anfangs noch Arnulf als Kaiser anerkannt zu haben. Als jedoch dieser im fernen Deutschland nicht mehr zu fürchten war, Lambert aber immer größeren Anhang fand und die Oberhand über die deutsche Partei gewann, trat Stephanus auf die Seite Lamberts (1), und als dieser im Anfang des Jahres 897 wieder Herr von Rom geworden war, ließ sich der Papst im Dienst desselben zu einem unerhörten Frevel bestimmen. (2)
(1) Stephanus verdankte seine Erhebung den Spoletanern, die unter der Regierung jenes Papstes in Rom zur Herrschaft gelangt waren. Seine Tätigkeit stand auch ganz im Dienst dieser Partei. (Kirchenlexikon, Bd. 11, Sp. 764) Obwohl von Formosus zum Bischof v. Anagni geweiht, ward er dessen hasserfüllter Gegner. (Buchberger, Bd. IX, Sp. 806)
(2) Es sollte sich bald zeigen, dass es auch für einen Papst ein göttliches Strafgericht gab, das um so furchtbarer war, weil der Schuldige die höchste priesterliche Würde auf Erden einnahm. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 328 – S. 329
Da die Wahl und Krönung Arnulfs zum Kaiser der italienischen Partei höchst verhasst war, so lag es dieser daran, dieselbe für null und nichtig zu erklären. Um dies unter einem schicklichen Vorwand tun zu können, gab es kein geeigneteres Mittel, als Formosus, der Arnulf gekrönt hatte, als unrechtmäßigen Papst hinzustellen. Man konnte aber gegen seine Rechtmäßigkeit nichts anderes vorbringen, als dass er sich zum Papst und Bischof von Rom wählen ließ, nachdem er schon bereits Bischof von Porto war. Es galt damals als Regel, wiewohl nicht ohne Ausnahme, dass ein Bischof nicht auf einen anderen Bischofssitz übersetzt werden dürfe.
Diese Regel wurde als Vorwand benützt, um Formosus als Verbrecher und ungültig gewählten Papst zu brandmarken. Es ist dieser Vorwurf die beste Ehrenrettung für Formosus. Er muss ein wahrhaft ausgezeichneter Papst gewesen sein, da man ihm keine andere Tat zur Last legen konnte.
Die Leichensynode 897 in Rom
Der Leichnam des Formosus wurde nun dem Grab, in welchem er bereits zehn Monate geruht, wieder entrissen, in päpstlicher Kleidung im Konzilssaal auf den päpstlichen Stuhl gesetzt und über ihn das schauerliche Totengericht gehalten. Wie an einem Lebenden richtete der die Klage vertretende Advokat an das Gerippe die Frage: „Warum hast du aus Ehrsucht den apostolischen Stuhl von Rom dir angemaßt, da du doch zuvor Bischof von Porto warst?“ Der Anwalt des Formosus brachte seine Verteidigung vor; sie wurde als unbegründet verworfen und der Tote verurteilt. Die päpstlichen Gewänder wurden dem Toten abgerissen, die drei Finger der rechten Hand abgeschnitten und der Leichnam in den Tiber geworfen.
Dieses schändliche, mehr als barbarische Verfahren findet nur ein Seitenstück später in der Handlungsweise des Wüterichs Heinrich VIII. gegen die Gebeine des heiligen Thomas, Erzbischofs von Canterbury. (*)
Inwieweit Stephanus persönlich an dieser Untat beteiligt war, entzieht sich unserer Kenntnis; jedenfalls war er mitschuldig, dass er sich derselben nicht widersetzte, sondern die Parteileidenschaft in so empörender Weise wüten ließ. (2) Dass die Parteileidenschaft dieses schändliche Werk in Szene gesetzt, bestätigt ein gleichzeitiger Chronist, der berichtet, das Ganze sei geschehen, weil Formosus den Kaiser Lambert verlassen und Arnulf zum Kaiser gekrönt habe. Dieser gottlose Frevel erregte allgemeine Entrüstung und Stephanus erlitt für denselben auch bald eine entsetzliche Strafe. Bei einem Aufruhr wurde er von der Gegenpartei gefangen genommen und im Kerker erdrosselt. Unter diesem Papst stürzte die altehrwürdige, berühmte Kirche vom Lateran ein. Sie lag von der Pforte bis zur Apsis vollständig in Trümmern. –
(*) Dieser Heilige wurde am 24. April 1538 förmlich aufgefordert, vor Gericht zu erscheinen und sich zu verantworten, dass er sich gegen den König (dessen Anmaßungen) erhoben hatte. Da der Heilige nach 30 Tagen noch immer nicht sein Grab verlassen wollte, gab ihm der König aus Gnade einen Verteidiger. Thomas wurde der Empörung, Halsstarrigkeit und Verräterei schuldig befunden, seine Gebeine wurden verbrannt, die Kostbarkeiten an seinem Grab, die dem Tyrannen sehr erwünscht waren, für die königliche Schatzkammer eingezogen und allen Untertanen verkündet: „Thomas sei kein Heiliger, sondern ein Rebell und Hochverräter und darum seien Name und Gedächtnis und alle Bilder von ihm zu vernichten.“ –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. S. 286 – S. 288
Bildquellen
- leichensynode-papst-stephanus-vii-gegen-formosus: wikipedia