Papst Benedikt IX. (1033-1044)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Freiheit und Knechtschaft

Papst Benedikt IX. (regierte von 1033 bis 1044)

Sechs Familienglieder des tusculanischen Hauses hatten bereits den Stuhl des hl. Petrus eingenommen, nun sollte wieder ein Sprössling dieser Familie zum Unheil der Kirche Papst werden. Er führte den Namen Benedikt IX. (1)

Porträt von Papst Benedikt IX. (1033-1044)

Mit diesem Papst erlebte die Kirche die traurigste Zeit seit ihrem Beginn bis zur gegenwärtigen Stunde. Die Unwürdigkeit eines Johannes XII. wurde von ihm überboten. Benedikt IX.war der Neffe seiner beiden Vorgänger und hieß vor der Wahl Theophylakt. Sein Vater Alberich war Konsul von Rom und hatte durch seinen mächtigen Einfluss, durch Bestechung und Ränke es dahin gebracht, daß der 18-jährige Jüngling in ziemlich tumultuarischer Weise auf den päpstlichen Stuhl erhoben wurde. Er besaß gute Geistesanlagen und einen praktischen Verstand; wäre ihm eine bessere Erziehung zuteil geworden und hätte er gelernt, seinen Leidenschaften einen Zügel anzulegen, er wäre zweifelsohne ein guter Papst geworden. So aber entehrte er das erhabene Amt, welches er bekleidete, durch ein unwürdiges, wüstes Leben.

Den Römern selbst wurde das Treiben dieses ausgelassenen Jünglings, dem nach den Worten eines frommen katholischen Schriftstellers eher die Rute als die Tiara gebührt hätte, zu arg. Sie vertrieben ihn nach dem Tode seines Vaters Alberich aus der Stadt. Benedikt flüchtete nach Cremona zum Kaiser Konrad II., der in dieser Angelegenheit leider nicht auf eine seines Amtes als Schutzherr der Kirche würdige Weise handelte. Statt seine Autorität und seine Macht geltend zu machen, um den Papst entweder zur Lebensänderung oder zur Abdankung zu vermögen, nahm Konrad II. ihn sehr ehrenvoll auf, führte ihn mit Waffengewalt wieder zurück und bestrafte die Römer wegen ihres Aufstandes.

Der Kaiser tat dies zweifelsohne mehr aus Rücksicht auf die einflussreiche Familie des Papstes, zu der er in guten Beziehungen stand. Es lag ihm offenbar mehr an einem von ihm abhängigen und ihm dienstbaren, als an einem würdigen Papst, wie denn Konrad, so persönlich fromm er auch war, die Kirche mehr als Magd behandelte und seinen Charakter durch Simonie bemakelte. Im Jahr 1044 erhoben sich die Römer aufs neue, vertrieben Benedikt (2) und wählten den Kardinalbischof Johannes von Sabina zum Papst, der sich Silvester III. nannte.

(1) Seine Familie beherrschte Rom, das sie zum größten Unglück für die Kirche und den päpstlichen Stuhl wie ein Familieneigentum betrachtete. Geistlichkeit und Volk waren in der Wahl nicht frei, man hörte nicht auf die Stimmen der Kardinäle, sondern gewann das Volk durch reiche Geldgeschenke, Benedikt zuzustimmen. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 380

(2) Allein schon im Jahr 1039 starb König Konrad und unter seinem Sohn Heinrich vertrieben die Römer den unwürdigen Papst zum zweiten Mal. Sie stellten am 20. Januar den Jahres 1045 in dem durch seine Tugenden allgemein geachteten Bischof Johann von Sabina einen neuen Papst auf, der sich Silvester III. nannte.

Siehe zunächst den folgenden Beitrag: Papst Silvester III. (1045), danach:

Benedikt IX. (regierte 1045)

Obschon jetzt Benedikt durch die Macht seiner Familie über die Gegenpartei den Sieg davongetragen hatte und als Papst wieder anerkannt wurde, fühlte er sich doch in seiner Lage unbehaglich genug. Er entschloss sich daher, förmlich abzudanken. Dazu mochte ihn einerseits das Verlangen, freier leben zu können, anderseits die Furcht vor dem Volk, das ihn hasste und verachtete, dann auch das Drängen des Klerus und des Adels bestimmt haben.

Damit Benedikt um so schneller und bereitwilliger seinen Plan ausführe, bot ihm der wegen seiner Tugenden allgemein geachtete und beliebte Erzpriester Johannes Gratian eine bedeutende Geldsumme an. Benedikt leistete nun auf das Papsttum Verzicht und Johannes wurde gewählt, der den Namen Gregor VI. annahm. Doch bald bereute Benedikt seine Abdankung und kehrte unterstützt von seiner Partei, neuerdings zurück.

In dieser Not wandten sich die eifrigen Kardinäle an den Kaiser Heinrich III., der seinem Vater Konrad II. als deutscher König gefolgt war, und erwarteten von ihm Hilfe und Rettung. Dieser erschien mit einem Heer in Italien, ließ auf der Synode von Sutri 1046 Silvester absetzen und ihn in ein Kloster sperren, Benedikt, da er schon früher resigniert hatte, unberücksichtigt seine Wege gehen, während Gregor VI. freiwillig auf die päpstliche Würde verzichtete.

Siehe nun die Beiträge: Papst Gregor VI. (regierte 1044 bis 1045)

und

Papst Klemens II. (regierte von 1046 bis 1047)

Benedikt IX. (regierte 1047 bis 1048)

Nach dem Tode Klemens II. gelang es Benedikt noch einmal, den päpstlichen Stuhl an sich zu reißen. Im Streit der Parteien und bei dem allgemeinen Wirrwarr mochten wohl selbst die besser Gesinnten dem Druck der gewalttätigen Tusculaner, da bei der Abwesenheit des Kaisers seine starke Hand nicht eingreifen konnte, nachgeben und dem Eindringling neuerdings die Anerkennung zollen. Nachdem er sich acht Monate als Papst behauptet hatte, entsagte er, wie von einigen Berichtet wird, von Reue über seine Verirrungen und Ärgernisse ergriffen und durch den Rat des frommen Abtes Bartholomäus gedrängt, der päpstlichen Würde und zog sich in das Kloster zurück, wo er als reumütiger Büßer (1055) starb. Sein Grab wurde daselbst später aufgefunden.

Nach anderen Berichten soll er in Unbußfertigkeit gestorben sein. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 329 – S. 330; S. 331; S. 333

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