Bekehrung der Bulgaren unter Nikolaus I.

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Die Missionen

Die Bekehrung der Bulgaren unter Nikolaus I.

Den ersten Keim des Glaubens bei diesem Volke hatte die fromme Kaiserin Theodora, die Mutter des oströmischen Kaisers Michael, gelegt. Die Schwester des Bulgarenkönigs Bogoris hatte sich nämlich eine längere Zeit in Konstantinopel aufgehalten, dort das Christentum kennen gelernt und angenommen. Sie kehrte zu ihrem königlichen Bruder zurück und brachte ein Bild vom jüngsten Gericht mit, das ihr ein griechischer Mönch geschenkt hatte. Dieses Bild erschütterte den heidnischen Bruder so, daß es nur einer günstigen Gelegenheit bedurfte, ihn vollends zu bekehren. Diese Gelegenheit bot sich dar, als Hungersnot und Pest das Land heimsuchten, aber aufhörten, als man den Gott anrief, den die königliche Schwester anbetete. Infolge dieses Wunders verlangte der König vom Griechenkaiser einen Bischof, der ihn im Jahre 864 taufte, worauf sich die Bulgaren in großer Anzahl bekehrten. Zunächst wirkten griechische Missionare im Bulgarenland, allein im Jahre 866 wandte sich König Bogoris nach Rom und erbat von dort Glaubensboten und um genauere Unterweisungen über verschiedene Fragen. Der heilige Vater schickte dem Bulgarenkönig zwei sehr eifrige Bischöfe Paulus und Formosus, denen er die Heilige Schrift mit andern Büchern und einen Brief mitgab, in welchem er dem Fürsten eine Reihe von wichtigen Belehrungen erteilte. Dieser Brief des Papstes zeigt, daß es dem heiligen Vater nicht bloß darauf ankam, die Einrichtungen der Kirche im Bulgarenland einzuführen, sondern auch die Neubekehrten zu einem echt christlichen Lebenswandel heran zu bilden.

So erfolgte unter dem heiligen Papst Nikolaus die Bekehrung der Bulgaren, die leider von den Griechen, wie später erzählt werden muss, mit in den Abfall von Rom hinein gezogen wurden, die aber im neunzehnten Jahrhundert zur Freude der christlichen Welt wieder zum reinen Glauben zurück kehrten, um die Kirche inmitten schwerer Heimsuchungen zu trösten. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 307 – S. 308

Nachdem die Bulgaren das Christentum angenommen, wurden verschiedene Fragen bezüglich der Kirchendisziplin aufgeworfen, die Bogoris, der in der Taufe den Namen Michael erhalten hatte, dem Papst vorlegen ließ. Nikolaus sandte alsbald an den Fürsten eine Gesandtschaft mit einem Schreiben, das Hergenröther „ein herrliches Denkmal des großen hochherzigen Sinnes“, wie „der praktischen Lebensweisheit dieses Papstes“ nennt. Der Protestant Gregorovius schreibt über diesen Brief des Papstes an die Bulgaren: „Die Konstitution Nikolaus I. an die Bulgaren ist eines der merkwürdigsten Denkmäler von dem Pontifikat dieses ausgezeichneten Mannes, wie der praktischen Tätigkeit und Klugheit der Kirche Roms, welche in Gegenden, die seit Valens und Valentinian kein Lateiner mehr betreten hatte, plötzlich wieder ohne Gewalt der Waffen und Tribunale römische Sprache und römische Sitten hinüber pflanzte und sich im fernen Osten eine neue Provinz zu gewinnen unternahm“. (Geschichte der Stadt Rom III) In meisterhafter und bündigster Weise erteilte dieses Schreiben über die fraglichen Punkte Aufklärung und gab die entsprechenden Anweisungen.

Der hochsinnige Papst war bemüht, die Nationalität der Bulgaren zu wahren und zu veredeln. Ihre Bitte um Lehrer des römischen Rechtes weist Nikolaus I. zurück, weil es nicht für sie gepaßt und sie der Gewinnsucht der Advokaten und dem Despotismus preisgegeben hätte; er ermahnte sie, ihr herkömmliches Recht im Geiste des Christentums zu veredeln. Auf die Frage, ob sie die gleichen Kleider auch im Christentum tragen dürfen, antwortete er: „Es komme nicht auf das Kleid, sondern auf die Umwandlung des inneren Menschen an.“ Dabei sucht er sie aber von ihren barbarischen Bräuchen abzubringen, verbietet ihnen aufs strengste die Vielweiberei, verwehrt die häufigen Todesstrafen; sie sollen vielmehr als Bekenner des barmherzigen Gottes das Leben aller zu erhalten suchen. Er erklärt die Folter als ein Verfahren, das dem göttlichen und menschlichen Recht widerstreite, heißt sie die Gefängnisse öffnen, den alten und kranken Leibeigenen die Freiheit schenken und den Dürftigen Almosen reichen. Während sonst der Bulgarenfürst allein speiste und die Großen auf der Erde saßen, mahnt ihn der Papst, den unnützen Hochmut abzulegen und Christi zu gedenken, der selbst mit Zöllnern und Sündern speiste. Während es bei den Bulgaren früher Sitte war, den, welcher aus dem Lande fliehen wollte, hinzurichten, wenn er ergriffen wurde, oder aber den Grenzwächter, wenn ihm die Flucht gelang, mahnt der Papst von dieser Barbarei ab und erinnert daran, daß der kein freier Mann sei, der sein Land nicht verlassen dürfe. (S. Weiß` Weltgeschichte, Band 4) –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 273 – S. 274

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