Der Untergang des Indianerdorfes Anko-Anko im Königreich Peru
Um die Zeit, da der gottselige Gonsalvus von Barcelona am Heil der Seelen in den Gebirgen der Cordilleras arbeitete, widerstanden die Bewohner des Dorfes Anko-Anko hartnäckig den Ermahnungen frommer und eifriger Missionare, welche dorthin gesendet wurden. Die Indianer, welche auf ihren Götzendienst ungemein erpicht, der Knabenschänderei ergeben waren, und Christum lästerten, schenkten den Unterweisungen der Priester kein Gehör, so daß diese endlich wie Paulus und Barnabas den Staub von ihren Schuhen schüttelten und die unglückseligen, verstockten Götzendiener verließen. „Wehe“, riefen beide bei ihrem Scheiden, gegen das Dorf gewendet, doppelt wehe! Die Frevler von Sodoma und Gomorrha werden am Tage des Gerichts noch leidlicher wegkommen als ihr!“ (siehe dazu den Beitrag: Was Papst Pius V. über die Sodomie sagt) Die Priester setzten inzwischen ihre Wanderung fort, wobei sie von Zeit zu Zeit nach dem unseligen Dorf umsahen und wehmütige Seufzer ausstießen.
Doch nochmals wollte der liebe Gott den Verblendeten seine Gnade anbieten. Auf Verfügung des Bischofs begab sich ein frommer Weltpriester in das Dorf, welcher bei seinem schwierigen Unternehmen, die Verstockten Christo dem Herrn zu gewinnen, all sein Vertrauen auf Gott setzte. Doch eitel waren alle seine Anstrengungen; die Unglücklichen gaben ihm kein Gehör. Schon sah man öfters in dunkler Nacht an und über die Anhöhe, auf deren Rücken das Dorf Anko-Anko lag, Feuerflammen hinschlängeln, die aus der Tiefe der Erde hervor brachen. Dessen ungeachtet nahm die Lasterhaftigkeit zu; die Bewohner suchten sich durch Frevel zu übertreffen. Sie brachen in förmliche Raserei gegen Christus aus, um dadurch, wie sie meinten, ihre Götzen zu versöhnen, welche durch jene Flammen abmahnen wollten, das Christentum anzunehmen.
Eines Abends verließ der Priester seine Wohnung und begab sich in Begleitung des Kirchendieners zu einem Neubekehrten, um ihm die letzte Ölung zu geben, wozu er, da desselben Wohnung weit entfernt war, die ganze Nacht aufwenden musste. Als er wieder heimkehrte, war das Dorf von der Erde verschwunden. Er erkannte die benachbarten Anhöhen, die Umgebungen waren alle unberührt, das Dorf aber war weg. Der Hügel, auf welchem es lag, war wie abgetragen. An seiner Stelle war jetzt ein tiefes Tal mit zwei kleinen Seen, welche einen üblen, fast erstickenden Schwefelgeruch aushauchten, während rings herum nur Dunst lag. –
Und die Rettung eines Mädchen durch U. L. Frau
Der Priester und der Kirchendiener trauten kaum ihren Augen. Mit Schrecken gewahrten sie endlich, daß hier Gottes Strafgericht gewaltet habe. Und so war es auch. Ein ihnen bekanntes Mädchen, das kaum fünfzehn Jahre alt war, erzählte ihnen, daß ein Glutstrom plötzlich alle Gassen des Dorfes überschwemmt und Menschen wie Häuser verzehrt und in den Flammen begraben habe. „Ich habe, sprach das Mädchen, die Mutter Gottes in der Angst angerufen und plötzlich stand ein schönes Frauenbild an meiner Seite, welche mich aus der Feuerglut rettete.“ Dieses Mädchen, welches glücklicher war, als Lot zu Sodoma und Gomorrha, da es nicht einen Engel, sondern die Königin der Engel selbst zur Retterin hatte, daher es nachher von dem Volk die „Gebenedeite“ genannt wurde, – der Priester und Mesner waren vom ganzen Dorf die Einzigen, welche die Hand Gottes dem Verderben entriss. Noch lange, lange Jahre pflegte jeder, der auf der Heerstraße nach Potosi an diesem Fluch beladenen Ort vorüber zog, einen scheuen Blick in das Tal zu werfen, wo die Rache Gottes so sichtbar den gottlosen Frevel bestrafte (Balussi, spanisches Amerika) (siehe dazu auch den Beitrag: Vernichtung von Völkern wegen Sodomie)
„Maria ist die Zuflucht der Unglücklichen! Kaum hört sie sich angerufen, als sie sogleich das Gebet erhört!“ (Ludwig v. Blois.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 180 – Sp. 181