Unterricht über die Bedeutung, Anrufung und Kraft des heiligsten Namens Jesus
Welches ist die Bedeutung des heiligsten Namens Jesus?
Jesus heißt soviel als Heiland, Erretter, Erlöser. Der Engel, der den Joseph im Traum mahnte, Maria nicht zu verlassen, sprach: „Maria wird einen Sohn gebären; Dem sollst duz den Namen Jesus geben; denn Er wird sein Volk erlösen von dessen Sünden.“ (Matth. 1, 21) Weil Er also der Erlöser des Menschengeschlechtes ist, der Erretter aus den Banden der Sünde, deswegen gab Ihm Gott den Namen Jesus. „In keinem andern ist heil; es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, wodurch wir selig werden können.“ (Apg. 4,12)
Obgleich nun Jesus seinen Namen vom Himmel hatte, so wollte Er ihn dennoch auf Erden erwerben; Er wollte ihn erwerben in blutigem Kampf. Schon am achten Tage,da Ihm der Name „Jesus beigelegt wurde, floss das Blut der Erlösung gleichsam als Unterpfand, daß Er später all sein Blut für unsere Erlösung vergießen werde. Über dem Kreuz, an dem der Heiland den Feind besiegte und das Erlösungswerk vollendete, sollte daher auch der Name „Jesus von Nazareth“ prangen.
Welches ist die Kraft des heiligsten Namens Jesus?
Der Name Jesus unterwirft den ganzen Erdkreis; denn mit dieser Waffe ausgerüstet, zogen die Apostel hinaus in die Welt, verscheuchten den Satan aus seinem tausendjährigen Besitz, stürzten die Götzen, machten die Orakel und heidnischen Wahrsager verstummen und vernichteten durch zahlreiche Wunder das Reich der Finsternis. Christus sagte ja selbst: „In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, neue Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden.“ (Mark. 16, 17)
Noch täglich erzeugt der Name Jesus die wunderbarsten Wirkungen in dem Herzen jedes einzelnen. Der heilige Bernard vergleicht die Wirkungen des Namens Jesus mit denen des Öls und sagt: „Jesu Name leuchtet, wo er gepredigt wird; er nährt, wo er betrachtet wird; er lindert und tröstet, wo er angerufen wird. Dieser Name stillt die Wallung des Zornes, stimmt die Erhebung des Stolzes herab, heilt die eiternde Wunde des Neides, hemmt die Drang der Fleischeslüste, löscht aus die Flamme unlauterer Liebe, vertreibt den Durst des Geizes und reinigt das Herz von jeder Makel.“ Derselbe Heilige sagt: „Ist jemand traurig unter euch, so komme Jesus in das Herz, gehe von da an in den Mund, und siehe! Beim Anfang des Namenslichtes verschwindet jede Wolke, und Heiterkeit kehrt zurück.“ „Bist du krank“, sagt der hl. Laurentius Justiniani, „wirst du von Schmerzen bedrängt, wirst du von gotteslästerlichen Gedanken, von Verzweiflung angefallen, wirst du von Furcht und Angst erschüttert, martern dich Zweifel und Beängstigungen, so sprich oder denke nur den Namen Jesus! In aller Verlegenheit, in Gefahren, bei Schrecken, auf dem Wege, in der Einsamkeit, in Wassergefahr, wo immer du sein magst, sprich den Namen Jesus aus, aber nicht bloß mit dem Munde, sondern auch im Herzen!“
Wie soll man den heiligsten Namen Jesus anrufen?
1) Mit Andacht und Ehrfurcht. Man hüte sich doch, wenn man die Kraft des heiligsten Namens Jesus zum Heil erfahren will, vor dem leichtsinnigen, unbedachten Aussprechen des heiligsten Namens. Das Schrecklichste wäre, wenn man den süßen Namen Jesus zum Fluchen und Lästern mißbrauchte!
2) Mit gläubigem Vertrauen auf die Kraft dieses heiligsten Namens. „Alles, um was ihr den Vater in meinem Namen bitten werdet, das wird Er euch geben“ (Joh. 16, 23), sagte der göttliche Heiland selbst.
3) Mit reinem und demütigem Herzen, d. h. im Stande der heiligmachenden Gnade, im hl. Geist. „Niemand kann sagen: Herr Jesus! außer im hl. Geist.“ (1. Kor. 12, 3)
Gebet zu Jesus in allerlei Anliegen.
O holdseligster Jesus! Du Tröster aller Betrübten! Dein Name ist wie ein ausgegossenes Öl; denn Du erleuchtest diejenigen, welche in den Finsternissen und im Schatten des Todes sitzen; Du vertreibst die Blindheit der Seelen und heilest ihre Krankheiten; Du speisest und tränkest alle, welche Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit haben. Sei also, o Jesus! Auch mir Heiland und heile die Wunden meiner Seele! – O Jesus, Du Zuflucht aller Notleidenden! Sei mein Beschirmer in jeglicher Anfechtung. O Jesus, Du Vater der Armen! Sei mein Ernährer! O Jesus, Du Freude der Engel! Sei mein Trost in aller Betrübnis! O Jesus, unsere einzige Hoffnung! Stehe mir bei in der Stunde des Todes; denn kein anderer Name ist uns Menschen unter der Sonne gegeben, in dem wir selig werden können, als dein allerheiligster Name, o Jesus! Amen.
Ermahnung.
Im Brief an die Kolosser (Kol. 3, 17) ermahnt der hl. Paulus, daß wir alles, was wir tun, im Wort oder Werk, im Namen des Herrn Jesu, d. h., Ihn anrufend, Ihm zur Ehre, aus Liebe zu Ihm tun sollen. Treu sind die Heiligen dieser Lehre nachgekommen. Nach ihrem Beispiel sage oder wenigstens denke man: Dir zuliebe, o Jesus! stehe ich auf; Dir zuliebe lege ich mich nieder; Dir zuliebe, o Jesus! wache ich; Dir zuliebe will ich schlafen, essen, trinken und mich ergötzen; Dir zuliebe will ich arbeiten, reden, schweigen usw. In seinem Namen grüße man sich gegenseitig mit dem Lobspruch: „Gelobt sei Jesus Christus“. Auf solche Weise gewöhne man sich, alles im Namen Jesu zu tun, zu lassen und zu leiden und selbst die gesellschaftlichen Verhältnisse zu heiligen, und man wird daraus den Vorteil ziehen, daß alles glücklich oder wenigstens glücklicher von statten gehen und verdienstlich werden wird. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 101 – S. 102