Das Los von Sklavenkindern in Afrika

Das Los von Sklavenkindern: Zwei afrikanische Kinder, ein Junge und ein Mädchen, bitten um christliche katholische Missionierung, um dem Götzendienst zu entfliehen

Beispielsammlung aus der Heidenmission für den christlichen Unterricht

Das Los von Sklavenkindern

Los eines Sklavenmädchens in Afrika

Unsere Kinder in Europa haben gar keine Ahnung von dem furchtbaren Elend ihrer kleinen schwarzen und braunen Brüderchen und Schwesterchen in Afrika, die von wilden Sklavenjägern oft schon in frühester Jugend geraubt werden. Das Schicksal dieser armen Kinder erzählt der hochwürdige Pater Gorja in einem Schreiben an den Apostolischen Vikar von Nordnyanza, Bischof Streicher:

Unser kleines Spital war eben vollendet, und ich dachte bereits daran, einige Pfleglinge aufzunehmen, als mir ein Mädchen von etwa zehn Jahren zugeführt wurde, dessen Gesicht vom Krebs furchtbar entstellt war und fast nur die Augen noch sehen ließ. Armes Kind! Es hatte in seiner Heimat in den Kokibergen von den Weißen in der Mission U. L. Frau vom Siege sprechen hören und vernommen, dass dieselben stets bereit seien, Wunden zu heilen und alles Elend zu lindern. Ohne sonst etwas zu wissen, machte sich das Kind auf, um uns zu finden.

Die Geschichte des Mädchens ist dieselbe wie so vieler armen Sklavenkinder Afrikas.

Schon früh war es von der Mutter getrennt und wie diese verkauft worden. „Mein Herr hatte nicht das geringste Mitleid mit uns“, erzählte das unglückliche Kind. „Kam ich aus dem Wald heim, so fand er meine Holzlast zu klein, und ich bekam Stockschläge; kam ich vom Fluss, so hatte ich zu wenig Wasser gebracht und wurde abermals geschlagen. Zu Hause und im Feld forderte man von mir die Arbeit eines Erwachsenen, und wenn ich das Unglück hatte, krank zu werden, so war der Stock das einzige Heilmittel, das man anwandte. ‚Falls du dich nicht zufrieden gibst‘, drohte der Herr, ’so lasse ich dich im Wald aussetzen; dort werden die Hyänen dich fressen.‘

Siehe, Pater, meine Wunden und zähle sie, wenn du kannst.“ In der Tat zeigten die Glieder des armen Kindes noch deutlich die Spuren der grausamen Behandlung. „Ich konnte es“, erzählte das Mädchen weiter, „nicht mehr ertragen und wartete nur, dass der Tod mich erlöse. Da hörte ich von euch reden. Wenn es mir nur gelingt, dorthin zu kommen, sagte ich zu mir selbst, so bin ich gerettet. Hier bin ich nun; nimm mich als Sklavin an, mache mit mir, was du willst, nur stelle mich nicht meinem Herrn zurück.“ – Der Schutzengel hatte das arme Kind gut geführt. Pater Gorja rief Monika, die Leiterin des Spitals, und übergab ihr den Flüchtling. Es war der erste Pflegling des neuen Spitals. –

„Heute“, erzählt der Pater, „trägt Sabadu, so hieß das Mädchen, den Namen Agnes. Sie trägt am Hals ein Kreuzlein und den Rosenkranz, das Abzeichen der Christen, und erbaut alle durch ihre Frömmigkeit. Ruhig und heiter inmitten der Kranken, die um sie herum leiden und sterben, erträgt sie geduldig die Leiden ihrer schrecklichen Krankheit, die langsam sie verzehrt, und wartet auf die Stunde ihrer Auflösung, die sie zu einem besseren Leben führt. (KM 1904, 65)

Ein müdes Sklavenkind wird tot geschlagen

In Tripolis (Afrika) herrscht leider der Sklavenhandel noch in ganzer Grausamkeit. Pater Liekens berichtet in einem Schreiben hierüber wie folgt:

„Der Sklavenhandel wird in diesem armen Land wie ehedem betrieben. Der Markt unserer kleinen Stadt wimmelt von Sklavenhändlern, während lange Karawanen von den Grenzen des französischen und englischen Sudan hier ankommen, um sie mit ‚Ware‘ zu versehen. Mit seltenen Ausnahmen hält jede Familie Benghazis einen oder zwei Sklaven zu ihrer Bedienung. Die Beduinen machen die Sklaven zu Schaf- und Rinderhirten. Und wie werden diese armen Geschöpfe von ihren Herren behandelt! Eine Tatsache!

Neulich kaufte ein Beduine zwei Kinder um einen Spottpreis. Dann zog er mit ihnen durch die Sahara. Unterwegs sank eines der Kinder, das kaum zehn Jahre alt war, von Hunger und Ermattung erschöpft zu Boden. Wütend schlug es der Unmensch mit seinem Stock, um es weiter zu treiben. Da das Kind sich unmöglich weiterschleppen konnte, nahm er einen Knüttel, schlug es auf der Stelle tot und ließ es in seinem Blut liegen. –

Entrüstet erzählte ich diese Tatsache einem andern Sklavenhändler: „Und ihr Europäer“, entgegnete er, „was tut ihr denn mit dem Vieh, das ihr auf dem Markt gekauft habt? Kann nicht jeder damit anfangen, was er will? Kann er es nicht töten, wenn’s ihm so beliebt? So verfahren wir hierzulande mit den Sklaven. Sie müssen eben das Schicksal annehmen, das ihnen bestimmt ist.“ Es besteht hier für diese Ärmsten kein schützendes Gesetz. Sie sind oft noch schlimmer daran als das Vieh. (Aus allen Zonen 1911, 90) –
aus: Hermann Fischer SVD, Beispielsammlung aus der Heidenmission für den christlichen Unterricht, 1922, Bd. 2, S. 12 – S. 14

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