Beispielsammlung aus der Heidenmission für den christlichen Unterricht
Heiden suchen den wahren Glauben – Missionsgedanken
Wer nicht glaubt, wird verdammt werden. (Mk. 16,16) Mit diesen Worten ist die entscheidende Notwendigkeit des Glaubens für jeden Menschen vom göttlichen Heiland selbst ausgesprochen. Auch der erwachsene Heide kann ohne Glaube nicht gerettet werden. „Ohne Glaube ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, daß er ist, und denen, die ihn suchen, ein Vergelter ist.“ (Hebr. 11, 6) Der übernatürliche Glaube an den einen wahren Gott, der das Gute belohnt und das Böse bestraft, ist unerläßlich notwendig zur ewigen Seligkeit.
„Der Glaube aber kommt aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi.“ (Röm 10, 17) Der ordnungsmäßige und normale Weg, die Heiden zum wahren Glauben zu führen, ist die Belehrung durch Glaubensboten. „Geht hin, lehrt alle Völker… und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe.“ (Mt. 28, 19. 20.) Die Apostel und ihre Nachfolger haben von Christus den Auftrag und die Pflicht erhalten, die Heidenwelt zur Erkenntnis Gottes zu führen.
Was geschieht aber mit den sterbenden Heiden, zu denen nie die Verkünder des christlichen Glaubens gekommen sind? Jährlich sterben 30 Millionen Menschen, fern von der wahren Lehre Jesu Christi und ohne äußeren Anschluss an seine Kirche. Wohin gehen ihre Seelen? – Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir die Glaubenslehre zu Hilfe nehmen: „Gott will, daß alle Menschen selig werden“, und deshalb gibt er jedem Menschen die hinreichende Gnade, dies Ziel zu erreichen. – Es kommt kein Heide ohne volle eigene Schuld in die Hölle; jeder erhält die praktische Möglichkeit, in den Himmel zu kommen. – Über die Art und Weise, wie Gott auch den elendigsten und vergessensten Heiden seine Heilsgnaden anbietet und wie viele Heiden wohl auf diesem Wege gerettet werden, ist uns verborgen.
Die Pflicht der Ausbreitung des wahren Glaubens unter allen Völkern der Erde bleibt unter allen Umständen und in ganzer Strenge für die Christenheit bestehen, auch wenn Gott auf außergewöhnlichem, uns verborgenem Wege sehr viele Heiden zu seiner Erkenntnis und zum ewigen Heil führt. Es ist Gottes Gebot, das uns zum Missionsdienst verpflichtet, und die mündliche Verkündigung des wahren Glaubens ist und bleibt stets der normale Heilsweg.
Wenn aber auch viele Heiden ohne äußeren Anschluss an das Reich Jesu Christi gerettet werden, so bleibt es doch durch alle Ewigkeit ein großer Verlust, daß sie nicht zeitlebens im wahren Glauben und mit seinen reichen Gnadenmitteln für den Himmel gewirkt haben. Wieviel größer wäre ihre Seligkeit geworden, und so manche gute Werke zur Ehre Gottes sind ungeschehen geblieben.
Es muss uns also stets eine Herzenssache sein, das heilige Missionswerk zur Ausbreitung des wahren Glaubens nach Kräften zu fördern.
Chinesische Heiden suchen den wahren Glauben
Ein Missionar berichtet aus Südschantung in China:
„Sechzig Jahre habe ich nach dem richtigen Weg gesucht“, sagte mir einmal eine gute Alte, „und endlich habe ich den wahren gefunden.“ – Viele Sekten haben, wie ein christlicher Chinese mir erzählte, eine Prophezeiung, in der es heißt: „Wenn ihr einen Lehrer sehr, der auf Pferden reitet und beim Lehren ein weißes Gewand trägt, so folgt ihm; er zeigt den rechten Weg.“ In Tjasiang sind mehrere Dörfer deshalb christlich geworden, weil sie den Missionar in Tschoutjaschuang bei der Predigt so erblickten. Bekannt ist auch der interessante Fall, der Pater Freinademetz passierte. Zwei Sektenhäupter aus der Präfektur Schensien kamen zu ihm nach Jüta und meldeten sich zum Christentum. Sie hatten in ihrer Versammlung ihre Götzen nach dem wahren Weg gefragt und die Antworten erhalten, sie sollten nach Osten gehen. Sofort gingen zwei Führer ab und trafen die Christen in Zantscheli beim Gebet. Pater Freinademetz war dort, und sofort baten sie ihn um Aufnahme. Gerade diese Christen zählen zu den besten. Sie nehmen es mit dem heil ihrer Seele meist sehr ernst und fühlen sich recht glücklich, nachdem sie das Christentum angenommen.“ (STMB 1901, 39)
Ein chinesischer Arzt findet nur im katholischen Glauben den Seelenfrieden.
Ein Arzt aus Zikawei in China, dem das Los seiner Seele nicht gleichgültig war, hatte eifrig in religionswissenschaftlichen Büchern nach der Wahrheit geforscht. Aber alles Gute und Schöne, was diese ihm auch boten, vermochten seinen Geist nicht zu befriedigen und die Leere seines Herzens auszufüllen. Er entschloss sich daher, eine weite Reise zu unternehmen. In einer der Haupstädte der Provinz begab er sich zu einer berühmten Pagode, wo ein achtzigjähriger Bonze im Ruf großer Heiligkeit und Gelehrsamkeit lebte. Der Arzt wurde alsbald sein Schüler und erklärte sich zu allem bereit, sogar damit, ein Bonze zu werden, wenn er nur den Frieden seiner Seele erlangen könnte. Oft und lange sprachen sie zusammen von geistlichen Dingen; aber weit entfernt, daß der junge Doktor Klarheit erhielt, wurde er nur noch von größerer Finsternis umhüllt. Endlich gestand sein geistlicher Führer offen seine Unwissenheit. Er fügte jedoch, wohl nicht ohne göttliche Eingebung, bei: „Willst du Auskunft haben über diese Schwierigkeiten, so suche sie bei den Christen; sie allein können sie dir geben. Ja, mein Sohn, hüte dich unter allen Umständen, von der Religion ‚des Herrn des Himmels‘ Übles zu reden; sie ist unserer vollen Verehrung wert.“ Staunend sah hierauf der Arzt den Bonzen an uns sagte: „Aber, Meister, wenn es so ist, so vergrößert sich meine Verwirrung nur noch; denn wie kommt es dann, daß du, der du so vollkommen bist, kein Christ geworden bist?“ – „Ach“, erwiderte der Bonze, „ich muss eben Reis (etwas) zu essen haben. Meine Eltern waren arm und haben mich, um mir das Elend zu ersparen, schon in früher Kindheit hierher gebracht. Würde ich nun in meiner Stellung meine Religion ändern, so würde ich sicherlich gesteinigt werden.“ – Mehr bedurfte es für den Arzt nicht. Er kam nach Hause, setzte sich mit den Christen in Verbindung und wurde bald samt seiner Frau und einem elfjährigen Knaben ein eifriger Christ. Er verbrannte alle seine Götzen und war nun ein Muster der Frömmigkeit. (ADG 1856, 228) –
aus: Hermann Fischer SVD, Beispielsammlung aus der Heidenmission für den christlichen Unterricht, 1922, Bd. 1, S. 14 – S. 15; S. 19 – S. 20