Jesus Christus ist König aller Völker

Jesus Christus, Gottmensch, Christkönig und Weltenherrscher, ein byzantinisches Bild von Christus

Die Ziele der katholischen Weltmission

Jesus Christus ist der König aller Völker

Auf der Gerichtshaustreppe des Pilatus vollzieht sich das erschütternde Ecce-Homo-Drama.
Bist Du, armer Schmerzensmann, trotz Spottmantel und Dornenkrone vielleicht doch ein König? – Pilatus stellt diese Frage. Da richtet sich die gebeugte Gestalt auf, aus den Blut umflossenen Augen leuchtet Ewigkeitsglanz, und von den verdorrten Lippen erklingt die majestätische Antwort: „Du sagst es; ja, ich bin ein König! Dazu bin ich geboren und in die Welt gekommen, daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe.“ (Joh. 18, 37)

Als Gottmensch ist Jesus Christus über alle. Er ist das geborene Haupt aller Gewalten und Mächte (Kol. 2, 10). Durch die persönliche Vereinigung mit der zweiten göttlichen Person wohnt in ihm die Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol. 2, 9); dadurch ist er zum Gott-König gesalbt. Alle Ehren und Würden des königlichen Amtes kommen ihm von Natur aus zu, denn er ist der Eingeborene eines königlichen Vaters, der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens (Hebr. 1, 3); er nimmt teil an dessen ewigem Königtum wie an seiner königlichen Herrschermacht. Die Könige, die an seiner Krippe knien, sind ein Symbol. So müssen alle Könige und Machtgewaltigen, alle Engel und Menschen ihm huldigen.

Der Gottmensch Jesus Christus ist König, weil er Herr der ganzen Schöpfung ist; denn „durch ihn ist alles gemacht, was gemacht worden“ (Joh. 1, 3). Schon vor dem Schöpfungsmorgen war er das Urbild aller Schöpfungswerke, „das Ebenbild Gottes des Unsichtbaren, der Erstgeborene aller Schöpfung. In ihm ist alles erschaffen, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten, alles ist durch ihn und für ihn erschaffen. Er aber ist vor allem, und durch ihn hat alles seinen Bestand“ (Kol. 1, 15-18) Als er darum in diese Welt kam, kam er nicht als Fremdling, sondern „ er kam in sein Eigentum“ (Joh. 1, 11), um die Erbschaft der Welt anzutreten, über die der Vater ihn gesetzt hat (Hebr. 1, 2)

Doch die Revolution der Sünde herrschte in der Welt. Wie Luzifer im Himmel droben, so hatte sich der Mensch hienieden von seinem Gott losgesagt. „Non serviam Ich will nicht dienen!“ Der Abfall war auf der ganzen Erde vollzogen, selbst das Auserwählte Volk ehrte seinen Gott nur mehr mit den Lippen; den Herzen war er fremd geworden. Die Menschheit hatte aber für diesen Frevel die bittere Frucht jeder Revolution geerntet; der Friede war von ihr gewichen sie war verarmt an jedem wahren Lebensglück.

Jesus Christus übernahm die Aufgabe, sein Erbreich zurück zu erobern, sein Königtum in der Welt wieder herzustellen und der Menschheit den Frieden und die Wohlfahrt wiederzugeben. Als siegreiches Schwert diente ihm die Macht seiner göttlichen Liebe. Wir wissen, wie er seine Aufgabe löste.

Der König im Blutgewand auf der Terrasse des Pilatus ist ein Held in Wunden. Er steht dort mitten im Kampf ums eine Königsherrschaft, um das Gottesreich in den Menschenseelen. Satan mit seinem Kriegsheer, die Welt mit ihren Leidenschaften, Sünde und Tod sind seine Gegner. So riesengroß aber ihre Macht auch ist, er überwindet sie alle, Sein Schwert ist unwiderstehlich.

Wunderbarer König! Du siegst, indem Du unterliegst; sterbend triumphierst Du über Deine Feinde, und vom Kreuz herab ziehst Du alle an Dich“ Dein Sieg ist vollkommen: Satans Macht ist gebrochen, die Schuld der Welt ist ausgelöscht, die Sünde ist überwindbar geworden, der Tod muss seine Beute herausgeben, die Tore zum ewigen Leben hast Du der Menschheit weit aufgestoßen.

So hat denn der Vater „durch seinen Sohn alles mit sich versöhnt, indem dieser Frieden stiftete durch das Blut seines Kreuzes“ (Kol. 1, 20). Darum krönt der Vater den Sohn und erhebt ihn auf den Königsthron der Ewigkeit: „Setze Dich zu meiner Rechten!“ (Ps. 109, 1) „Dein Thron steht immer in alle Ewigkeit; ein Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter Deines Reiches“ (Hebr. 1, 8). Und „er hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, damit im Namen Jesu sich beuge jedes Knie aller Wesen im Himmel, auf und unter der Erde und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus der Herr zum Preise des Vaters ist“ (Phil. 2, 911). Alle Gewalt ist dem göttlichen Königssohn übertragen im Himmel und auf Erden (Mt. 28, 18), daß er herrsche als König der Gerechtigkeit und des Friedens (Hebr. 7, 2). „Auf seinem Kleid und seinen Hüften steht geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“ (Offb. 19, 16)

So hat Jesus Christus ein doppeltes Anrecht, König der Menschheit zu sein. Er ist ihr Schöpfer und Herr, ihr Erstgeborener und ihr Haupt. Das ists ein ewiger Königstitel. Dann hat er in der Zeit sie sich neu erworben und erkauft mit seinem Blut, mit den Purpurwellen seines Herzens. Einen kostbareren Kaufpreis kann niemand zahlen; heiligere und unantastbarere Besitztitel kann es nicht geben. Die Menschheit ist ausschließlich sein Eigentum, sein Reich geworden.

Freilich ist dies Reich nicht von dieser Welt. Sein Reich muss unvergänglich und unsterblich sein, wie sein Königtum es ist. Darum gründete er vor seinem Abschied aus dieser Welt das überweltliche Reich der Gnade und Gotteskindschaft, das ewigen Frieden und Unsterblichkeit verleiht. Darin will er alle Erlösten sammeln, die sich seiner milden Herrschaft unterwerfen. Niemand ist davon ausgeschlossen; im Gegenteil, alle sind dringend eingeladen. Seit 1900 Jahren schickt der große König seine Boten durch die ganze Welt: „Gehet und lehret alle Völker und taufet sie!“ Ladet ein und sprecht in meinem Namen: „Kommet alle zu mir, ich will euch erquicken und beglücken!“ Sprengt wie ich die Fesseln der Sünde und des Fluches, heilt und befreit und tragt die Botschaft meiner Liebe bis an die Grenzen der Erde. Ich will König und Mittelpunkt aller Herzen werden!

So ist also das katholische Missionswerk Werbearbeit für die Königsherrschaft Jesu Christi unter jenen Völkern, die sich seinem Zepter noch nicht gebeugt haben. Ein großartiges Ziel offenbart sich uns da. Christus muss herrschen und endlich triumphieren – im seinetwillen und der Seelen willen. Ihm gebührt die Herrschaft und die Königswürde wie im Himmel, also auch auf Erden. Den Menschen aber bringt sie Freiheit und Unsterblichkeit.

Seit zweitausend Jahren wogt nun schon das Ringen um die Königsherrschaft Jesu Christi in der Welt. Vom Himmelfahrts-Berg wie von einem Feldherrn-Hügel aus gab der göttliche König den Befehl zum Vorrücken: „Ihr sollt meine Zeugen sein… bis an die Grenzen der Erde!“ Da zog seine erste treue Kämpferschar aus zur Eroberung des Erdkreises für Christi Reich. Weitere Scharen schlossen sich ihnen nach und nach an, Freiwillige aus allen katholischen Nationen, entflammt von jugendfroher, opferstarker Liebe zu diesem herrlichen König und hoch begeistert von der unvergänglichen Größe seines Welt umspannenden Eroberungsplanes. Die Front dehnte sich von Jahrhundert zu Jahrhundert weiter aus und rückte vor auf der ganzen Linie.

Wahrlich, ehrenvoll und herrlich ist es, an der Ausbreitung und Mehrung des Königreiches Christi mitzuarbeiten. Nie gab es einen herrlicheren und würdigeren König, nie eine heiligere Lebensaufgabe, nie ein größeres Ziel, nie einen sicheren und ruhmreicheren Erfolg. Denn Christus wird schließlich herrschen bis an die Grenzen der Erde, König aller Völker sein; sein Vater hat ihm ja die Nationen als Erbteil gegeben

Wenn der Tag seines endgültigen Sieges angebrochen ist, dann wird er wiederkommen in großer königlicher Macht und Herrlichkeit, den Erdkreis zu richten. Mit welchem Frohlocken werden dann jene vor ihm stehen, die für seinen königlichen Triumph und den Sieg seines Reiches im heiligen Missionsdienst ihre Kraft und ihr Leben eingesetzt haben! Wahrlich, das war eine würdige Lebensaufgabe! –
aus: Hermann Fischer SVD, Jesu letzter Wille, 1923, S. 63 – S. 67

Bildquellen

Verwandte Beiträge

Standhafter Glaube unter chinesischen Christen
Buch mit Kruzifix
Das kleine Gehirn großer Herren